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Flucht und Einwanderung

Vom Privileg eines Passes

Emran Feroz
Journalist
Zum Kurator'innen-Profil
Emran FerozDienstag, 30.11.2021

Es mag für manche verrückt klingen, doch ich denke daran immer wieder und zwar während praktisch jeder Reise: Ich bin aufgrund eines Dokuments derart privilegiert, dass ich mich weitgehend frei bewegen kann. 

Klar, Racial Profiling usw. gibt es dennoch weiterhin regelmäßig, doch am Ende des Tages machts mein Pass aus. Egal, ob an der bayrisch-tirolerischen Grenze oder in Dubai oder Istanbul. 

Doch was macht man, wenn man ein solches Dokument nicht besitzt oder gar staatenlos ist? In Deutschland betrifft das rund 100.000 Menschen und die 27-jährige Christiana Bukalo aus München ist eine davon.

Dass etwas fehlt, bemerkte sie schon als Kind.

„Ich habe das eigentlich meistens vor allem nach den Sommerferien gemerkt, weil alle immer von ihrem Sommerurlaub erzählt haben und wir ja gar nicht verreisen konnten.“

Bukalos Familie flüchtete einst aus Westafrika. Sie konnte nicht einmal ihren Landkreis verlassen und brauchte selbst für Klassenausflüge eine Sondergenehmigung. Das Gefühl aus den Sommerferien kenne ich übrigens auch gut, obwohl wir nie staatenlos waren. Aber: Urlaub in der Heimat ging dann eben auch nicht, denn dort herrschte stets Krieg.

Warum ist Bukalo überhaupt staatenlos? Auch dieser Grund ist vielen Menschen mit Migrationserfahrung bekannt.

Christiana Bukalo wächst mit einer „ungeklärten Staatsbürgerschaft“ auf. Diesen Status hat sie von ihren Eltern geerbt. Die Eltern hatten zwar Papiere aus ihrem Heimatland dabei, diese haben der Ausländerbehörde als Nachweis aber nicht gereicht.

Mit achtzehn Jahren bekam Bukalo zum ersten Mal ein Reisedokument. Bei Flugbuchungen muss man allerdings meist eine Nationalität angeben. Die Option „ungeklärte Staatsbürgerschaft“ oder „staatenlos“ gibt es da aber nur selten. Wieder fühlt man sich ausgeschlossen. Hinzu kommt, dass Bukalo nicht wählen darf. Sie beschreibt das Ganze als "Bittstellerposition vor dem Staat". 

„Weil man immer in dieser Bittstellerposition ist vor dem Staat. Man bittet ja wirklich jedes Mal darum, dass man bleiben darf. Und dass man hier sein darf. Und ich muss schon sagen, dass es für mich schon stark dieses Gefühl von Abweisung hervorruft.“


Vom Privileg eines Passes

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Kommentare 1
  1. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor fast 3 Jahre

    Dazu passt:

    Der Paß ist der edelste Teil von einem Menschen. Er kommt auch nicht auf so einfache Weise zustand wie ein Mensch. Ein Mensch kann überall zustande kommen, auf die leichtsinnigste Art und ohne gescheiten Grund, aber ein Paß niemals.
    (Brecht, Flüchtlingsgespräche)

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