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Kurator'in für: Kopf und Körper Fundstücke
Geboren 1984 in Zwickau, Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Germanistik in Jena und Perugia. Volontariat bei der Tageszeitung Freie Presse, anschließend zweieinhalb Jahre als Redakteur in Zwickau. Lebt als freier Autor in Leipzig und Bukarest. Quoten-Ossi bei Krautreporter.
Der Grund, warum ich dir dieses Interview mit Adam Curtis empfehle, ist, dass ich dir aller wärmstens empfehle, den neuesten Film von Adam Curtis anzuschauen. Er heißt "Russia 1985–1999: TraumaZone" und will, wie Curtis in diesem Interview sagt (das anzuschauen sich wie gesagt eigentlich nicht lohnt), "zeigen, wie es sich angefühlt hat, den Kollaps des Kommunismus und der Demokratie mitzuerleben".
Und miterleben zu können, was es für normale Bürger:innen der Sowjetunion und später Russlands bedeutet hat, über Jahre und Jahrzehnte in einem völlig dysfunktionalen Staat zu überleben, ohne Löhne, ohne Arbeit, ohne Essen betrunkenen Premierministern und putschenden Gangstern dabei zusehen zu müssen, wie sie das Land plündern und Nachbarländer überfallen – jedenfalls, TraumaZone lässt einen das alles tatsächlich miterleben wie kein anderer Film. Es ist schmerzhaft teilweise, es ist rührend, es ist komisch und durch die Nähe der Videokameras der BBC-Reporter in alltäglichen wie historischen Momenten ist man oft surreal unmittelbar mit dabei bei der Katastrophe. Curtis hat sich durch Tausende Stunden des nun digitalisierten Moskauer Archivs der BBC geschaut und daraus TraumaZone montiert – sieben Teile à etwa 45 Minuten, angenehm zurückhaltend und präzise kommentiert durch Untertitel.
Zu sehen gibt es dieses Meisterwerk leider offiziell nur als paid content bei der BBC. Andererseits sagt Adam Curtis, seinerseits einer der ruhmreichsten Repräsentanten seines öffentlich-rechtlichen Arbeitgebers, in diesem Interview (das anzuschauen sich wie gesagt eigentlich nicht lohnt):
Diesen Film zu machen habe ich in erster Linie als Service an den Bürger:innen verstanden, denn sie haben ja bereits dafür bezahlt, dass dieses Material entstanden ist. Also sollten sie es auch sehen dürfen.
Zum Beispiel hier auf YouTube.
Curtis hatte noch eine wichtigere Motivation, als er bereits vor dem Vollangriff Russlands auf die Ukraine begann, an TraumaZone zu arbeiten. Er wollte zeigen, dass Putin nicht vom Himmel gefallen ist, dass er ein Produkt seiner Zeit ist und dass sich die meisten Russ:innen die Autokratisierung ihres politischen Systems nicht gewünscht haben, die Demokratisierung sie aber noch mehr kostete. Und auch, dass der Westen ordentlich dabei mithalf, als die Oligarchen Russland unter sich aufteilten und ausraubten.
Check auch diesen piq zu Adam Curtis' brillanter Afghanistan-Doku Bitter Lake (2015).
Quelle: PoliticsJOE Bild: PoliticsJOE EN www.youtube.com
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Die Serie schaue ich gerade, erst Auszüge nun im Ganzen, und wollte sie bis zu diesem piq hier auch empfehlen - bislang allerdings mit Einschränkungen.
Es gibt prägnannte Szenen und Sentenzen, etwa wenn es kurz vor der Amtsübergabe an Putin heißt: „Nach zehn Jahren ist ‘Demokratie’ zu einer Art Schimpfwort geworden. Sie können jemanden beleidigen, indem sie ihn einen Demokraten nennen.“
Allerdings die Entwicklungen verliefen in anderen Nachfolgestaaten ähnlich wie man zum Beispiel für die Ukraine im Film RHINO sehen kann, der in wenigen deutschen Kinos läuft.
Die Ergebnisse waren aber doch anders - von schwachen Demokratien bis zu Despotien.
Möglicherweise kommt Adam Curtis darauf noch... Möglicherweise sieht man auch hier seine Grenzen.
Vorgeschichten aller dieser Historien kann man auf arte in dieser dreiteiligen Doku über die Sowjetunion hören und sehen: https://www.piqd.de/ze...