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Medien und Gesellschaft

Woran man Romane von Journalisten erkennt

Dirk Liesemer
Autor und Journalist
Zum Kurator'innen-Profil
Dirk LiesemerFreitag, 29.07.2022

Ja, auch der Verfasser des gepiqten Textes, der Sozialreporter Andreas Unger, hat schon einen Roman fertiggestellt, fast jedenfalls, einige Dutzend Seiten sind getippt, der Rest rumort noch in seinem Kopf. Ob er ihn jemals fertigstellen wird und ob das überhaupt so eine gute Idee ist, dessen scheint er sich nicht mehr ganz so sicher zu sein. Sollte sein Roman gedruckt werden, wird man ihm alles sagen können – außer: gerne gelesen.

Klug und unterhaltsam erzählt Unger in diesem Text für das Literaturportal Bayern, was journalistisches und fiktives Erzählen voneinander unterscheidet. Und warum es öfters, wenngleich nicht immer nach hinten losgeht, wenn Tatsachensammler sich literarisch austoben. Denn viele wagen es nicht, sich mal locker zu machen und vom stets verständlichen, auf Pointe und Plot getrimmten Schreiben zu lassen. Sehr nett lesen sich seine Erfahrungen mit einer Blindverkostung, zumal sie zeigen, wie schwierig es im Einzelfall ist, einen Autoren als Schrifsteller oder Journalisten zu bestimmen.

Sein Text ist länger als man zunächst meinen könnte: Man muss sich links durch das Menü klicken, was etwas umständlich und unübersichtlich ist. Man merkt seinem Text übrigens an, finde ich, dass Unger Journalist ist. Ich wette, ein Schriftsteller oder eine Schriftstellerin hätte einen ganz anderen Essay abgeliefert.

Ach so, bevor ich's vergesse: Andreas Unger ist mein Bürokollege, was aber allenfalls sein Problem ist; vielleicht gibt's für diesen Piq einen Espresso bei Giro, vielleicht auch nicht, für eine Suppe bei Ali wird's wohl nicht reichen - oder etwa doch?

Woran man Romane von Journalisten erkennt

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Kommentare 3
  1. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor mehr als 2 Jahre

    "Journalisten finden, Schriftsteller erfinden, so einfach ist das", behauptet Andreas Unger im Abschnitt mit einem Foto von Hemingway.

    Ist es so?

    Hemingways Kriegsreportagen bringen viel Fakten, aber auch viel Atmosphäre.
    In seiner Literatur, GROSSER DOPPELHERZIGER FLUSS zum Beispiel, erzählt er vordergründig eine Geschichte, hier einen Angelausflug, aber untergründig von den Kriegsauswirkungen auf eine Person. In gewisser Weise erzählt er - im Gegensatz zu seinen Reportagen - 2 Geschichten. Die untergründige ist dabei der Schlüssel. Was davon erfunden ist, muss offen bleiben, aber hier gibt es natürlich nicht nur Erfundenes.

    Diese doppelten Geschichten findet man auch bei Literatur, die hybrid ist. Swetlana Alexijewitsch SECONDHAND-ZEIT ist nobelpreiswürdig nicht, weil sie erfindet, sondern weil sie ihre Interviews so montiert, dass sie eine neue Qualität haben, dass der Untergang eines Imperiums spürbar wird. Dieser doppelte Boden ist entscheidend.

  2. Michaela Haas
    Michaela Haas · vor mehr als 2 Jahre

    Dazu gab's gerade auch auf LitHub eine gute Liste (auf englisch): https://lithub.com/whe...

    1. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als 2 Jahre

      Super, danke für den Tipp!

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