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»Flucht. Rassismus. Diskriminierung. Papierkrieg. Mein Leben.« – Computerspiel trifft auf Biografie

Christian Huberts
mächtiger™ Kulturwissenschaftler und Kulturjournalist
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Christian HubertsDonnerstag, 17.12.2015

Das Spiel Papers, Please hat es innerhalb kürzester Zeit zum Klassiker gebracht. Als Grenzbeamter der fiktiven Nation Arstotzka müssen die Spielenden darin Einreisepapiere auf ihre Gültigkeit überprüfen. Bürokratie als Spielmechanik. Papers, Please gelingt es dabei meisterhaft sowohl individuelle, menschliche Schicksale zu erzählen als auch den institutionellen Rassismus, den strukturellen Terror und die moralische Ohnmacht in einem autoritären System zu thematisieren. Und überraschenderweise macht das ganze auch noch Spaß oder ist zumindest unterhaltsam präsentiert. Jedoch nicht für jeden, denn dort, wo Computerspiele sich den Problemen des Alltags nähern, kommen sie früher oder später mit Menschen in Berührung, für die sie eben kein bloßes Spiel mehr sind.

Dejan Lukovics Mutter ist mit ihm vor dem Krieg in Jugoslawien nach Österreich geflohen. Seitdem ist Bürokratie – in all ihren neutralen und negativen Ausformungen – ein ständiger Begleiter. Und plötzlich verliert Papers, Please auch noch die letzte Leichtigkeit. Die Entscheidungen, die im Spiel getroffen werden müssen, spiegeln allzu sehr die Lebenswirklichkeit wider. Die hinter Hierarchien und Anweisungen versteckten Diskriminierungsprozesse hören nicht mehr einfach auf, wenn das Game aufhört. Auf krautgaming gibt Lukovics einen eindringlichen Erfahrungsbericht darüber, wie sich Biografie und Ludografie überlagern können. Das macht Papers, Please nicht weniger zu einem Meisterwerk, aber es zeigt, dass sich Spiel und Ernst näher sind als allgemein angenommen.

[DISCLAIMER: Ich bin Redakteur für das WASD-Magazin, in dessen 8. Ausgabe dieser Text ursprünglich erschienen ist. Gepiqd habe ich ihn aber, weil er wichtig ist und jeder ihn lesen sollte!]

»Flucht. Rassismus. Diskriminierung. Papierkrieg. Mein Leben.« – Computerspiel trifft auf Biografie

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