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Ich bin im Jahr 1963 in der Nähe des Lotter Kreuzes an der Autobahn A 1 geboren. Aufgewachsen in einer niedersächsischen Kleinstadt namens Diepholz, lebe ich heute in Arnsberg im Sauerland. Dort sehe ich unter anderem die bekannten Talkshows im deutschen Fernsehen. Anschließend schreibe ich darüber für die FAZ.
Allein die Existenz dieses Artikels zeigt den technologischen Wandel. Die technisch begründeten Grenzen zur Vermittlung von Informationen sind Geschichte. Die Ursprünge des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hatten aber mit diesen Grenzen zu tun. Es ging um die Kontrolle knapper Ressourcen mit großer politischer Bedeutung. In Europa entwickelten sich die Rundfunksysteme im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten unter staatlicher Regie. In Großbritannien und Deutschland nannte sich das öffentlich-rechtlicher Rundfunk als Ausdruck von Staatsferne. Um es in der Terminologie einer Elisabeth Wehling zu beschreiben: Ein Framing mit hoher Durchschlagskraft als noch niemand wusste, was das überhaupt ist. In Westdeutschland wurden diese Sendeanstalten nämlich spätestens ab den 1960er Jahren zur Beute politischer Parteien. Sie stritten auf allen Ebenen um Posten und Sendeminuten. Die Staatsferne war mehr Mythos als Realität. Das änderte sich erst mit der Etablierung privater Konkurrenz. Die Legitimation von ARD und ZDF hing plötzlich nicht mehr nur vom Wohlwollen der Parteizentralen ab. Der Zuschauer hatte mit seiner Fernbedienung ein Wort mitzureden, und zwang so die Sender auf dessen Erwartungen einzugehen. Angesichts dessen wird die Inhaltsleere der Phrasendreschmaschine namens "Framing-Manual" deutlich - und das Grundproblem der ARD erkennbar: Es gibt heute weder technologische Grenzen, noch erkennbare politische Gründe für ihre Existenz. Die ARD kann sich lediglich mit ihrer journalistischen Arbeit und publizistischen Bedeutung legitimieren. Daran wird das moralisierende Geschwafel einer Frau Wehling nichts ändern. Angesichts dessen muss man sich aber fragen, ob die ARD nicht besser als Pay-TV-Angebot zu organisieren wäre. Anschließend könnte jeder selbst entscheiden, ob er für "unseren gemeinsamen, freien Rundfunk ARD" bezahlen möchte. So hat Frau Wehlings Elaborat eine paradoxe Wirkung. Es macht erst die Legitimationskrise der ARD für jeden Bürger transparent.
Quelle: Markus Beckedahl Bild: ARD netzpolitik.org
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Sehr interessant, diesen Artikel und Wirtschaft zu stellen. Haben die privaten Sender ein großes Interesse, den "sozialistisch" bezahlten, unabhängigen Sendebetrieb abzuschalten, um Marktanteile zu generieren.
Die Fragestellung ist an sich schon verkehrt und ist ebenfalls Framing, in dem Fall ein Marketing Instrument. Die Frage an sich müsste eher lauten: Warum brauchen wir privates Fernsehen auf einem so unfassbar schlechten Niveau?
Dicht gefolgt von Themen, die es zu erörtern gibt wie: Hängt der fortschreitende Egoismus und der zunehmende Verfall sozialer Strukturen innerhalb unserer Gesellschaft mit den Prekariats-Programmen der privaten Sender zusammen oder wird der Abwärtstrend dadurch gefördert?
Wie kann es sein, dass Sport-Veranstaltungen mit enormen öffentlichen Interesse nur noch im vollen Umfang im Bezahl-Fernsehen bereit gestellt werden? Gewiss, da kommt wieder jemand mit der freien Marktwirtschaft, Angebot und Nachfrage und dem Preis. Wer allerdings ein Beispiel zu unfassbar aufgepumpten Blasen sucht, der wird hier fündig.
Und zum Abschluss: Wie kann es sein, dass private Fernsehsender dem öffentlich rechtlichen Rundfunk bestimmen können, dass die Inhalte der Mediatheken nur auf ein Jahr zur Verfügung stehen?
Das fände ich bedeutend interessanter zu wissen.
