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Feminismen

Kollektive Schmerzen und kollektiver Groll: Was von den Diskussionen des vergangenen Jahrs bleibt

Daniel Schreiber
Autor und Journalist
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Daniel SchreiberSamstag, 23.12.2017

Ich kann diesen langen Essay nur jedem ans Herz legen - er ist ein Rückblick auf die feministische Bewegung des vergangenen Jahrs und eine intellektuelle Reflexion über das, was von den Diskussionen, die wir geführt haben, geblieben ist. Dana Tortorici schreibt aus der Perspektive einer jungen Amerikanerin Ende zwanzig, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, politisch etwas zu verändern. Sie glaubt, dass Menschen sich abwechseln, um anderen Menschen kollektiven Schmerz zu erklären, oder sich abwechseln müssen, weil man es nicht allzu lange aushalten kann. Die zentrale Frage, die sie sich stellt, dreht sich um den Backlash auf das feministisch geprägte politische Engagement ihrer Generation, auf den kollektiven Groll unter Männern, die sich eigentlich als links oder progressiv verstehen. 2016 war auch das Jahr, in dem sich viele weiße, heterosexuelle Männer als "Klasse" verfolgt fühlten. Tortorici beschreibt eine Art Aufspaltung linker politischer Kräfte, die zwischen einer jüngeren und einer älteren Generation stattfindet und bei der es ausgerechnet um das Thema des Feminismus geht. Die Autorin sieht darin auch die Rolle der Generation, für die sie zu sprechen glaubt, kritisch - unter anderem, wenn es um die Wahl von D. Trump geht, deren Möglichkeit schlicht ignoriert wurde. Anstatt gegen die Rechte zu kämpfen, die einen misogynen, sexuell übergriffigen Mann zum Präsidenten gemacht hat, habe man sich lieber auf die Grabenkämpfe im eigenen Lager konzentriert. Doch Tortorici fragt sich vor allem, ob man akzeptieren muss, dass es mit der feministisch-sozialen Bewegung auch Verlierer gibt, dass diese Bewegung auch frustrierte Menschen zurücklassen wird, die ihrer bisherigen Privilegien beraubt werden und das nicht zulassen wollen. Ihre Antwort ist hochinteressant.    

Kollektive Schmerzen und kollektiver Groll: Was von den Diskussionen des vergangenen Jahrs bleibt

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Kommentare 1
  1. Tobias Schwarz
    Tobias Schwarz · vor fast 7 Jahre

    Danke für den Link. Dazu passt auch Laurie Pennys letzter Beitrag auf Longreads... https://longreads.com/...

    Penny ist verbal nicht so konziliant wie Tortorici, zumindest schriftlich, aber dafür geht sie auch näher an den Kern des Problems, den Tortorici nur streift: "winning means sex." Allerdings schreibt sie bei der Analyse nur utopische Schecks, die das menschliche - auch weibliche - Begehren wohl nicht einlösen können wird. Was dann wieder zu Tortoricis finalem Realismus - oder dessen Ablehnung - führen muss. Aber hilfreich sind Tortoricis wie Pennys Gedanken auf jeden Fall, denn sie tragen dazu bei, die soziologische Illusion zu beenden, die diese Diskussion und den gegenwärtigen Feminismus als solchen in ihren Klauen hält, in der über Gender diskutiert wird, ohne über Sex zu sprechen, aus Angst vor den Dingen, die sich inhärent vermeintlich diskursiver Steuerung entziehen. Wenn das Umsichgreifen dieser Erkenntnis ein Resultat von #metoo sein sollte - und das deutet sich ja an - dann besteht vielleicht wirklich noch Hoffnung...

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