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Volk und Wirtschaft

Positive Bilanz wirtschaftlicher Integration von Flüchtlingen

Jürgen Klute
Theologe, Publizist und Politiker
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Jürgen KluteSonntag, 20.09.2020

Es ist jetzt fünf Jahre her, dass die Zahl der Flüchtlinge nach Europa stark anstieg. Diese Entwicklung hatte sich seit etwa 2012 angebahnt. Da diese Entwicklung von der Bundesregierung beharrlich ignoriert wurde, gab es im Spätsommer 2015 ein sehr plötzliches und unsanftes Erwachen in Berlin. Infolge dessen gab es heftige Auseinandersetzungen über die Aufnahme der durch Bürgerkriege und andere Katastrophen aus ihren Herkunftsländern vertriebenen Menschen.

Von rechts bis links gab es damals Befürchtungen, dass die vielen Menschen, die nach deutscher Empfindung etwas unerwartet an die deutschen Türen klopften und nach Schutz und Hilfe suchten, wirtschaftlich nicht zu integrieren seien und in einer sozial eh schon stark gespaltenen Gesellschaft zu zusätzlichen sozialen Verwerfungen führen würden.

Offensichtlich ist die wirtschaftliche Integration aber besser verlaufen, als in den hitzigen Diskussionen von 2015 immer wieder prognostiziert wurde. In einem Interview mit dem Deutschlandfunk sagte der Migrationsforscher Herbert Brücker vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung:

„Ja, wir gehen davon aus, dass nach fünf Jahren ungefähr 50 Prozent einen Job haben. Für die Gruppe, die jetzt 2015 gekommen ist, ist diese Schwelle noch nicht ganz erreicht worden. Die haben am Jahresende 2019 gut 40, vielleicht 45 Prozent erreicht. Wegen Corona wird es dieses Jahr etwas weniger sein. Aber im Grundsatz ist die Integration auf dem Arbeitsmarkt besser verlaufen als bei Flüchtlingen in der Vergangenheit.“

Herbert Brücker geht in dem Interview auf verschiedene Aspekte der wirtschaftlichen Integration der Migranten und Migrantinnen ein und entwickelt so ein sehr differenziertes Bild, das im Ergebnis ein durchaus positives ist.

Ein Aspekt, den ich hier besonders hervorheben möchte, ist der der geschlechterspezifischen Differenzen der wirtschaftlichen Integration. Bemerkenswert ist aus meiner Sicht, dass Brücker eine kulturelle Erklärung dieser Differenzen zurückweist. Nicht kulturelle Unterschiede, sondern die Familiengröße sei der entscheidende Grund für die geschlechterspezifischen Differenzen bei der wirtschaftlichen Integration. Vergleiche man die Familien von Zuwanderern und schon lange hier Lebenden, dann fiele auf, dass die geschlechterspezifischen Differenzen wirtschaftlicher Integration vor allem von der Größe der Familie abhängen – also von der Zahl der Kinder und nicht von der Herkunft aus unterschiedlichen Ländern oder Kulturen.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Brückner hält die wirtschaftliche Integration der Geflüchteten keineswegs für einen Selbstläufer und auch noch nicht für abgeschlossen. Durch die Corona-Krise etwa sieht er sie derzeit stark erschwert. Dennoch ist die Integration nach den Beobachtungen von Brückner in der alltäglichen Praxis sehr viel besser und in viel größerem Umfang gelungen, als politische Schwarzmalerinnen es in den hitzigen und ideologisch aufgeladenen Debatten der letzten Jahre prognostiziert haben.

Positive Bilanz wirtschaftlicher Integration von Flüchtlingen

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