Welchen Sprech die Kollegen vom "MDR" bevorzugen, nehme ich nicht besonders ernst.
Dieses ganze Geschimpfe über die furchtbare Inhaltsleere der ARD-Sendungen kann ich immer nur halb nachvollziehen. Dann guckt halt arte. Arte ist auch ein ÖR, wird auch über den Rundfunkbeitrag finanziert und bietet rund um die Uhr alles, was der ARD angeblich fehlt: Fordernde Kulturprogramme, hochwertige Nachrichtensendungen, Dokus, innovative Online-und Mitmachansätze.
Tatort, Talkshows, Pilcher, Musikantenstadl ist alles nicht meines, aber offensichtlich gibt es doch ganz viele Leute, die das gerne sehen. Mir kommt das alles ein bisschen vor wie die Diskussion um den Dorfladen. Angeblich wollen alle einen, aber wenn es dann einen gibt, macht der ratzfatz insolvent, weil doch die meisten in die Supermärkte fahren.
"öffentlich-rechtlich" als präskriptiv synonym mit ,,Staatsferne" zu assoziieren empfinde ich als "framing" im schechtesten Wehlingschen Sinne, eine solche Vorgehensweise wird in dem piqer-Text sogar kritisiert. Das Parlament, der Reichstag, hat in Deutschland die Glaskuppel, damit er von oben kontrolliert werden kann, von der Öffentlichkeit, nicht von Gott oder selbsternannten Gottesvertretern. Wie soll das gehen ohne die vierte Gewalt, die dem Anspruch nach unabhängig eine solche Kontrolle ermöglichen muss/ einfacher machen muss? Eine rein privatisierte ,,vierte Gewalt" sehen wir in Rumänien oder Italien. wollen wir das? ,,Öffentlich-rechtlich" bedeutet für mich ,,staatlich" im positiven Sinne. Der Staat sind wir. Es lohnt sich, dafür zu kämpfen und auch Druck zu machen. Texte als ,,Lead-in'' zu piqen um ,,hintenrum" (siehe meine Kritik oben) zu desavourieren und die Abschaffung zu fordern, finde ich journalistisch grenzwertig und staatsbürgerlich enttäuschend.
Danke für den piq! Die Idee mit dem Pay-Angebot der ARD finde ich interessant. Wäre spannend zu erfahren, wie viel Prozent dies nutzen würden ...
Als Bürger wünsche ich mir von den ÖR folgendes:
- Perspektiven-Vielfalt, d. h. dort werden Themen journalistisch aufbereitet, unterschiedliche Perspektiven dargestellt, Rand-Themen beleuchtet
- Tiefen-Journalismus, d. h. durch die sicheren Einnahmen, können tiefere journalistische Tätigkeiten finanziert werden (wie Correctiv es macht), mehr Hintergründe
- Mediathek, d. h. alle produzierten Filme, Podcasts können einfach abgerufen werden, ohne Zeitbeschränkung
- Dialog, d. h. die ÖR könnten auf der einen Seite mehr in einen Dialog mit den Bürgern gehen, auf der anderen Seite könnten sie mehr ein Plattform sein, um Bürgern untereinander einen Dialog anzubieten. Wir brauchen dringend mehr Dialogräume, d. h. Räume, in denen es nicht um Richtig/Falsch, sondern um Zuhören, Verstehen, Erkennen geht
Ich wünsche weniger von den ÖR bei:
- weniger Geld in große Sportereignisse (Olympia, Fußball-WM, Bundesliga), sondern eine solide Basisberichterstattung darüber. Ich möchte die Millionengehälter der Fußballer & Co. nicht über den Zwangsbeitrag finanzieren
- weniger Werbung auf den Kanälen
Aus meiner Sicht hätte ich die 120.000 Euro für das Framing-Gutachten lieber einem Journalisten für eine Reportage gegeben, statt damit moralisches Framing zu erkunden. Doch die Präferenzen sind bekanntlich unterschiedlich. [zur Transparenz: ich bin kein Journalist]
Abschließend freue ich mich jedoch über den Diskurs, weil es einen Spot auf das Framing wirft. Damit steigt die Sensibilität zum Thema!
