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Volk und Wirtschaft

Warum wählen US-AmerikanerInnen Donald Trump?

Jürgen Klute
Theologe, Publizist und Politiker
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Jürgen KluteDonnerstag, 05.11.2020

In deutschen Medien wird Donald Trump gerne als irrer oder verrückter Typ dargestellt. Am 3. November 2020 veröffentlichte beispielsweise der Spiegel einen Artikel über Trump unter der Überschrift "Trump zeigt drei Persönlichkeitsstörungen zugleich" (Achtung: Bezahlartikel).

Diesem Bild entsprechen dann auch oft die Darstellungen der AnhängerInnen und WählerInnen von Trump: Auf Bildern tauchen regelmäßig völlig irre oder schräge Typen auf.

So entsteht ein Bild von der US-amerikanischen Gesellschaft, als wäre sie zu erheblichen Teilen nur bedingt zurechnungsfähig. Die hohe Zustimmung für Trump bei seiner zweiten Wahl erscheint als irrational und ganz und gar unverständlich.

Heike Buchter schiebt in ihrem Artikel, der in der Zeit erschienen ist, dieses verbreitete Zerrbild von Trump und seinen WählerInnen beiseite und macht den Blick frei auf die ökonomischen Zusammenhänge, die hinter der Zustimmung zu Trump stehen. Dann zeigt sich sehr schnell, dass die WählerInnen keineswegs irrational handeln.

Vor der Pandemie war die Arbeitslosigkeit unter schwarzen Amerikanern und Latinos so niedrig wie nie seit Beginn der Aufzeichnungen des Arbeitsministeriums. Die Armut war auf ein 17-Jahrestief gesunken. Das mittlere Haushaltseinkommen war unter Trump auf knapp 62.000 Dollar gestiegen, so hoch wie nie.

Schreibt Heike Buchter. Ob diese Entwicklung tatsächlich auf Trump zurückgeht oder ob es sich hier nicht vielmehr um Spätfolgen der Regierung von Barak Obama handelt, ist eine andere Frage, wie Buchter anmerkt. Die für Wahlen entscheidende Frage ist allerdings nicht, wer was tatsächlich gemacht hat, sondern wem die WählerInnen eine solche für sie positive ökonomische Entwicklung zurechnen. Ein erheblicher Teil der Wählerinnen rechnet sie offenbar Trump zu. Diese Zurechnung mag falsch sein (und m.E. ist sie es auch), aber die Schlussfolgerung ist dennoch eine an ökonomischer Rationalität orientierte und eben keine irrationale.

Dass die hohe Zustimmung zu Trump nicht Folge grenzdebiler WählerInnen ist, sondern eindeutig eine Folge ökonomischer Entwicklungen, unterstreicht auch eine Analyse von Ulrike Herrmann in der taz vom 05. November 2020: „ Donald Trump und die Wirtschaft: Nur die Reichen haben profitiert“ Herrmann setzt mit ihrer Analyse einen etwas anderen Akzent als Buchter, kommt aber wie Buchter zu dem Schluss, dass sich die hohe Zustimmung für Trump aufgrund der ökonomischen Entwicklung innerhalb der USA durchaus als gänzlich rationale Entscheidung erklären lässt.

Das macht das polarisierende und oft unberechenbare politische Agieren Trumps weder weniger gefährlich noch weniger abstoßend. Beide Autorinnen geben aber nachvollziehbare ökonomische Erklärungen für das Verhalten der WählerInnen. Und wer sich rational verhält ist grundsätzlich noch für Argumente zugänglich – anders als die gern von manchen Medien in den Vordergrund gestellten Waffennarren und anderen „Irren“, die es auch gibt, die aber offensichtlich doch nicht die Mehrheit der US-amerikanischen Gesellschaft darstellen.

Um das zu erkennen, ist ein Blick auf ökonomische Fakten nötig, wie Heike Buchter und Ulrike Herrmann sie in ihren Artikeln dankenswerter Weise aufzeigen.

Warum wählen US-AmerikanerInnen Donald Trump?

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Kommentare 2
  1. Maximilian Rosch
    Maximilian Rosch · vor 4 Jahren · bearbeitet vor 4 Jahren

    Im Oktober empfahl Dmitrij Kapitelman ein Video der Daily Show von Trevor Noah, in dem Reporter Jordan Klepper auf einer Trump-Veranstaltung in Harrisburg, PA mit dessen Unterstützern spricht. Einer davon prahlt, er habe unter Trump viermal so viel verdient wie unter Obama. Klepper fragt nach, was seine Tätigkeit sei, die Antwort: Er arbeite für eine "debt relief company". https://www.piqd.de/us...

    1. Maximilian Rosch
      Maximilian Rosch · vor 4 Jahren

      Die Sport Inside-Redaktion (WDR) hat einen anderen interessanten Faktor herausgearbeitet. Trump drängte bis zuletzt darauf, dass in der College Football-Liga "Big Ten" im Osten der USA wieder gespielt wird. Eigentlich sollte aufgrund der Pandemie die Saison dieses Jahr nicht mehr begonnen werden. Trump sprach daraufhin davon, den Football zurück gebracht zu haben. Die Teams in der Liga kommen u.a. aus Iowa, Ohio und Pennsylvania, die Identifikation der Menschen mit den Mannschaften ist extrem hoch. https://www1.wdr.de/me...

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