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*1966 in Karl-Marx-Stadt
Studium in Leipzig und Frankfurt am Main
Redakteur bei EDIT und Ostraghege
freier Autor
letzte Veröffentlichungen: Kaiseralbum (Verlagshaus Berlin), Das Modell (Edition Nautilus), Die Rückkehr der Tiere (Verlagshaus Berlin)
Das Mädchen aus dem Hotel Metropol
Ich komme nicht mehr ganz hinterher und von einer Literaturkrise kann nicht die Rede sein, höchstens von einer Krise meinerseits, weil ich langsam dem gewahr werde, was ich ohnehin weiß. Ich werde nicht und niemals alles das lesen können, was ich eigentlich lesen will und was sich zu lesen lohnt, dabei mache ich aufgrund meiner gesundheitlichen Einschränkungen schon fast nichts anderes mehr als zu lesen.
In diesem Sommer las ich unter anderem zwei Bücher, die im Verlag Schöffling & Co. erschienen sind, und die stilistisch weiter nicht voneinander entfernt sein könnten, die aber beide im weitesten Sinne autobiografischen Charakter tragen, und beide haben eine Art Kulminationspunkt, und das ist der Zweite Weltkrieg. Während FerlinghettI als amerikanischer Soldat bei der Landung der Alliierten in der Normandie dabei war, erlebte Petruschewskaja eine Odyssee durch verschiedenen Kinderheime und Evakuierungsstationen im Hinterland der mit den Deutschen im Krieg stehenden Sowjetunion. Über Ferlinghettis Little Boy habe ich an anderer Stelle geschrieben. Hier möchte ich jetzt Ludmila Petruschewskajas Roman „Das Mädchen aus dem Hotel Metropol“ vorstellen, in dem sie die Geschichte ihres Heranwachsens erzählt.
Petruscherwskaja gehört zu den avanciertesten Prosaschriftstellerinnen Russlands und wie vieles andere hat die postmoderne Literatur sich in Russland ihren eigenen Weg gesucht, ihre eigenen Ausprägungen gefunden, ein Beispiel dafür sind auch Petruschewskajas Romane und Erzählungen, die sich zuweilen kommentierend selbst unterbrechen, als träten Gedanken hinter dem fiktionalem Vorhang hervor.
In vorliegendem Buch ist es nicht so. Auf eine ziemlich direkte Weise erzählt die Autorin von einer Kindheit, deren Hintergrund stalinistischer Terror und faschistischer Krieg bildet. Und ich möchte hier eine Stelle aus dem Nachwort zitieren, das Olga Martynova verfasst hat:
„Es gibt eine, womöglich verständliche, aber ungute Tendenz in den deutschen Medien: Bei den Leiden, die von den beiden Totalitarismen synergetisch verstärkt wurden, den Stalinismus zu betonen und damit die Rolle der aus dem nationalsozialistischen Staat auf den Russlandfeldzug geschickten Wehrmacht als weniger schlimm erscheinen zu lassen.“
Dessen sollten wir als deutsche Leser und bewusst sein, wenn wir stalinistischen Terror geschildert bekommen, er spielte sich in einer Zeit ab, als in Deutschland der Nationalsozialismus tobte.
Wir beobachten also in Petruschewskajas Buch, wie sich ein relativ robustes Mädchen durch das Leben schlägt das wie eine fremde undurchschaubare Macht sich immer wieder vor ihr aufbaut. Als Familie, als Pflegefamilie, als Kinderheim, aber auch eine Zeit lang als Obdachlosigkeit. So etwas wie Kunst oder Kultur begegnet dem Mädchen immer nur, obwohl sie einer kulturvollen Familie entstammt, als Echo und Anklang. Und wahrscheinlich ist diese Robustheit des Mädchens gar keine ihr eingeborene, sondern eine der Notwendigkeit entsprungene. Und das sie umgebende Durcheinander ergibt, dass die Heldin auf eine Melodie Tschaikowskys einen völlig falschen Text singt, der ihr aber der rechte zu sein scheint. Ihr setzt sich die Welt nach einem eigenen Plan zusammen. Das aber ermöglicht ihr auch ein Weitergehen durch Studium und diverse Praktika, ein Weg durch die politischen Verwerfungen hindurch zu einer bedeutenden Autorin.
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