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Klima und Wandel

Anzeichen für Beschleunigung der Erwärmung verdichten sich weiter

Dominik LennéDonnerstag, 11.01.2024

2023 hat einen neuen Allzeit-Rekord der globalen Mitteltemperatur in Bodennähe aufgestellt. Das ist für sich genommen noch nichts Aufsehenerregendes, es war quasi zu erwarten gewesen, da es seit 1980 ca. alle 4,5 Jahre so eine Überschreitung der Trendlinie gibt. Was überraschend ist, ist die Höhe dieser Überschreitung: wir sind um Haaresbreite unter der 1,5-Grad-Marke geblieben. 

Eine Reihe von Einzelmeldungen sind Mosaiksteinchen, von denen hier nur einige exemplarisch aufgeführt seien:

  • Die Meerestemperaturen im Nordatlantik und global sind extrem gestiegen, was die Dürre in Europa beendete und in Überschwemmung umschlagen ließ.
  • Die Waldbrände haben 11 mal mehr Waldfläche zerstört als neu angepflanzt wurde (Artikel in Nature, leider hinter Bezahlschranke).
  • Das schwimmende Eis um Antarktika herum hat stark abgenommen, was zu einer Destabilisierung des westantarktischen Eisschildes geführt hat.
  • Das Albedo der Erde, d.h. der Anteil des Sonnenlichtes, der sofort wieder reflektiert wird, hat messbar abgenommen, was zu einer höheren Energieaufnahmerate führt.

Diese Mosaiksteine passen zu einem größeren Bild: dem der Beschleunigung der Erwärmung. Seit 1980 war diese, abgesehen von Fluktuationen, erstaunlich linear, mit einer sehr konstanten Rate von 0,2 °C/Dekade. Im gepiqden Artikel wird vorgerechnet, dass diese Linearität höchstwahrscheinlich vorbei ist.

Tamino, ein Klimablogger dem ich folge, ist gewiegter Statistiker. Er hat sich den HadCRUT-Temperaturdatensatz vorgenommen, einen der fünf von bekannten Institutionen veröffentlichten Auswertungen der globalen Temperaturmessdaten, und mit einem Filterverfahren die Steigung der Glättungsfunktion für jedes Jahr bestimmt. Gegen Ende des betrachteten Zeitraums nimmt die Unsicherheit dieser Anstiegsrate stark zu, so dass ein weiterhin linearer Anstieg noch im Bereich der Unsicherheit liegt. Man könnte einwenden, dass damit ein Anstieg nicht bewiesen sei. Aber: der Erwartungswert der Anstiegsrate¹ liegt nun bei 0,27 °C/Dekade. Das heißt, dass eine viel höhere Rate von 0,34 °C/Dekade genauso wahrscheinlich ist, wie der bisherige Wert von 0,2 °C/Dekade. 

Des Weiteren hat er bekannte, nicht von den Treihausgasen abhängige Fluktuationen bestimmt und herausgerechnet. Dies sind: die Variation der Solarstrahlung, die Wirkung von Vulkanausbrüchen und der südpazifischen Großwetterlage, die als El Niño Southern Oscillation (ENSO) bekannt ist. Wenn man das tut, sieht man den Einfluss der Treibhausgase (und weiterer, nicht benannter Rückkopplungsmechanismen) deutlicher. 

Das Ergebnis ist, dass der Erwartungswert der Anstiegsrate dieser bereinigten Temperatur nun bei 0,3 °C/Dekade liegt und dass ein weiterhin linearer Anstieg nicht mehr im Unsicherheitsbereich liegt - dass also die Beschleunigung der Erwärmungsrate als fast sicher anzusehen ist. 

Anmerkung

Was folgt daraus für unsere Politik und unser privates Verhalten? Keine Panik, aber mehr Fokussierung, Bewusstheit und Wirksamkeit in der Klima-Arbeit und dem eigenen Verhalten. Weniger Ablenkenlassen von Nebenschauplätzen. Eine klarere Vorstellung von einer tiefgreifenden Dekarbonisierung des Lebens. 

---

¹ Der Mittelwert des Unsicherheitsbereichs.

Anzeichen für Beschleunigung der Erwärmung verdichten sich weiter

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