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Kopf und Körper

Die guten Seiten des Suizids

Judka Strittmatter
freie Journalistin und Autorin
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Judka StrittmatterFreitag, 15.12.2017

Weihnachten ist wieder die Zeit einer erhöhten Selbstmordrate. Eine Tatsache, die man nicht verdrängen kann und die sich auch bestimmt nicht ändern wird – leider. Also darf man auch mal hinschauen und sich damit befassen. Denn, um es etwas lax zu sagen, Selbstmord ist das ganze Jahr ein relevantes Thema. Fast eine Million Menschen bringen sich jährlich weltweit um, eine Zahl, die man sich auf der Zunge zergehen lassen muss. Der Philosoph Thomas Macho will in seinem Buch "Das Leben nehmen" (Suhrkamp) der Freitod-Entscheidung auch etwas Positives abgewinnen und liefert zur Unterfütterung seiner Thesen einen kurzen historischen Abriss, in dem klar wird, dass die Selbstentleibung nicht immer nur als eine Tragödie angesehen war. Der Freitod im Wandel der Zeiten – wenn man so will. Mit seiner Dämonisierung heutzutage – so Macho richtig – "verbauen wir uns einen anderen Umgang mit dem Tod". Dazu gehört auch die "Stigmatisierung des Alterssuizids", die seiner Meinung nach "aufgebrochen" gehört.

Laut der WHO haben 90 Prozent der Suizide eine psychische Erkrankung als Ursache. Das ist schwer übertrieben: Da werden alle möglichen Motive in den Topf der Depression geworfen. In dieser Optik bringt der freiwillige Tod nur Versager hervor: Der Suizident hat vor dem Leben versagt, und die Angehörigen und Freunde haben versagt, weil sie ihm nicht zugehört haben. Vielleicht gebührt dem Menschen, der eigenhändig sein Leiden beendet, einfach nur Respekt?
 
 


Die guten Seiten des Suizids

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Kommentare 1
  1. Daniela Becker
    Daniela Becker · vor 7 Jahren

    Ungeachtet seiner Thesen, die man diskutieren kann, finde ich die Wortwahl von ihm höchst problematisch: Depression und davon ausgelöste Selbstmorde haben nichts mit Versagen zu tun. Nicht beim Betroffenen und nicht bei Freunden und Familie.

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