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Geld von Arschlöchern nehmen und differenzieren

Felix Schwenzel
Internetadept

Ich schreibe seit 1995 gern ins Internet.

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Felix SchwenzelMontag, 23.09.2019
tl;dr: Es scheint ein wirklich guter Leitsatz zu sein, kein Geld von Arschlöchern anzunehmen und gute Arschlochdetektoren zu haben.

erinnerung an mich selbst: nimm kein geld von und investiere nicht mit arschlöchern

Das schrieb der Investor Joi Ito 2008 auf Twitter. In seiner Funktion als Leiter des MIT Media Lab nahm er später dann doch Geld für das MIT Media Lab von mindestens einem Arschloch, nämlich vom damals bereits (recht milde) rechtskräftig verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein.

Als die Spenden Epsteins ans Media Lab bekannt wurden und Ito eine Entschuldigung veröffentlichte, wackelte sein Stuhl als Leiter des Media Labs bereits gehörig, weshalb Freunde von Ito eine Unterstützerliste veröffentlichten, deren Unterzeichner forderten: „Please do not step aside.“

Kurz danach veröffentlichte Ronan Farrow im New Yorker einen Artikel, der aufzeigte, dass das MIT und Ito Epsteins Spenden vertuscht haben sollen, woraufhin Joi Ito zurücktrat und die Unterstützerliste gelöscht wurde.

Weil das Internet manchmal doch nicht vergisst und nicht alle Leute im Netz immer differenzieren, gab es Anlass zur Häme. So nannte der von mir geschätzte Maciej Cegłowski die Unterschriftenliste eine freiwillig ausgefüllte Liste der größten Arschlöcher aus dem Technologiebereich.

Auf die Liste hatte sich auch Lawrence Lessig eingetragen, der mit Joi Ito befreundet ist. Lessig mag ich eigentlich sehr gerne, er hat nicht nur jahrelang wichtige Anstöße im Urheberrecht geliefert, sondern auch meine Art, Vorträge zu halten, inspiriert. Im oben genannten Twitterstrang fand ich dann auch einen Link auf diesen Rechtfertigungstext von Lessig, den er einen Tag nach Itos Rücktritt schrieb und veröffentlichte.

Der Text ist sehr lang, aber ich möchte ihn aus mehreren Gründen zur Lektüre empfehlen. Der Text zeigt nämlich gleichzeitig die Macht und die Machtlosigkeit der Differenzierung und dass alles, wirklich alles, noch viel komplizierter ist als wir uns das vorstellen. Lessig gibt im Text eigene Fehler zu, weist auf Fehler Itos hin und differenziert die institutionellen Probleme, die sich aus spendenfinanzierter Forschung ergeben. Vor allem aber illustriert Lessig noch mal eindrücklich das Perfide des sexuellen Missbrauchs aus Machtpositionen heraus, als er in einem Nebensatz auf seine eigenen Missbrauchserfahrungen als Chorknabe linkt. Auch wenn der Text im nymag.com über den „Chorknaben“ Lawrence Lessig lange vor #metoo entstanden ist, macht der Text das schleichende Gift von Missbrauch schmerzhaft deutlich, nicht nur weil sich die Täter früher (und heute weiterhin) fast immer durch Beziehungsgeflechte und institutionelle Vertuschung geschützt fühlen können, sondern auch, weil diese Art von Macht- und Beziehungsmissbrauch die Opfer in unlösbare Konflikte stürzt.

Durch den aktuellen Text von und den 2008er Text über Lessig fühlte ich mich gezwungen, Abstand von einfachen, bequemen Urteilen zu nehmen. Auch wenn es einfach scheint, Ito als korrumpiertes Arschloch und Pädophilen-Freund zu sehen und Lessig als eines der 250 größten Arschlöcher der Technologieszene, scheint die Realität bei differenziertem Licht eben doch komplexer.

Und trotzdem, trotz Lessigs rhetorischer Brillanz, all den Differenzierungsbemühungen, hat Lessigs Text nicht ganz funktioniert und einiges an Gegenwind erzeugt. Und das wiederum arbeiten Chris Köver und Alexander Fanta in diesem Artikel und (relativ) kurzem Gespräch mit Lessig über Ito und seinen Text (ab ca. 10'10") noch mal raus.

Geld von Arschlöchern nehmen und differenzieren

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