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Kurator'in für: Pop und Kultur Fundstücke Medien und Gesellschaft
Freier Journalist in Hamburg. Liebste Arbeit: Interviews führen; übelste Arbeit: Interviews abtippen.
Flohwalzer-Virtuose. Erste selbstgekaufte Kassette: Roxette - "Tourism". Krautrock, afrikanischer Blues und Souljazz waren da noch fern. Schätzt "Handgemachte Musik", und hört natürlich trotzdem HipHop, Dub und Ambient.
Eine junge Frau, 24 Jahre alt, fünf Kinder. In jedem der letzten Jahre hat sie eines bekommen. Das Geburtsdatum ihres Lebensgefährten kennt sie nicht, ebenso wenig wie ihre genaue Adresse. Der Ort: eine Klinik in Manila, Hauptstadt der Philippinen. Ein Land, das seit 2014 mehr als 100 Millionen Einwohner hat.
Ramona Diaz' "Motherland" über eine der größten Geburtsstationen der Welt lief 2017 auf der Berlinale. Die einstündige Dokumentation ist nah, sehr nah dran, wenn die Frauen gebären und stillen. In langen Einstellungen, ohne ergänzende Texttafeln oder Kommentare, ist dies ein bewegendes, nie mitleidheischendes Porträt junger Frauen in einem Land, in dem eine Kombination von Religiosität, Armut und mangelnder Bildung zu einer Geburtenexplosion geführt hat. Dabei verlässt die Kamera nie das Krankenhaus.
Beeindruckend, wie vielschichtig hier die anfangs komplett abwesenden Männer gezeichnet werden: einerseits kümmern sie sich nicht um Verhütung und können (oder wollen) nicht das Geld für die Busfahrt ins Krankenhaus zahlen. Andererseits sorgen sie sich um die Gesundheit ihrer Kinder und wärmen die Frühgeborenen an ihrem eigenen Oberkörper.
Diaz (hier im Interview) zeigt ungeschönte Bilder von Geburten, wirkt dabei aber nie voyeuristisch. Und sie gesteht ihren Protagonistinnen, nicht zuletzt den bewundernswerten Ärztinnen und Arzthelferinnen, durchaus humorvolle Momente zu.
Quelle: Ramona S. Diaz arte.tv
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