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Liebe, Sex und Wir

Werde sterben, biete Ehemann

Judka Strittmatter
freie Journalistin und Autorin
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Judka StrittmatterDonnerstag, 16.03.2017

Manche Liebesgeschichten entfalten eine besondere Schönheit – gerade oder weil ihnen ein großes Quantum Tragik innewohnt. In diesem Fall ist es der nahende Tod der Ehefrau – Eierstockkrebs mit 52 Jahren. Zu diesem Zeitpunkt ist Amy Krouse Rosenthal, Kinderbuch-Autorin aus Chicago, 26 Jahre mit ihrem Mann Jason zusammen, drei Kinder haben sie groß gezogen, er ist die Liebe ihres Lebens. Die will sie nun in andere, gute Hände abgeben, denn Amy hat nur noch ein paar Tage. Sie war nie auf Tinder oder anderen Plattformen, es fällt ihr nur ein, ihren Mann in einem Zeitungsartikel zu preisen – in der Hoffnung, eine gute Frau würde ihre Zeilen lesen und sich ihres Mannes annehmen, von dem sie selber sagt: Nimm ihn, er ist ein Guter. 

Und warum auch nicht? Alle irren immer mehr auf dem Liebesmarkt herum, Verlässlichkeit und Verbindlichkeit sind längst Mangelware, ich wette, Amy kann sich vor Zuschriften nicht retten. Die Expertise einer anderen Frau ist das Beste, was einer Frau passieren kann. Jedenfalls, was Männer angeht.

"If he sounds like a prince and our relationship seems like a fairy tale, it’s not too far off, except for all of the regular stuff that comes from two and a half decades of playing house together. And the part about me getting cancer."


Werde sterben, biete Ehemann

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Kommentare 6
  1. Nils Pickert
    Nils Pickert · vor mehr als 7 Jahre

    Ich bin also der einzige, der das creepy und befremdlich findet? Nicht die Liebe der sterbenden Autorin zu ihrem Mann und nicht den liebevollen Blick, den sie auf ihn und die gemeinsame Zeit wirft, sondern dieses Anbieten seiner Person an eine potentielle Nachfolgerin? Wie Judka ganz richtig schreibt: Nun will sie ihn "in andere, gute Hände abgeben". Klingt nach 'nem Haustier. Ich bemerke, dass mich der Text wohlig und mitfühlend berühren will. Der Autor in mir registriert, wie (ziemlich gut übrigens) das an welchen Stellen realisiert wird.

    Aber für mich funktioniert das überhaupt nicht. Ich find's gruselig.
    LG
    Nils

    1. Judka Strittmatter
      Judka Strittmatter · vor mehr als 7 Jahre

      So können das auch Männer unterschiedlich finden, ist doch gut! Deine Befremdlichkeit ist von daher richtig, als dass der Ehemann keine Stimme in dem Text hat. Ansonsten aber war der Text – da bin ich mir ganz sicher, Nils – einfach nur gut gemeint. Und keinesfalls männerfeindlich. Vielleicht sollten wir uns alle ein bisschen mehr Selbstironie zulegen...

    2. Nils Pickert
      Nils Pickert · vor mehr als 7 Jahre

      @Judka Strittmatter Bei Männerfeindlichkeit war ich gar nicht. Und ob der Ehemann das nicht total super findet, weiß ich ebenfalls nicht. Aber darum geht es mir überhaupt nicht. Mein Punkt ist, dass ich diesen Umweg über das Anpreisen an eine potentielle Zukünftige seltsam finde und nicht mitgehen mag. All diese lebensklugen und liebevollen Dinge hätte sie auch ohne diesen Aufhänger formulieren können. Und ich verstehe durchaus, dass das großherzig und zukunftsoffen gemeint ist.

      Wie gesagt: dieser Aspekt bringt mich persönlich diesem eigentlich sehr ungewöhnlichen und emotionalen Text nicht näher, sondern befremdet mich. Aber gut, wenn er für andere funktioniert.
      LG
      Nils

  2. Robert Kloas
    Robert Kloas · vor mehr als 7 Jahre

    Wirklich ergreifend und überraschend positiv geschrieben, angesichts der sich abzeichnenden Zukunft. Aber das ist es wohl was wahre Liebe ausmacht. Trotz ihrer aussichtslosen Situation ist sie erfüllt von positiven Gedanken und Erinnerungen, schreibt über ihren Mann als wäre sie frisch verliebt und als hätten sie sich erst gestern kennengelernt. Da kann man nur jedem (und heimlich, ganz uneigennützig und egoistisch auch sich selbst) wünschen, dass man in seinem Leben eine solche Liebe erfährt. Toller Piq!

  3. Daniela Becker
    Daniela Becker · vor mehr als 7 Jahre

    Ein wunderschöner Liebesbrief an den Mann und an das Leben.

    1. Judka Strittmatter
      Judka Strittmatter · vor mehr als 7 Jahre

      Genau! Und so tapfer!

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