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Volk und Wirtschaft

5. Armuts- und Reichtumsbericht: Keine Science-Fiction mehr, aber dennoch verharmlosend

Christian Huberts
mächtiger™ Kulturwissenschaftler und Kulturjournalist
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Christian HubertsFreitag, 14.04.2017

Es ist geschafft! Nach einigen Anpassungen und Kürzungen wurde am vergangenen Mittwoch der Fünfte Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung (Kurzfassung) beschlossen und veröffentlicht. Gerade die mit viel politischem Kalkül vorgenommenen Auslassungen des Berichts haben in der Vergangenheit immer wieder für Unverständnis gesorgt. Im Jahr 2012 imaginierte das Satire-Portal Der Postillon den vierten Armuts- und Reichtumsbericht gar als Preisträger des Deutschen Science Fiction Preises.

Ganz so schlimm ist es in diesem Jahr nicht. Für Spiegel Online wirft Florian Diekmann einen kompakten Blick auf die Kurz- und Langfassung des Berichts und kommt zu einem durchwachsenden Urteil: Es werden viele relevante Problembereiche in Übereinstimmung mit dem aktuellen Stand der Armutsforschung benannt, aber gerade wenn es um die wachsende Kinderarmut geht, verharmlost der Bericht die sehr prekäre Lage:

Das beginnt schon mit Formulierungen. So heißt es dort etwa, „nur wenige Kinder in Deutschland leiden" unter „erheblichen materiellen Entbehrungen" — ein klar definierter Begriff der Armutsmessung, der für absolute Not steht […]. In der Kurzfassung des Armutsberichts wird daraus aber ein „beschränkter Zugang zu einem durchschnittlichen Lebensstandard" — was eher nach Luxusproblem denn nach Ringen um das Existenzminimum klingt.

Auch die zentrale Bedeutung der Agenda 2010, insbesondere die Einführung von Arbeitslosengeld 2 (bekannt als »Hartz IV«), wird größtenteils unterschlagen. Diekmann beklagt, dass die Erhöhung familienfördernder Leistungen wie Kinder- oder Wohngeld bei Hartz-IV-Familien schlicht nicht ankommt. Das 2011 eingeführte Bildungspaket für Hartz-IV-Kinder verpufft derweil weitgehend wirkungslos:

Viele Leistungen werden kaum genutzt, weil die Beantragung zu kompliziert, die Hürden zu hoch, oder die Zuschüsse zu niedrig sind, um etwa tatsächlich Musikunterricht bezahlen zu können. Vieles aus dem Paket ersetzt zudem nur, was zuvor aus anderen Töpfen gezahlt wurde.
5. Armuts- und Reichtumsbericht: Keine Science-Fiction mehr, aber dennoch verharmlosend

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