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Volk und Wirtschaft

Wie steht es nun um die russische Wirtschaft nach 2 Jahren Krieg?

Jürgen Klute
Theologe, Publizist und Politiker
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Jürgen KluteMontag, 08.04.2024

Wie kann man auf eine militärische Aggression reagieren, ohne den militärischen Konflikt zu eskalieren? Das ist eine Kernfrage einer an diplomatischer Konfliktlösung orientierten Politik. Die Möglichkeiten sind überschaubar. Als wirkungsvollste Maßnahme setzen vor allem etliche Staaten auf Wirtschaftssanktionen. So geschah es auch nach dem Angriff der russischen Armee auf die Ukraine im Februar 2022. Viele hofften damals, dass die russische Wirtschaft durch Sanktionen schnell die Luft ausgehen würde. Das ist jedoch bisher nicht geschehen.

In dem hier verlinkten Artikel versucht die Wirtschaftsredakteurin der taz, Ulrike Herrmann, eine Zwischenbilanz der Wirkung der westlichen Wirtschaftssanktionen gegen Russland zu ziehen. Die russische Wirtschaft verzeichnet seit Kriegsbeginn erstaunliche Zuwächse. Herrmann sieht darin allerdings kein nachhaltiges Wachstum und blickt in ihrem Artikel hinter die Statistiken, also auf die Prozesse, die zu diesem auf den ersten Blick erstaunlichen nominellen Wachstum geführt haben. Daher kommt sie zu einer weniger optimistischen Einschätzung der russischen Wirtschaft als die frühere Moskauer Zentralbank-Beraterin Alexandra Prokopenko kürzlich in einem Interview in DER SPIEGEL (leider hinter der Paywall) , auf das Herrmann auch kurz eingeht.

Ergänzung vom 08.04.2024

Sanktionen zehren an Russlands Wirtschaft – und kosten Putin wohl enge Verbündete. Von Bona Hyun (Frankfurter Rundschau).

Wie steht es nun um die russische Wirtschaft nach 2 Jahren Krieg?

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Kommentare 6
  1. Lutz Müller
    Lutz Müller · vor 7 Monaten

    Ulrike Herrmann trifft ihre Einschätzungen datenbasiert und argumentiert verständlich, wobei sie betont, dass es sich um die offiziellen Statistiken handelt. Außenhandelsdaten werden geheim gehalten, auch bei anderen Angaben kann vermutet werden, dass sie geschönt sind. Die reale wirtschaftliche Lage in den Zentren kann von internationalen Medien eher beurteilt werden, als die in der Provinz.

    Für den Außenhandel können ergänzend die Eurostat-Daten der Jahre 2021, 2022 und 2023 herangezogen werden.
    EU-27 Warenimporte aus RF: 164 – 203 – 51 Mrd. Euro
    darunter Deutschland: 33 – 36 – 3,7
    Also noch 2022 stiegen die Importe der EU kräftig an, erst im Folgejahr spiegelte sich die Dynamik der Gasimporte im Rückgang des Gesamtvolumens wider.

    EU-27 Warenexporte nach RF: 89 – 55 – 38
    darunter Deutschland: 27 – 15 – 8,9

    Quellen: https://ec.europa.eu/e... ; https://www-genesis.de...

    Das Interview mit Alexandra Prokopenko ist auf SPIEGEL International in englischer Sprache frei verfügbar: https://www.spiegel.de...
    Hat mich nicht überzeugt, nicht faktenbasiert.
    Sie sagt, Geheimnisträger hätten Schwierigkeiten bei der Ausreise bekommen. Welche Funktion hatte sie in der Zentralbank? Mit Ausbildungshintergrund Soziologie hatte sie bereits während ihrer journalistischen Tätigkeit für die Staats-/staatsnahen Medien TASS und Vedomosti Insiderwissen über die Wirtschaft erworben (vgl. https://www.zois-berli... ; unten auf der Seite ein Button zu einer Publikationsliste).

    Doch ihre Argumentation im Interview ist schwach. Wenn sie im Spiegel die Good governance lobt:
    „Putin has clearly understood that great empires such as the Czarist Empire and the Soviet Union perished due to poor economic management. That is why he makes sure that the management of the Russian economy is as non-ideological as possible and remains in the hands of experts. Putin trusts them completely and does not interfere in the operational business.“,
    dann verschweigt sie,
    dass das Vertrauen nicht blind, sondern totaler Kontrolle geschuldet ist,
    dass rationale Entscheidungen im Interesse des Geldverdienens am Krieg getroffen werden
    und dass der Unzufriedenheit des Volkes nicht mit guter Wirtschaftsführung, sondern mit Repressionen begegnet wird.

    Genauer hat Prokopenko das politische Entscheidungssystem in diesem früheren Artikel beschrieben: https://carnegieendowm...

