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Fundstücke

Auf der Spur der Verschwörungstheoretiker

Hauke Friederichs
Journalist und Autor
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Hauke FriederichsFreitag, 12.03.2021

In Krisenzeiten gedeihen Gerüchte und Verschwörungsgeschichten. Falschmeldungen und Verleumdungen wuchern auf einem Nährboden aus wachsender Ungewissheit, Angst vor den als bedrohlich empfundenen Ereignissen und fehlenden Fakten. 

"Sie füllen vermeintlich Informationslücken, sie bestätigen die bestehenden Ängste, bieten aber gleichzeitig scheinbar einfache Lösungen zu komplexen Problemen und vereinen hinter gemeinsamen Feindbildern", schreibt Andre Wolf in einem Gastbeitrag auf ZEIT Online. Er ist Autor bei mimikama.at – Verein zur Aufklärung über Internetmissbrauch und von ZDDK – Zuerst denken – dann Klicken.

Seit Jahren decken Wolf und seine Kollegen Verschwörungsmythen, Hoaxes und Falschmeldungen auf. In seinem Buch "Angriff auf die Demokratie – wie Rechtsextremisten die sozialen Medien unterwandern", das im März in der Edition a erscheint, zeigt Wolf, wie Rechtsradikale versuchen, aus der Krise politisches Kapital zu schlagen.

Die Corona-Leugner seien eine heterogene Gruppe. Unter den Querdenkern und anderen Kritikern der Pandemiemaßnahmen fänden sich sehr unterschiedliche Menschen. 

"Es sind eindeutig nicht nur Neonazis. Das wäre falsch", schreibt Wolf. "Doch Neonazis und Rechtspopulisten haben bewusst den Diskurs der Kritik an den Corona-Maßnahmen übernommen und treiben ihn auf diesen Demos voran. Die Demoteilnehmenden nehmen den Duktus und die Ideologien von Neonazis auf."

Die ersten Falschmeldungen zu Corona wurden über digitale Kettenbriefe und Messengerdienste verbreitet. Es entstanden erste Verschwörungstheorien, die dann von speziellen Blogs und Webseiten der angeblich "alternativen Medien" verbreitet wurden. Sie verbreiteten etwa gezielt Verleumdungen einzelner Virologen und Kritik am staatlichen Handeln gegen die Pandemie. 

Dann, im weiteren Verlauf des Sommers, tauchten immer weitere Verschwörungstheorien auf. Diese Mythen griffen klassische Elitenverschwörungen auf. Sie erreichen über Social Media die Mitte der Gesellschaft. 

"Je weiter so ein Mythos in die Mitte rückt, desto extremer wird sein Rand", stellt Wolf fest. "Parallel können wir beobachten, dass Rechtspopulisten und Rechtsextreme Verschwörungsmythen aufgreifen und vorantreiben." 

Die vierte Eskalationsstufe, die Wolf beschreibt, mündet dann in Gewalttaten, wie den Sturm auf das Kapitol, bei dem auch Anhänger der QAnon-Bewegung, die zahlreiche Verschwörungstheorien verbreitet, beteiligt waren. Auch in Deutschland wurde die zunehme Aggressivität bereits beobachtet, als gewaltbereitete Corona-Leugner versuchten, in den Bundestag zu gelangen.

Auf den Demonstrationen in Deutschland gegen die Corona-Maßnahmen der Politik protestieren Rechtsextreme, Reichsbürger und Antisemiten an der Seite von Menschen, die nicht aus dem rechten Spektrum stammen, gegen die angebliche Corona-Lüge. Gemeinsam skandieren sie "Merkel muss weg!"

"Und damit sind wir bei der möglichen fünften Eskalationsstufe angekommen, die einen politischen Wechsel darstellt", schreibt Wolf. "Dieses Modell ist keineswegs in Stein gemeißelt. Wir haben auch die Möglichkeit, es zu stoppen. Eine Lösung besteht darin, dass Falschmeldungen und Mythen auch tatsächlich als das angesehen werden, was sie sind: eine ernst zu nehmende Gefahr für die Demokratie!"
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Kommentare 1
  1. Theresa Bäuerlein
    Theresa Bäuerlein · vor mehr als 3 Jahre

    Sehr erhellend, diese Eskalationsstufen so klar differenziert zu sehen. Der Lösungsvorschlag am Ende ist ein bisschen knapp („wir müssen die Gefahr für die Demokratie erkennen“ - weil, klar, aber was heißt das? Dennoch sehr lesenswert

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