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Kurator'in für: Fundstücke Zeit und Geschichte
Seit der ersten Stunde als Kurator bei Forum dabei: Dirk Liesemer arbeitet als Journalist für Magazine wie mare und G/Geschichte. Er hat Politik, Philosophie und Öffentliches Recht studiert, die Henri-Nannen-Journalistenschule besucht, immer mal wieder in Redaktionen gearbeitet und ehrenamtlich eine Reihe von Recherchereisen mitorganisiert und begleitet. Bisher fünf Bücher, darunter "Café Größenwahn" (2023), ein Ausflug zu den großen Kaffeehausliteraten des Fin de Siècle. Foto: Andreas Unger
Viele Regime lassen Menschen verschwinden, ermorden oder inhaftieren. Manche Machthaber gehen dabei so tumb, brutal und offensichtlich vor wie Saudi Arabien im Fall von Jamal Kashoggi. Anderen Potentaten gelingt es besser, die Mordspuren zu verwischen und so zu tun, als wüsste man von nichts. In letztere Kategorie fällt Putin, der bis vor nicht allzu langer Zeit selbst hierzulande von manch einem Redakteur im "Fall Nawalny" wortreich und vehement verteidigt wurde.
Tatsächlich ist es ziemlich schwierig, einem Machthaber nachzuweisen, dass er einen Mord in Auftrag gegeben hat. Man denke nur an den Prozess gegen den serbischen Präsidenten Slobodan Milošević.
Wie gut auch Putin es versteht, seine Verantwortung bei Mordfällen zu vernebeln, erzählt ein Interviewpartner im gepiqden Film: Damals war er noch mit Putin gut bekannt und sprach ihn sehr direkt auf die Vergiftung eines politischen Widersachers an. Putin habe nichts zugegeben und nichts dementiert, sondern alles im Vagen gelassen und stattdessen ausführlich erklärt, wie man mit den angeblich falschen Vorwürfen aus dem Westen umzugehen habe.
Der sehenswerte Dokumentarfilm von Jennifer Deschamps lebt weniger von neuen Enthüllungen als von der Nähe zu den vier von Putin vergifteten Protagonisten beziehungsweise zu deren Angehörigen. Es geht um Alexander Litwinenko, Wladimir Kara-Mursa, Sergej Skripal und Alexej Nawalny. Und es geht darum, wie Putin den Rest der Welt so lange für sich einnehmen konnte – und dass, obwohl nicht zuletzt den Geheimdiensten früh bekannt sein musste, wie skrupellos dieser Mann vorgeht.
Die dreiteilige Dokumentation ist bis zum 5. November 2023 auf arte abrufbar.
Quelle: Jennifer Deschamps Bild: Arte www.arte.tv
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Im aktuellen ZEIT-Podcast "Der berühmteste Häftling Russlands" sprechen Alice Bota und Michael Thumann über Nawalnys Aufstieg in der Politik und seinen Wandel.
Vielen gilt er als Rechtsradikaler und Imperialist, gerade in der Ukraine ist das Misstrauen gegen ihn groß. Soweit die Einleitung. Gegen Ende sagt Thumann, dass Alexej Nawalny, dessen Strafmaß dem von Wladimir Kara-Mursa ähnelt, völlig zu Unrecht verurteilt wurde, egal welche Ansichten er im Detail früher gehabt hat. Alle verurteilten Gegner haben unter dem Unrechtsstaat zu leiden.
https://www.zeit.de/po...
Einmal mehr frage ich mich: wird überhaupt eine Einigung demokratischer Kräfte in Russland möglich sein, die in der Lage wären, einen neuen Staat nach Putin aufzubauen?
Man möchte es gar nicht glauben. In unserer scheinbar modernen, zivilisierten Welt gibt der Präsident eines mächtigen Staates Mordaufträge ….
Das dürfte das Buch zum Dreiteiler sein.
https://www.perlentauc...
Ob jemals rauskommt, wer welchen Mord in Auftrag gegeben hat, muss offenbleiben. Eine ähnliche Vergiftung wie Nawalny überlebte Solschenizyn, der es aber als Botschaft verstand, nicht zurückzukehren.