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Volk und Wirtschaft

Gestatten: Elite – 10 Jahre später

Christian Huberts
mächtiger™ Kulturwissenschaftler und Kulturjournalist
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Christian HubertsMittwoch, 06.09.2017

Vor rund zehn Jahren hat Julia Friedrichs ihre ausführliche Recherche an Elite-Universitäten, -Akademien und -Internaten beendet. Entstanden ist daraus das viel diskutierte Buch Gestatten: Elite (aktuell neu aufgelegt vom Piper Verlag). Für ZEIT Campus hat die Journalistin nun noch einmal mit den Protagonisten von damals Kontakt aufgenommen. Viel hat sich seit Wirtschaftskrise, Bankenrettung und Panama Papers in der Welt der so genannten Elite allerdings nicht getan.

Einige der erfolgreichen Abgänger von Elite-Institutionen wollen zehn Jahre später nicht mehr mit Friedrichs reden. Sie fürchten um ihre gerade etablierte Position in der Führungsebene. Diejenigen, die noch reden wollen, sehen sich nicht in einer Position der Verantwortung. Die schwarzen Schafe, das sind die anderen. Der eigene Name soll aber dennoch nicht genannt werden. An der European Business School wird mittlerweile zumindest auch Ethik gelehrt. Wer möchte, kann einen freiwilligen Eid auf die Prinzipien des »ehrbaren Kaufmanns« ablegen.

Auch den mittlerweile emeritierten Elite-Forscher Michael Hartmann besucht Friedrichs erneut. Entscheidend sei nach wie vor der richtige Stallgeruch, geändert habe sich aber die wachsende Wut der Unter- und Mittelschicht auf einen zunehmend entkoppelten Teil der Gesellschaft, der sich durch Einfluss und Geld definiert. Eine Wut, die sich auch in den aktuellen Krisen der Demokratie niederschlägt. Zumindest die Lautstärke meritokratischer Leistungsmythen habe sich reduziert, so Hartmann. 

An den privaten Ausbildungsstätten wird derweil das so genannte »Sonderungsverbot« größtenteils ignoriert und die Verantwortung an den Staat abgegeben. Doch auch mit viel Talent und Subventionierung wird es ein Kind aus einer ALG2-Familie kaum an ein Elite-Internat schaffen. »Habitus schlägt Lernleistung«, wie Julia Friedrichs schreibt. Man muss die so genannte Elite nicht zum Buhmann pauschalisieren, um in diesem Mangel an Mobilität ein Problem zu sehen.

Gestatten: Elite – 10 Jahre später

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Kommentare 2
  1. Moritz Orendt
    Moritz Orendt · vor 7 Jahren

    Toll, bin auf den Text gespannt. Ich habe das Buch damals mit großem Interesse gelesen.

  2. Marcus Ertle
    Marcus Ertle · vor 7 Jahren

    Super Text!

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