    Ihre wiederholt geäußerte Idee, der Westen möge anstelle der Sanktionen den Kapitalabfluss aus Russland fördern, ist vollkommen realitätsfremd. Für das Großkapital wird dies Putin niemals dulden, und für Kleinanleger gibt es kaum Alternativen zum russischen Kapitalmarkt. Auch ausländische Vorkriegsinvestitionen stecken in russischen Unternehmen fest: https://www.capital.de...

    Exemplarisch ist das Gezerre um die Verwendung der Erlöse aus dem Verkauf des Londoner Fußballklubs Chelsea F.C.
    Fortsetzung ...

    1. Lutz Müller
      Lutz Müller · vor 7 Monaten

      Exemplarisch ist das Gezerre um die Verwendung der Erlöse aus dem Verkauf des Londoner Fußballklubs Chelsea F.C. Dessen Voreigentümer Roman Abramowitsch hatte im März 2022 vage Zusagen gemacht, Hilfen für ukrainische Kriegsopfer zu gewähren. Darüber wird bis heute verhandelt. https://www.faz.net/ak...
      Abramowitsch, der die russische, israelische und portugiesische Staatsbürgerschaft besitzt, steht unter Sanktionen, darf nicht mehr nach Großbritannien einreisen und lebt wieder in Moskau.

  2. Robert Döring
    Robert Döring · vor 7 Monaten · bearbeitet vor 7 Monaten

    Leere Regale ? Eier ?

    Junge Menschen in Russland essen Kartoffeln mit Kartoffeln. Dazu Wasser. Manchmal etwas Kartoffel zum Wasser. Und wer jetzt sagt "Jaja, die Russen und ihr Vodka" irrt. Kartoffeln.

    Warum ? Weil es nichts anderes gibt. Weil man sich nichts anderes leisten kann - ausser man geht zur Armee, oder arbeitet in kriegswichtigen Betrieben.

    Und warum passiert nichts ? Ganz einfach : Angst.
    Es braucht nicht Auswege für Oligarchen: es braucht Auswege für junge Menschen. Andere Auswege als Armut oder die Armee...

  3. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor 7 Monaten

    Das halte ich für relativ realistisch:

    "Es ist die Aussage Siluanovs, die am besten die Frage beantwortet, wie es der russischen Wirtschaft und den Bürgern des Landes geht – und auf absehbare Zeit gehen wird. Der Krieg hat seinen Preis, und die Sanktionen sowie die westliche Unterstützung der Ukraine haben ihn hochgetrieben. Das ändert zwar nichts daran, dass es der russischen Wirtschaft dieses Jahr relativ gut geht und sie laut Internationalem Währungsfonds um 2,2 Prozent wachsen wird.

    Aber der Krieg bringt Verzerrungen mit sich, deren Folgen erst mit der Zeit sichtbar werden. Schon allein die Ausrichtung der Wirtschaft auf den Krieg und die damit einhergehende Geheimhaltung der Zahlen macht das BIP zu keiner guten Messgröße, wie Putins Ex-Wirtschaftsberater Andrej Illarionov schon Ende letzten Jahres im WELT-Interview sagte.

    Aktuell sind die Ausgaben für Militär und Rüstung ein Wachstumsmotor. „Die enorme Erhöhung der Militärausgaben befeuert einen Rüstungsboom, der gemeinsam mit stark steigenden Reallöhnen aufgrund des akuten Arbeitskräftemangels die Konjunktur nach oben zieht“, sagt Vasily Astrov, Russland-Experte des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW).

    Die Arbeit in der Rüstungsindustrie ist vor allem für junge Männer attraktiv, weil sie vor der Einberufung an die Front schützt. Und weil die Rüstungsunternehmen übers Land verstreut sind, erleben Provinzgegenden einen starken Aufschwung.

    Die Arbeitskräfte fehlen allerdings in anderen Branchen der Privatwirtschaft. Auch fehlen ihr die westlichen Hightechbauteile, die – sofern sie ins Land kommen – prioritär für die Rüstungsindustrie bestimmt sind. Das werde zu einer „Primitivisierung“ der russischen Wirtschaft führen, erwartet WIIW-Experte Astrov. Und dadurch dürften mittelfristig die Wachstumsaussichten Russlands begrenzt werden.

    Der Preis für den Krieg ist hoch und das Leben komplizierter geworden. Die schwache Handelsbilanz hat den Rubel im Sommer tief nach unten gedrückt, was zwar der Regierung für die Budgetplanung zupasskommt, aber das Leben für die Menschen, sofern sie Importwaren kaufen oder ins Ausland reisen, verteuert. Der schwache Rubel und die teure Neuausrichtung immer komplizierterer Lieferketten infolge der Sanktionen treiben die Inflation an.

