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Feminismen

Maskulinitätsgospel: Ein Porträt von Jordan Peterson, dem bekanntesten Antifeministen der Welt

Daniel Schreiber
Autor und Journalist
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Daniel SchreiberMontag, 26.02.2018

Der kanadische Psychologieprofessor Jordan Peterson führt mit seinem Selbsthilfebuch "12 Rules for Life" Bestsellerlisten in der ganzen Welt an und ist wahrscheinlich der bekannteste "Intellektuelle" des Internets. Seine Botschaften sind der Traum eines jedes Konservativen: Er wettert gegen die "Political Correctness", wo er kann, zieht gegen Transgender ins Feld und hat unter dem Deckmantel des Selbsthilfejargons einen antifeministischen Maskulinitätsgospel entwickelt. Seine Hauptbotschaft: Menschen sollten vor allem das machen, was alle anderen auch tun. In diesem Porträt stellt der New Yorker – Autor Kelefa Sanneh Peterson vor und versucht, dessen Denken zu verstehen. Dabei fällt ihm auf, dass Peterson im Netz und im Fernsehen gerne radikale Positionen vertritt, die er in seinem Buch dann aber massentauglich nivelliert. Als eine britische Journalistin ihn fragte, warum er glaube, das Recht zu haben, Transgender zu beleidigen, stellte er ihr die Gegenfrage, warum Transgender glaubten, das Recht zu haben, ihn (durch ihre Existenz) zu beleidigen. Er predigt, dass Jungs es heute, in der "modernen Welt", schwerer hätten als Mädchen und darunter leiden. Und er will die "Unterdrückung des Mannes" beenden, indem er "den Mythos männlicher Unterdrückung" sprengt. Er ist gegen Gleichberechtigung und verteidigt diese Position mit dem Argument "biologischer Unterschiede". Er selbst ist nicht rechtsextrem, provoziert aber gerne mit der Behauptung, dass die radikale Rechte "Opfer" der postmodernen Linken sei, deren Aggressionen im Übrigen auch dafür gesorgt hätten, dass Trump an die Macht kam. Das Porträt ist der amerikanischen journalistischen Tradition gemäß sehr ausgeglichen. Beim Lesen wird einem aber klar, dass Menschen und Gedankengebäude wie diese viel gefährlicher sind als jede rechtsextreme Ideologie: Denn sie vertreten verwandte Positionen, lassen diese aber geradezu "normal" und "vernünftig" klingen.

Maskulinitätsgospel: Ein Porträt von Jordan Peterson, dem bekanntesten Antifeministen der Welt

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Kommentare 3
  1. Natalie Mayroth
    Natalie Mayroth · vor mehr als 6 Jahre

    Was ich nicht verstehe: Wie können solche Leute an der Uni unterrichten?

    1. Daniel Schreiber
      Daniel Schreiber · vor mehr als 6 Jahre

      Ich auch nicht. Wirklich nicht ...

    2. Tobias Schwarz
      Tobias Schwarz · vor mehr als 6 Jahre

      Das finde ich spannend - und halte es für eine gefährliche Aussage.

      Als Argument gegen die akademischen Gender-Studies wird ja - meist zurecht, mitunter zu unrecht - angeführt, dass es dabei letztlich um eine Art postmoderne Theologie mit einer selbstgebastelten Axiomatik gehe, die ihre Antworten hat und sich die Realität zurechtrückt: Also die Behauptung eigener Vorurteile als Fakten. Mr Peterson würde sich sicher gegen einen derartigen Vorwurf wehren, aber wenn dem, was er sagt, ein Vorwurf gemacht werden könnte, dann wäre das wohl strukturell der gleiche: Das Behaupten eigener Vorurteile als Fakten.

      Nun gibt es immer eine Graubereich, in dem zwischen Vorurteil und Hypothese nicht klar unterschieden werden kann. Aber wenn es um wissenschaftliche Evidenzstandards / Epistemologie gehen soll, dann gelten die ja nicht nur für Mr Peterson. Wenn aber die Einforderung von Evidenzstandards als Angriff auf die Freiheit der Lehre gesehen wird, wie es - auch mitunter zurecht - von diversen Fakultäten der Gender-Studies in der jüngeren Vergangenheit vorgetragen wurde, dann muss dieser geringere Evidenzmaßstab zumindest auch für alle Sozialwissenschaftler gelten.

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