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Autowerbung muss in Frankreich künftig Umweltbotschaften enthalten

Daniela Becker
Autorin

"Wie kann die Klimakrise gelöst werden?" ist die Frage, die mich am meisten beschäftigt. Ich bin Mitglied von RiffReporter, einem Autorenkollektiv und einer Genossenschaft für freien Journalismus.

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Daniela BeckerDienstag, 18.01.2022

In Frankreich müssen Autobauer ab März in Werbeanzeigen auf umweltfreundliche Alternativen zum eigenen Pkw hinweisen.

Werbende müssen dabei eine von drei Botschaften verwenden: „Für den täglichen Gebrauch öffentliche Verkehrsmittel nutzen“, „Bei kurzen Wegen lieber gehen oder Rad fahren“ oder „Über Carsharing nachdenken“, lauten die Optionen übersetzt.

Die Hersteller sind außerdem verpflichtet, in den sozialen Medien einen Hashtag zu nutzen, der dafür wirbt, bei der Fortbewegung weniger zu verschmutzen.

Bei Nichteinhaltung droht ein Bußgeld von bis zu 50.000 Euro.

Expert:innen haben Zweifel an der Effektivität dieser Maßnahmen. So meint ein zitierter Forscher aus dem Bereich Glücksspiel, dass einfache Slogans wenig bis keine nachhaltige Verhaltensänderung hervorriefen, u. a. weil diese meistens unverhältnismäßig klein zur Werbebotschaft ausfielen.

Der effektivere Weg wäre es ihm zufolge gewesen, Autowerbung zu reduzieren.

Im schlimmsten Fall können die Warnungen sogar kontraproduktiv sein, warnt Marketingprofessor Volker Trommsdorff. „Aufdringliche Botschaften, die den direkten Einstellungen der Zielpersonen widersprechen, sind nicht erfolgreich“, sagt er. Aus der sozialpsychologischen und kommunikationswissenschaftlichen Forschung wisse man, dass angsterregende Kommunikation das Gegenteil von dem bewirke, was sie erreichen möchte. Diese Art der Kommunikation sei in der Anti-Raucher-Werbung lange der Standard gewesen – und gescheitert.

Ich piqe das hier trotzdem mal als gute Idee. Denn alleine, dass ein Zuviel an Autos endlich offiziell als negativ für Klima, Umwelt und menschliche Gesundheit anerkannt wird, ist ja ein Gedankenraum, den man auch hierzulande weiter ausbauen kann. Auch mit noch erheblich effektiveren Gegenmaßnahmen.

Autowerbung muss in Frankreich künftig Umweltbotschaften enthalten

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Kommentare 8
  1. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor fast 3 Jahre

    Auch manche Nicht-Expert*innen halten das für keine gute Idee. Ich zum Beispiel. Abgesehen davon, dass ich auch die Wirkung anzweifeln würde, ist so was für mich ein hilfloses und applausheischendes Ventil politischer Regulierung, wenn sie es nicht schafft, wirklich zu handeln. Ein Abwälzen auf das Individuum, wo die Gestaltung kollektiver Interessen nicht oder nur unendlich langsam gelingt. Und nicht zuletzt ist es aber auch eine irgendwie ziemlich gewaltvolle und bevormundende, regulative Maßnahme - was ich natürlich gerne nachsehen würde, wenn mir jemand vorrechnet, dass es was bringt.

    1. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor fast 3 Jahre

      Ich will das, wie oben beschrieben, überhaupt nicht befürworten. Ich persönlich halte erheblich größere regulative Einschnitte für nötig, à la City Maut, Autosteuer, CO2-Abgabe, Autoverbot in Innenstädten bei gleichzeitiger Vergünstigung von ÖPNV und Ausbau von Rad- und Fußwegen etc. für viel zielführender.
      Um all das ging es auch bei den Ergebnissen des französischen Klima-Bügerrats, die dann von der französischen Regierung sehr verwässert wurden. Unter „verwässert“ fällt für mich auch diese Werbesachen.

      Den Begriff „gewaltvoll“ finde ich in diesem Zusammenhang unangebracht.

    2. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor fast 3 Jahre

      @Daniela Becker ok... ersetze "gewaltvoll" durch "übergriffig"...
      und dabei eben gleichzeitig aus den von dir beschriebenen Gründen sozusagen "untergriffig"...

      habe nur darauf reagiert, dass du es "trotzdem als gute Idee gepiqd" hast und das finde ich eben nicht.

      Aber interessant eh!

    3. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor fast 3 Jahre

      @Marcus von Jordan Trotzdem gut, weil es Autofahren als das markiert was es ist: Gesundheitsschädigend. Und rangiert damit in einem ähnlichen Bereich wie Zuckersteuer, Werbeverbot für Glücksspiel und Nikotin, etc.

    4. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor fast 3 Jahre

      @Daniela Becker Steuer ist was völlig andres finde ich.
      Und Werbeverbot wäre auch was anderes. Aber da steht eben "Glücksspiel kann süchtig machen" und das ist so sinnvoll, wie wenn mich die US Einwanderungsbehörde bei der Einreise fragt, ob ich einen Terroranschlag plane.

      "Denken Sie mal über Car Sharing nach" sagt der zu mir, der meinen Firmenporsche zu Tode subventioniert...ich mags nicht.

    5. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor fast 3 Jahre

      @Marcus von Jordan Ich glaube, wir meinen ähnliches, reden aber aneinander vorbei: Ich halte das für einen ersten Schritt in die Richtung, dass zuviel Autofahren genau wie Glückspiel und Rauchen offiziell als negativ labelt. DAS finde ich gut. Um die negativen Auswirkungen von Rauchen, Glückspiel, Autofahren zu reduzieren, sind kleine Warnhinweise sehr wahrscheinlich nicht ausreichend und vielleicht auch gar nicht geeignet.

    6. Uwe Protsch
      Uwe Protsch · vor fast 3 Jahre

      @Daniela Becker Autofahren mit Glücksspiel und Rauchen gleichzusetzen halte ich für unangebracht. Auf Glücksspiel und Rauchen kann und soll man verzichten; aufs Auto hingegen sind viele angewiesen. Und was heißt "zuviel Autofahren"? Wer definiert das?

      Müsste man dann nicht konsequenterweise an jedes Thermostat einen Warnhinweis anbringen: "Bitte nicht über 21 Grad heizen!"? Oder an jede Badewanne: "Duschen ist viel günstiger!"?

    7. Roland Czech
      Roland Czech · vor fast 3 Jahre

      Ich finde den Artikel trotzdem interessant, weil er ja gerade eine Wirkung, oder eben Nicht-Wirkung, erörtert. Ich bin zwar ebenfalls der Meinung, dass der Effekt auf die Konsumenten überschaubar sein dürfte, und dass er eine Alibi-Aktion der Verantwortlichen ist, aber ich denke, dass die "innere Wirkung", innerhalb der Autohersteller und der zugehörigen Werbeindustrie, doch einen Gedanken-Raum schafft (bzw hilft ihn zu erweitern), weil sich Mitarbeiter damit auseinandersetzen müssen. Allein die Diskussion, welcher der drei Slogans verwendet werden soll schafft einen "Gedankenraum". Dieser Effekt, dieses "bröckeln" von innen, sollte glaube ich nicht unterschätzt werden.

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