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Quelle: Blog https://diegruenegrenze.blog/
*1966 in Karl-Marx-Stadt
Studium in Leipzig und Frankfurt am Main
Redakteur bei EDIT und Ostraghege
freier Autor
letzte Veröffentlichungen: Kaiseralbum (Verlagshaus Berlin), Das Modell (Edition Nautilus), Die Rückkehr der Tiere (Verlagshaus Berlin)
In den 1990ern, auf Wanderurlaub im Harz, stieß ich in einem im Pensionszimmer ausgelegten DDR-Reiseführer auf die Behauptung, im Harz würden noch Reste des herzynischen Urwaldes existieren, der zu Tacitusʼ Zeiten ganz Mitteleuropa bedeckte. Diese steile Behauptung habe ich seitdem in keiner modernen Quelle wiedergefunden, vielleicht habe ich mich damals verlesen, mir den Satz nur eingebildet, aber er bedeutete den Anfang einer Suche, deren Ergebnis kein Wald war, auch kein verborgener Hain in irgendeinem Seitental, nicht einmal eine einzelne uralte Buche, sondern die Erkenntnis, dass es den Wald längst nicht mehr gibt, dass, wenn es ihn noch gäbe, der Harz der allerunwahrscheinlichste Ort dafür wäre, denn hier war der Wald schon im Mittelalter abgeholzt, die Landschaft durch Bergbau und Hüttenwesen verwüstet.
Das schreibt Isabel Fargo Cole auf einem Blog, den sie flankierend zu ihrem Roman „Die Grüne Grenze“ betreibt. Den Roman habe ich im letzten August gelesen, und er hat mich in verschiedener Hinsicht fasziniert. Zum einen natürlich, weil die Geschichte, die er erzählt, etwas mit meiner eigenen Biografie zu tun hat. Vermittelt. Weil es sich um einen DDR-Roman handelt, wie man so sagt, und wenn es so etwas überhaupt geben kann. Ränder der Zeit fransen aus. Geschichte fügt sich nicht wie eine Mauer aus gut abgegrenzten Fertigteilen.
Und dann natürlich auch, weil die Autorin Amerikanerin ist, und einige Bücher von Fühmann und Hilbig, die zu meinen Lieblingsautoren zählen, ins Englische übertragen hat. In manchen Wendungen von Coles Sprache meint ich auch Verbindungen auszumachen. Aber das kann natürlich daran gelegen haben, dass man das Erwartete gern auch zu erkennen glaubt.
Das sowjetische Ehrenmal im Treptower Park in Berlin zeigt einen Soldaten der roten Armee, der mit einem Schwert ein Hakenkreuz zerschlagen hat und ein Kind im Arm trägt. Die Symbolik ist klar, das Kind ist gerettet und der Nationalsozialismus besiegt. Aber dann? Was wäre aus diesem Kind, wenn man es aus dem Symbolischen herausmeißelt und ihm ein reales Leben im weiteren Verlauf der Geschichte unterstellte, geworden, und überhaupt, wer ist dieses Kind?
In Isabel Fargo Coles Roman „Die grüne Grenze“, der in diesem Sommer in der Edition Nautilus erschienen ist, finden wir einen Protagonisten vor, der dieses Kind gewesen sein könnte. Thomas, ein Schriftsteller, der als Kind von einem Sowjetischen Offizier im zerstörten Berlin aufgefunden wurde, wahrscheinlich war er ein verstecktes jüdisches Kind, aber seine Herkunft bleibt ihm und dem Leser im Verlaufe des Romans unklar. Sie schwebt über dem Verfahren, könnte man sagen, und Recherchen in eigener Sache fördern Erkenntnisse über ganz andere Zusammenhänge zu Tage, zum Beispiel die Verbindung seiner Schwiegermutter, die als stramme sozialismusgläubige Person gezeigt wird, mit der nationalsozialistischen Waldwirtschaft. Geschichte erweist sich hier nicht als schlanker Zeitstrahl, sondern als dichtes Gewebe. Aber auch die Biographien stellen sich als eher Verwickelte dar, deren Verwicklungen dieses Gewebe ergeben.
Der Roman spielt an zwei Orten. Einmal im Harz, im ehemaligen Grenzgebiet, in das Thomas mit seiner Frau und seiner Tochter ziehen, und zum anderen in Berlin, wo er aufwuchs und studierte, bzw. in der Nähe Berlins, in Wünsdorf, wo das Oberkommando der Westgruppe der sowjetischen Streitkräfte untergebracht war, und Thomas bei seinem Retter, dem jüdisch-sowjetischen Offizier aufwuchs, in Nachbarschaft zu Lena, der Tochter eines sowjetischen Offizierspaares. Orte und Nationalitäten sind in dieser Konstellation nicht eindeutig, und immer wieder kommt es zu Irritationen, deren Auflösung doch jeweils nur zu weiteren Irritationen führt. Ein Gewebe eben.
Und ein großartiger Roman!
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Ganz am Anfang wird vermutlich geografisch geologisch etwas mißverstanden . dieser Herzynische Urwald oder besser Herzynische Wald bezieht sich auf Gebirgszüge zum ersten Mal von Cäsar erwähnt. Informationen zu dem Thema finden sich unter anderem in einem Beitrag in Meyers Konversationslexikon von 1888 (kann gegoogelt werden)