    Zu ihr tragen im Übrigen auch Russlands nun bevorzugte Handelspartner in Asien bei. Der Moskauer Bürgermeister, Sergej Sobjanin, hielt im September ernüchtert fest, dass die östlichen Länder im Vergleich zu den westlichen „noch härter sind. Wir haben dort bereits einen ernsthaften Krieg, einen Wirtschaftskrieg“, sagte er. Die östlichen Länder würden ihre eigenen Produzenten präferieren, sprich Dumping betreiben. Und überhaupt wolle niemand von diesen Ländern Russland moderne Technologien schenken, die es im Westen nicht mehr bekomme. Im besten Fall würden sie zum doppelten Preis verkaufen."

    https://www.welt.de/wi...

  4. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor 7 Monaten

    Hier eine Statement von einem "Insider". Schwer einzuordnen. Zumindest sollte man diese Meinung kennen:

    "WELT: Wie lange reicht Russland das Geld für den Krieg?

    Vyugin: Die Frage ist künstlich. Für einige Jahre reicht das Geld leicht. Und in Wirklichkeit reicht es immer. Es gibt viele Hebel, um zu Geld zu kommen. Der stärkste ist eine Steuererhöhung. Erst wenn die Rüstungsausgaben von den derzeitigen sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf 20 Prozent wie in der Sowjetunion hinaufgesetzt würden, dann würde die Wirtschaft wirklich eingehen.

    WELT: Speziell die USA schärfen bei den Sanktionen insofern nach, als sie Druck auf jene Länder machen, die die Sanktionen umgehen helfen. Wird es für Russland enger?

    Vyugin: Es macht sicher hellhörig, weil es die neu aufgebauten Handels- und Finanzierungswege mit befreundeten Ländern wie China behindert. Aber ich denke, es werden neue Wege gefunden. Sie werden halt immer teurer.

    WELT: Was macht Sie sonst noch hellhörig in der russischen Wirtschaft und Wirtschaftspolitik?

    Vyugin: Dass die Importsubstitution in wichtigen Bereichen wie Elektronik oder Chipfertigung praktisch nicht gelang. Das wäre aber die Basis der Wirtschaft, um konkurrenzfähig zu sein. Aber es dauert auch Jahrzehnte, um so weit zu kommen, wie das Beispiel China zeigt. Russland kann das vielleicht erreichen, aber es braucht sehr viel Zeit dafür. Das ist ganz natürlich und heißt nicht, dass die Russen das weniger kapieren oder nicht arbeiten mögen. Hellhörig macht auch der Arbeitskräftemangel, da zur demografischen Situation noch der Brain-Drain kommt.

    WELT: Die Verstaatlichung von Unternehmen lässt Sie nicht aufhorchen?

    Vyugin: Doch. Den Medien ist zu entnehmen, dass in den vergangenen zwei Jahren 180 Unternehmen verstaatlicht wurden. Man kann bisher allerdings nicht sagen, dass hier systematisch vorgegangen wird. Jeder Einzelfall wird anders erklärt.

    WELT: Sie kennen die russische Wirtschaftselite durch und durch. Welche Stimmung herrscht dort? Was beschäftigt und beunruhigt sie?

    Vyugin: Über Politik redet sie auf keinen Fall – es sei denn, zu Hause in der Küche. Die großen Unternehmer versuchen wirtschaftlich etwas voranzubringen – kaufen was, verkaufen was.

    WELT: Ich nehme an, dass die Tycoons unzufrieden sind: Sie hatten ihre Häuser und ihr Geld im Westen. Ihre Kinder studierten in London…

    Vyugin: … wahrscheinlich sind sie unzufrieden. Natürlich. Aber was sollen sie tun?

    WELT: Sind sie zornig auf den Westen, der sie von dort hinausgedrängt hat?

    Vyugin: Nicht unbedingt zornig. Die intellektuelleren Tycoons unter ihnen – also nicht die Gauner – denken, dass der Westen idiotisch und dumm gehandelt hat. Der Ökonom Inozemcev hat das am deutlichsten und besten erklärt: Statt die russische Elite mit ihrem Geld zu sich zu locken, hat der Westen sie mit ihrem Geld nach Russland zurückgetrieben. Und das ist für die russische Wirtschaft von Vorteil. Die Unternehmer sind Leute, die dort arbeiten, wo sie die Möglichkeit dazu haben."

    https://www.welt.de/wi...

  5. Hartmut Bischoff
    Hartmut Bischoff · vor 7 Monaten

    Die eigentliche Quintessenz wird ausgelassen: Nur ein Wahlsieg von Donald Trump (und in dessen Kielwasser einer von Marie Le Pen in Frankreich) kann Herrn Putin noch retten.
    Die Kriegsfront ist genau deshalb (ganz modern) multidimensional.

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