Die ARD ist ein Konglomerat mit einem großen Potential für journalistische Produkte. Wahrscheinlich wissen sie selber nicht, wieviele Redaktionen dort in allen Sektoren unterwegs sind. Die publizistische Bedeutung besteht in ihrem Binnenpluralismus, der aber neuerdings wieder zurückgegangen ist. Stattdessen dominiert gerade wieder eine Binnensicht, die sich als Gralshüter der Demokratie begreift. Und auf die Kritik von rechts reagieren sie mit einer Art Festungsmentalität, wie sie in dem Framing Manual zum Ausdruck kommt. So ist Monitor mit Georg Restle wirklich erfrischend, selbst wenn einem der hohe moralische Ton auf die Nerven fällt. Wenn aber alle nur noch mit dem gleichen Tonfall unterwegs sind, müssen sie sich über die Reaktionen nicht wundern. Das ist dann wirklich nur für den Teil des Publikums interessant, der diese Sichtweisen teilt. Warum werden ARD und ZDF über den Straßenkarneval wieder in aller Ausführlichkeit berichten? Sicher nicht wegen der journalistischen Relevanz, sondern weil es Zuschauer bindet. Funktioniert somit auch nicht anders als die privatwirtschaftliche Konkurrenz. Das ist die Verlogenheit in diesem Papier: Tatort und die gefühlt tausend anderen Krimis, Schmonzetten wie Rosamunde Pilcher (oder ganz ketzerisch Charite und Berlin Babylon), Florian Silbereisen, Fußball und Wintersport sind von größerer Relevanz als alle journalistischen Produkte. Das ist nachvollziehbar, weil ein solches Gebührenmodell am Ende sein wird, wenn nur noch eine verschwindende Minderheit für diese Zahlungen eine Gegenwert bekommt. Die werden sich dann fragen, warum sie meine Informationsbedürfnisse auf Arte oder Phoenix mitfinanzieren sollen. Nichts davon findet sich in diesem Papier. Stattdessen suggerieren sie nach einer anderen Logik zu funktionieren als die bösen Kommerzmedien. Nur könnten das, was ARD und ZDF in ihren Kernbereichen anbieten, auch private Akteure ohne Qualitätseinbußen machen. Etwa die Liveberichterstattung vom Karnevalsumzug ... . Wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk aber lediglich Nischen besetzen soll, wäre das mit einem wesentlich reduzierten Programmangebot zu machen - und billiger ... . Nur hängt halt die Akzeptanz für das Gebührenmodell an einem Punkt: Ob sie in ihrer klassischen journalistischen Berichterstattung als kompetentes Medium akzeptiert werden. Das bedeutet von allen gesellschaftlichen Gruppen, unabhängig von deren politischen Präferenzen. Aber gerade bei Wehling findet sich das glatte Gegenteil. Deshalb wird es auch von den Kritikern als Selbstermächtigung zur Erziehung des Publikums interpretiert. Wer will sich aber schon von Journalisten erziehen lassen, nicht einmal Volontäre. Insofern zeigt Frau Wehling recht gut, was gerade schief läuft. Dafür hätte ich auch 120.000 € ausgegeben ... .
mal nachgefragt: was ist denn für dich die journalistische Arbeit und publizistische Bedeutung der ARD? Oder wie bewertest du das? Ich verstehe, dass das für dich keine Legitimation mit sich bringt?
Ich persönlich erkenne sehr wohl noch politische Gründe, die öffentlich-rechtlichen Rundfunk legitimieren. Bericht, Thematisierung und kulturelle Reflexion gerade von allem, was sich in einem kommerziell immer weiter optimierten Kontext nicht mehr lohnt. Sei es in der thematischen oder in der regionalen Nische. Und: freie Verfügbarkeit. Und: die Sammlung von Fakten mindestens mal abseits von kommerziellem Framing.
Die Staatsferne ist tatsächlich theoretischer Natur. Aber warum ist das so schlimm? Es ist ja doch eine demokratisch gewählte Staatlichkeit, in der entsprechend zyklisch auch immer wieder Machtverhältnisse verändert werden und eine gewisse Transparenz obligat ist. Ich sag mal: ist das nicht ein wünschenswertes Gegengewicht zur Wahrnehmung der Öffentlichkeit der Stärksten? Anders gefragt: wünscht du dir in letzter Konsequenz einen Markt, auf dem Journalismus eine beliebige Ware ist? Ich jedenfalls nicht.