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Der Krieg verdreht Gefühle – ukrainische Schriftsteller im Exil

Dmitrij Kapitelman
Lesen, Schreiben, Mirsachenmerken. Journalismus darf auch Spaß machen.
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Dmitrij KapitelmanMittwoch, 19.10.2022

Der russische Kriegsterror gegen die Ukraine geht inzwischen sieben Monate. Ebenso (unfreiwillig) gegangen sind auch die bekanntesten Schriftsteller des Landes. Und gleichzeitig sind sie es nicht. 

Der SPIEGEL trifft Serhij Zhadan, Andrej Kurkow und Oksana Sabuschko, dort, wo sie gerade sind, die drei leider etwas unglücklich, wenn nicht anmaßend, als "Heimatlose" in der Überschrift bezeichnend.

Zhadan beispielsweise blieb ja die meiste Zeit in Charkiw, fuhr Wasser und Medikamente aus, postete Hoffnung aus der beschossenen Stadt, sammelte Geld. Tut er auch während des Auftritts in Wien mit seiner Rockband. Im Rahmen einer dreiwöchigen Tour durch Europa, deren Einnahmen den Menschen in Charkiw zu Gute kommen soll. Zhadan möchte sehr bald zurück (er ist sicher vieles, aber nicht heimatlos.)

"Das ist so eine seltsame Sache, die ich nicht nur bei mir beobachte, sondern bei vielen Menschen: Je weiter jemand vom Krieg entfernt ist, desto beunruhigter ist er. Wenn man sich hingegen in Charkiw befindet, das beschossen wird, fühlt man sich ruhiger.« Der Krieg verdreht Gefühle."

Anders liegt die Sache bei Andrej Kurkov, dem man bei einem Auftritt in Norwegen begegnet. Aufklärungsarbeit leistend, denn die Europäer wüssten nichts über die Ukraine, sagt er. Und bezeichnet es als seine Aufgabe, das zu verbessern.

Oksana Sabuschko, im Warschauer Exil, umgeben von historischen Spuren deutscher Kriegsbarbarei, betont hingegen die Pflicht des Westens, sich endlich kritisch mit der russischen Geschichte auseinanderzusetzen. Statt naiv über mögliche Boykotte von Pushkin und Dostojewski zu debattieren.

Alle drei kämpfen sie weiter mit Worten. Taten sie früher auch schon. Nur das Ziel war wohl ein anderes. 



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