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Fundstücke

1984: Als die BRD ihre Gastarbeiter wieder loswerden wollte

Christian Gesellmann
Autor und Reporter

Geboren 1984 in Zwickau, Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Germanistik in Jena und Perugia. Volontariat bei der Tageszeitung Freie Presse, anschließend zweieinhalb Jahre als Redakteur in Zwickau. Lebt als freier Autor in Leipzig und Bukarest. Quoten-Ossi bei Krautreporter.

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Christian GesellmannDienstag, 26.04.2022

Diese Reportage stammt aus dem Jahr 1984 und wurde vom damaligen Auslandskorrespondenten der New York Times Pranay Gupte geschrieben. Er beschrieb darin die Versuche der Regierung von Helmut Kohl, die Zahl der "Ausländer" in der Bundesrepublik zu verringern, denn diese seien das größte Problem des Landes, sie seien nicht deutsch, sie wollten sich nicht integrieren und bekämen zu viele Kinder. 

Den Text heute zu lesen, fand ich einigermaßen schockierend, als historische Einordnung aber notwendig. Seit der Wiedervereinigung ist Rechtsextremismus als Phänomen geschmeidig zu einem ostdeutschen Problem deklariert worden. Das staatliche und gesellschaftliche Rassismus-Level selbst in West-Berlin zu der Zeit war jedoch absolut herrenmenschmäßig – nicht nur in der Rhetorik, auch in der bürokratischen Praxis – was als Ursache für bis heute bestehende rassistische Strukturen in Deutschland absolut unterbeleuchtet ist. 

Wenn Rassismus als gesamtdeutsches Problem ernsthaft bekämpft werden soll, muss er zunächst einmal als gesamtdeutsches Phänomen anerkannt werden. Diese schmerzhafte Zeitreise ins West-Berlin des Jahres 1984 macht das glaube ich ganz gut deutlich. 

1984: Als die BRD ihre Gastarbeiter wieder loswerden wollte

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Kommentare 1
  1. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor mehr als 2 Jahre

    Ergänzend sei erwähnt, dass das ein großes Thema in Westdeutschland, aber auch in anderen Ländern Westeuropas war.

    "Dass die Frage der Einwanderung die Westdeutschen schon in den 1980er Jahren umtrieb, zeigt der außerordentliche Erfolg des Buches Ganz unten. Zweiundzwanzig Wochen stand es 1985/86 auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Der Publizist Günter Wallraff hatte als vermeintlicher Türke zwei Jahre als Kanalarbeiter und als Hilfskraft in einem Atomkraftwerk, als Proband für Pharmakonzerne und in anderen Dunkelzonen der Wirtschaft malocht, wobei er von seinen deutschen Mitleidenden immer wieder schikaniert wurde, die ihren Frust an dem vermeintlichen Kanaken ausließen. Im Vorwort schreibt Wallraff: »Ich weiß immer noch nicht, wie ein Ausländer die täglichen Demütigungen, die Feindseligkeiten und den Hass verarbeitet. Aber ich weiß jetzt, was er zu ertragen hat und wie weit die
    Menschenverachtung in diesem Land gehen kann.«"

    So heißt es in meinem Buch AN DEN RÄNDERN EUROPAS.
    https://www.buecher.de...

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