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Die BRICS-Illusion

Jannis Brühl
Redakteur
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Jannis BrühlSonntag, 27.08.2023

Ich habe gerade die große Freude, mich durch das Werk von Nassim Nicholas Taleb zu arbeiten. Der Börsenhändler und Statistiker schreibt sich schnell in Rage, und was stets eine Art Grundwut bei ihm erzeugt, ist der Zwang der Menschen - insbesondere von Analysten, Politikern und Journalisten - für alles, was geschieht, Kategorien und Schubladen finden zu müssen. Er ist also quasi Anti-Platonist, und sieht weit weniger Systematik in unseren Vorstellungen von der Welt als viele andere Menschen, sondern vielmehr den Zufall am Werk. Ich piqe heute aber nicht Taleb, sondern den Ökonomen Noah Smith. Der schreibt in seinem aktuellen Newsletter über die BRICS-Staaten, und was in diesen Begriff für eine Staatengruppe hineinprojiziert wird (was mich an Taleb denken ließ).

Eine Anti-Nato mit eigener Währung, die sich über drei Kontinente erstreckt: Solche Zerrbilder sind im Umlauf über die Zukunft der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika), die sich vergangene Woche trafen und um sechs zusätzliche Mitglieder erweiterten (Argentinien, Ägypten, Äthiopien, Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate).

Smith erteilt jenen, die BRICS ernstnehmen, eine Absage: Es handele sich lediglich um eine weitere Gruppe, mit der China versuche, Staaten an sich zu binden - womit Peking bislang aber nicht besonders erfolgreich gewesen sei.

Er hebt mehrere Punkte hervor:

  • Der wichtigste: China und Indien sind Rivalen. Menschen in Indien - und Brasilien - haben (politisch) überwiegend keinen Bock auf China. Distanz zu China ist auch der Grund dafür, dass wirklich wachstumsstarke Staaten wie Vietnam oder die Philippinen dem Bündnis wohl nie beitreten werden.
  • Der Neuzugang Saudi-Arabien ist US-Partner, die Anti-Nato-Theorie also brüchig 
  • Die Staaten haben keinerlei gemeinsame Wertegrundlage
  • Nur Russland, Iran und China sind militärisch und in ihrer anti-demokratischen Ausrichtung wirklich eine Allianz, die Sinn ergibt. Nur für diese drei Staaten dürfte (wegen westlicher Sanktionen), eine Währungsfusion unter dem Renminbi attraktiv sein

Smith geht davon aus, dass auch mit elf Mitgliedern nicht viel von BRICS zu erwarten ist:

two short paragraphs are sufficient to list the sum total of all the nothing that the BRICS organization has so far succeeded in doing. And yet somehow people keep believing that BRICS is an organization of global importance. I don’t just mean people in the Western press, but a number of countries around the world.

Eventuell gibt es einfach zu viele Menschen, die Angst vor einem Herausforderer der Nato haben - und mindestens ebenso viele, die auf einen solchen Herausforderer hoffen. Beide Lage projizieren ihre Gedanken (oder Gefühle?) in die BRICS hinein. Ein Fehlschluss, der Nassim Nicholas Taleb sicherlich in Rage gebracht hätte, so naiv ist er.

Die BRICS-Illusion

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Kommentare 3
  1. Jürgen S.
    Jürgen S. · vor mehr als ein Jahr

    Zwangsläufig werden in diesem Interessenverbund nur die Schurken-Staaten übrig bleiben.
    Und die Erfahrung lehrt, dass es in einer Schurkenorganisation nur einen Ober-Schurken geben kann.
    Damit ist diese Allianz der Despoten schon jetzt eine Totgeburt.

  2. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr

    Wieder ein "guter" NoahSmith- Artikel. Grundsätzlich bin ich auch einverstanden. Nur ist die Angst vor dem Entstehen eines solchen Staatenbundes nicht ganz unberechtigt. Er ist ja nicht völlig zufällig entstanden. Und bei aller begrenzten Wahrscheinlichkeit auf Einheitlichkeit/Erfolg in diesem Bund, er könnte sich auch als "Schwarzer Schwan" a la Talib entpuppen. Gefragt wäre daher eher, dass wir lernen uns unter Unsicherheiten, Abweichungen, Störungen und Stress zu bewegen und unsere Strukturen und Reaktionen zu verbessern. Antifragilität also …..

  3. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor mehr als ein Jahr

    Ergänzend sei dieser Beitrag empfohlen, der im Vorfeld des Gipfel erschien, die Erweiterung vorhersah und der etwas Reales erkennt - ein Gegengewicht zu den G7:
    https://www.ipg-journa...

    "Zahlreiche Länder des globalen Südens sympathisieren mit der Philosophie der BRICS, ein Gegengewicht zu den G7 zu schaffen. Die absehbare Erweiterung der BRICS wird die Potenz dieser Gruppierung weiter erhöhen. Allerdings wird auch die Heterogenität der BRICS 2.0 drastisch steigen. Man betrachte nur die politischen Divergenzen und wirtschaftlichen Ungleichgewichte der potenziellen Beitrittsländer. Dennoch ist es angebracht, BRICS als globales Schwergewicht ernst zu nehmen."

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