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Fundstücke

Ein Chef will seine Ruhe. Und das finden alle gut.

Gabriele Feile
Ich selbst. Botschafterin & Brückenbauerin.

...die mit dem Schmetterling.
Meine Intention: Ziemlich weite Blickwinkel beisteuern, meistens aus der Luft.
Meine Mission: Brücken bauen zur #Schmetterlingsfrequenz
https://schmetterlingsfrequenz.eu/
Mein Buch: https://gabrielefeile.de/buch/

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Gabriele FeileMontag, 12.07.2021

Manchmal sitzt Konrad Krafft bei offener Tür in seinem Büro und wartet darauf, dass irgendjemand irgendetwas von ihm will. Schließlich ist er ja bekannt dafür, dass man alles mit ihm besprechen kann, wirklich alles. Er ist ein Chef zum Anfassen. Immer da für seine Mitarbeiter. Mit allen 230 Leuten per Du. Aber dann kommt wieder keiner, und Konrad legt die Beine hoch für ein kleines Nickerchen. „Auch gut“, sagt er, „Muße und Langeweile sind der Schlüssel zur Kreativität.“


Wunderbar, wie dieser Text beginnt. Und der Stil bleibt genau so und liefert dennoch ab.

Krafft ist der letzte verbliebene Gründer einer Softwarefirma am Bodensee. Die anderen fünf sind längst weg. Und weil ihm das irgendwie zu stressig war, das mit dem Chef-Sein, hat er beschlossen, einen Teil der Anteile an seine Mitarbeitenden abzugeben. Und damit Verantwortung. Gut die Hälfte des Teams hat das angenommen, den anderen ist das Risiko zu hoch. Auch gut.

Krafft ist auf einem Bauernhof aufgewachsen, doch das Familien-Unternehmen ging pleite. Also zog die Familie vom Hohenlohischen in den Schwarzwald mit nichts als 3.000 DM. Mathe fand er schon immer gut, der Konrad, denn wenn man das einmal verstanden hat, braucht man nicht viel dafür zu tun, sagt er. Und das ist ihm wichtig, wie wir ja schon wissen.

Er hat also eine, nach seiner Einschätzung, faire Formel entworfen, mit der die Anteile bewertet werden können, die alle Mitarbeitenden nach einem Jahr kaufen können.

Das Prinzip ist ziemlich simpel. Krafft verkauft Anteile der Firma an seine Leute, dadurch werden sie von Mitarbeitern zu Miteigentümern und legen sich doppelt ins Zeug. Für das Unternehmen ist das prima, für die Mitarbeiter auch. Wenn die Bude brummt, steigt der Wert ihrer Beteiligung. Seit 2018 hat er sich verdreifacht, von 28,44 Euro pro Anteil auf 91,55 Euro.


Und Krafft kann jetzt tun, was er will, zum Beispiel mit dem Rennrad zur Arbeit kommen, wann immer er will. Oder auch nicht. Denn der Laden läuft ohne ihn bestens. Die Mitarbeiter:innen übernehmen Verantwortung und sie bringen das Unternehmen voran. Zumindest ist das so gedacht.

Ideen sollen von der Basis kommen und entwickelt werden. Das schreiben sich ja viele Unternehmen auf die Fahne, nur sie wollen es nicht immer wirklich. Anders bei Doubledash, so heißt das Unternehmen. Wollen tun sie schon, aber die Ideen waren bisher nicht so prickelnd:

„Die Leute neigen dazu, ihren Arbeitsplatz zu optimieren“, sagt Krafft, „statt Produkte von morgen zu erfinden.“ Deshalb gibt es jetzt zum Beispiel Getränkespender mit Wasser aus dem Hahn statt Plastikflaschen und höhenverstellbare Schreibtische in den Team-Abteilen hinter den Raumtrennern mit Grünpflanze. Das Innovationsprojekt Bike-Crowd, eine smarte Plattform für vernetzte E-Fahrräder, dümpelt dagegen vor sich hin.


Gut, dass jetzt einer an Bord ist, der es ernst meint. Findan Eisenhut will in einem Unternehmen arbeiten, das seinen eigenen moralischen Ansprüchen gerecht wird. Also hat er eine Gemeinwohlbilanz vorgeschlagen. Und daran arbeiten sie jetzt.

Krafft hätte übrigens gerne einen Betriebsrat. Seine Mitarbeitenden allerdings nicht!

Ein Chef will seine Ruhe. Und das finden alle gut.

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