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Arte-Dreiteiler: Wie Putin seine politischen Gegner vergiften lässt

Dirk Liesemer
Autor und Journalist
Zum Kurator'innen-Profil
Dirk LiesemerDonnerstag, 18.05.2023

Viele Regime lassen Menschen verschwinden, ermorden oder inhaftieren. Manche Machthaber gehen dabei so tumb, brutal und offensichtlich vor wie Saudi Arabien im Fall von Jamal Kashoggi. Anderen Potentaten gelingt es besser, die Mordspuren zu verwischen und so zu tun, als wüsste man von nichts. In letztere Kategorie fällt Putin, der bis vor nicht allzu langer Zeit selbst hierzulande von manch einem Redakteur im "Fall Nawalny" wortreich und vehement verteidigt wurde.

Tatsächlich ist es ziemlich schwierig, einem Machthaber nachzuweisen, dass er einen Mord in Auftrag gegeben hat. Man denke nur an den Prozess gegen den serbischen Präsidenten Slobodan Milošević.

Wie gut auch Putin es versteht, seine Verantwortung bei Mordfällen zu vernebeln, erzählt ein Interviewpartner im gepiqden Film: Damals war er noch mit Putin gut bekannt und sprach ihn sehr direkt auf die Vergiftung eines politischen Widersachers an. Putin habe nichts zugegeben und nichts dementiert, sondern alles im Vagen gelassen und stattdessen ausführlich erklärt, wie man mit den angeblich falschen Vorwürfen aus dem Westen umzugehen habe.

Der sehenswerte Dokumentarfilm von Jennifer Deschamps lebt weniger von neuen Enthüllungen als von der Nähe zu den vier von Putin vergifteten Protagonisten beziehungsweise zu deren Angehörigen. Es geht um Alexander Litwinenko, Wladimir Kara-Mursa, Sergej Skripal und Alexej Nawalny. Und es geht darum, wie Putin den Rest der Welt so lange für sich einnehmen konnte – und dass, obwohl nicht zuletzt den Geheimdiensten früh bekannt sein musste, wie skrupellos dieser Mann vorgeht.

Die dreiteilige Dokumentation ist bis zum 5. November 2023 auf arte abrufbar.

Arte-Dreiteiler: Wie Putin seine politischen Gegner vergiften lässt

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Kommentare 7
  1. Lutz Müller
    Lutz Müller · vor einem Jahr

    Im aktuellen ZEIT-Podcast "Der berühmteste Häftling Russlands" sprechen Alice Bota und Michael Thumann über Nawalnys Aufstieg in der Politik und seinen Wandel.

    Vielen gilt er als Rechtsradikaler und Imperialist, gerade in der Ukraine ist das Misstrauen gegen ihn groß. Soweit die Einleitung. Gegen Ende sagt Thumann, dass Alexej Nawalny, dessen Strafmaß dem von Wladimir Kara-Mursa ähnelt, völlig zu Unrecht verurteilt wurde, egal welche Ansichten er im Detail früher gehabt hat. Alle verurteilten Gegner haben unter dem Unrechtsstaat zu leiden.

    https://www.zeit.de/po...

    Einmal mehr frage ich mich: wird überhaupt eine Einigung demokratischer Kräfte in Russland möglich sein, die in der Lage wären, einen neuen Staat nach Putin aufzubauen?

    1. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor einem Jahr

      Hinter diese demokratischen Köpfe müssten sich dann auch Militär, Oligarchen und Polizei stellen.

    2. Lutz Müller
      Lutz Müller · vor einem Jahr

      @Dirk Liesemer Die Polizei ist sicher nicht der stärkste Akteur und an Befehle gebunden. Aber der militärisch-industrielle Komplex und die anderen Oligarchen - da wird es blutige Machtkämpfe geben. Sie sollen auf niedrigerer Ebene sich bereits abzeichnen; vgl. https://www.piqd.de/ze... sowie die Informationen im Kommentar dazu.

    3. Lutz Müller
      Lutz Müller · vor einem Jahr

      @Dirk Liesemer Habe heute die geballte Zusammenfassung der zumeist bekannten Fakten, wie im Piq ja auch beschrieben, bis zum Ende gesehen. Danke für die Empfehlung.

      Wie russische und westliche Politik und Wirtschaft auf die Giftanschläge hin interagierten-kontrahierten, kommt gut herüber. Auch das Finanz-Eldorado superreicher Russen in Londongrad wird dargestellt, ebenso Nawalnys Kampf gegen Korruption.

      Was mich im 3. Teil mit Untertitel Ukrainekrieg störte:
      Kara-Mursa positioniert sich klar gegen den Krieg. Nawalnys Einstellung allerdings bleibt unklar. Als der Marsch auf Kiew begonnen hatte, soll er den Krieg verurteilt haben (er war bereits inhaftiert), aber was war zuvor? Sein früherer Populismus mit xenophobem Gedankengut hätte zumindest erwähnt werden müssen. Er war schon lange aktiver Politiker und kein kleiner Junge mehr. Politiker sind wandlungsfähig, aber eine Lichtfigur ist er nicht - negative Werte stecken einfach tief.

    4. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor einem Jahr

      @Lutz Müller Wer ist schon eine Lichtfigur …..

  2. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr

    Man möchte es gar nicht glauben. In unserer scheinbar modernen, zivilisierten Welt gibt der Präsident eines mächtigen Staates Mordaufträge ….

  3. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor mehr als ein Jahr

    Das dürfte das Buch zum Dreiteiler sein.

    https://www.perlentauc...

    Ob jemals rauskommt, wer welchen Mord in Auftrag gegeben hat, muss offenbleiben. Eine ähnliche Vergiftung wie Nawalny überlebte Solschenizyn, der es aber als Botschaft verstand, nicht zurückzukehren.

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