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Kurator'in für: Zeit und Geschichte Flucht und Einwanderung Fundstücke
Emran Feroz, geboren und aufgewachsen in Innsbruck, hat afghanische Wurzeln und in Tübingen Politikwissenschaft und Philosophie studiert. Seit mehreren Jahren ist er als freier Journalist und Autor für viele deutsch- und englischsprachige Medien (u.a. taz, Deutschlandfunk, Deutsche Welle, Al Jazeera, The New York Times, The Intercept) tätig. Aus seiner afghanischen Heimat berichtet er regelmäßig. Zu seinen Schwerpunkten gehört der Drohnen-Krieg sowie die politische Lage in Nahost und Zentralasien. 2017 veröffentlichte er das Buch "Tod per Knopfdruck" zum US-Drohnen-Krieg. 2018 folgte "Kampf oder Untergang", ein Gesprächsband mit Noam Chomsky. 2021 erschien sein letztes Buch "Der längste Krieg - 20 Jahre War on Terror".
Vor wenigen Tagen stand ich vor meinem Innsbrucker Stammlokal, dem legendären Treibhaus in der Innenstadt. Warum legendär? Weil das Treibhaus nicht einfach irgendein Lokal ist, sondern de facto eine der letzten Kulturinstitutionen der Stadt.
Hier gibt es nämlich nicht nur gute Getränke und Essen zu vernünftigen Preisen (vor allem für Schüler und Studenten; man darf auch sitzen ohne zu konsumieren), sondern auch regelmäßig tolle Livemusik, Konzerte, Kabarett und vieles mehr.
Doch zurück zu meinem Besuch: Als wir eintreten wollten, wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass es keinen Ausschank geben würde. Auch die Küche sei kalt. Der Grund: Eine Veranstaltung findet statt, weshalb man aufgrund von Corona weder Essen noch Trinken anbieten dürfe.
Norbert Pleifer, der bekannte Chef des Treibhauses, kommentiert das wie folgt: „Die Bar füttert die Künstler. Jetzt sind es die Künstler, die die Weiberwirtschaft töten.“
Bei der "Weiberwirtschaft" handelt es sich um die Kellnerinnen des Lokals. Diese sind nun alle in Kurzarbeit. Für das Lokal ist die Situation paradox und nicht nachvollziehbar.
Pleifer hat sich allerdings eine gute Lösung einfallen lassen, damit die Gäste trotzdem nicht verdursten oder verhungern.
Die lokale Tiroler Tageszeitung berichtet wie folgt:
Das Verschenken will sich Norbert Pleifer aber nicht verbieten lassen. Wasser und Brot gibt es gratis. Am Eingang steht eine Kiste Äpfel. Zur freien Entnahme. Und darunter steht ein Opferstock. Für freiwillige Spenden.
Diese Lösung ist nicht nur eine nette Geste, sondern auch ein Hilferuf.
Wer will, dass seine Stammlokale und Kulturbetriebe weiterhin laufen, ja, überleben, muss hier mitmachen.
Aufgrund der neuen Corona-Verordnungen, die nun auch in Österreich durchgesetzt werden, muss allerdings wohl auch das Treibhaus den ganzen November schließen. Man kann nur hoffen, dass es überlebt - und dass Herr Pleifer noch andere konstruktive Ideen haben wird, um die Existenz dieser wichtigen Institution zu sichern.
Quelle: Leitner Joachim www.tt.com
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