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Pop und Kultur

50 Jahre ECM – 50 Jahre Musikgeschichte

Edmund Epple
Hört, liest und schreibt und macht Sachen
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Edmund EppleMittwoch, 25.09.2019

Das Münchner ECM Label hat wahrscheinlich genauso viele Fans wie Gegner. Was die einen schätzen, das geht den anderen gegen den Strich. Der oft gehörte Vorwurf - zu glatt, zu esoterisch - greift für meine Begriffe aber ganz und gar nicht. Denn ECM startete mit der radikalen Ästhetik des Free Jazz und subsumierte schnell den Gegenkosmos sowohl innerhalb des Jazz, als auch (natürlich) des Mainstreams oder der aus Hippie, Protest und Psychedelic hervorgegangenen und teilweise in Sackgassen geendeten musikalischen Revolutionen der 60er-Jahre. ECM, das ist Manfred Eicher. Und egal wie man zum Inhalt steht, das Label ECM ist echtes Weltkulturerbe.

Der europäische Jazz, vornehmlich der osteuropäische und skandinavische hätte ohne ECM nicht die Impulse bekommen, die heute noch wirken. Dabei verfolgte Manfred Eicher eine zunehmend erkennbare eigene Ästhetik. Er prägte als Produzent  den Sound eines Labels. Außer ihm gibt es nur sehr wenige die das von sich sagen können. Alfred Lion muss man da nennen, den Gründer von Blue Note Records.

Die Ruhe und Beharrlichkeit, mit der Eicher seit 50 Jahren produziert, fördert und veröffentlicht sucht seinesgleichen. Die NZZ schafft eine kurze prägnante Zusammenfassung des bisher Geschehenen und der Gegenwart und erklärt dabei das entscheidende Moment des Sounds.

Jedes neue Projekt verlangt einen spezifischen Sound: im Kleinen, wo jedes einzelne Instrument möglichst facettenreich und räumlich zur Geltung kommen soll, wie im Grossen, wo es um die Balance des Gesamtklanges geht, der einem konzertanten Hörerlebnis entspricht. So steht nun das einstige Schmuddelkind Jazz, das Mythen einer erotisierten Genese in Storyville mit sich schleppt, plötzlich gleichwertig neben der komponierten Kunstmusik und anderen Aggregatszuständen kultureller Selbstreflexion wie bildender Kunst, Literatur, Theater, Kino.

ECM wurde zur Marke, aber unter dieser Marke herrscht ein unbedingter Freigeist. Schubläden sind fehl am Platz. Man muss nur gut zuhören können.

50 Jahre ECM – 50 Jahre Musikgeschichte

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Kommentare 2
  1. Leopold Ploner
    Leopold Ploner · vor 5 Jahren

    Ja, ein wichtiges Label, auch wenn ich es persönlich nicht mag und zwar aus genau dem Grund, den die NZZ so treffend beschreibt: „So steht nun das einstige Schmuddelkind Jazz, das Mythen einer erotisierten Genese in Storyville mit sich schleppt, plötzlich gleichwertig neben der komponierten Kunstmusik.“
    Ich will lieber das Schmuddelkind.

    1. Edmund Epple
      Edmund Epple · vor 5 Jahren

      Das Art Ensemble Of Chicago zum Beispiel? ..im Übrigen geht es ums Ernstnehmen. Die Haltung vom Jazz immer nur den passenden Soundtrack zum "House Of The Rising Sun" zu erwarten hat ja zumindest was leicht überhebliches, gönnerhaftes. Miles Davis hat dagegen angekämpft und ECM macht das auch. Den Dreck findet man übrigens auch in der Klassik. Alles eine Frage der Perspektive...

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