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"Tomb Raider" im Kino: Angst vor der Frau

Benjamin Freund
News Editor / Redakteur bei LinkedIn News

Studierter Medienwissenschaftler & Kulturjournalist. Fest für LinkedIn News, frei für dpa, Tagesspiegel, Monopol, shelfd & Galore. Vorher unter anderem bei ze.tt, DLF Nova, Deutsche Welle, Berliner Zeitung & Musikexpress.

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Benjamin FreundMittwoch, 28.03.2018

Seit ich denken kann, assoziere ich die Figur der Lara Croft mit dem Label „Spannende Unterhaltung". Nachdem ich den neuen "Tomb Raider" im Kino gesehen habe, stelle ich mir Fragen über Feminismus auf der Leinwand.

Die Lara Croft (Alicia Vikander) von Regisseur Roar Uthaug scheint emanzipiert: Als Radkurierin, entwischt sie im Großstadtdschungel einer hechelnden Männer-Horde. An der Seite eines trunkenen Seemanns findet sie ihren verschollenen Vater auf einer Schatzinsel Japans, nur um Daddy Croft dann wieder seinem Schicksal zu überlassen. Das alles, bombastisch inszeniert: Eine Wasserszene entwickelt fast die Aura vom Schiffsunglück in "Life of Pi". Die Kamera fliegt ihrer Protagonistin im Stile eines Third-Person-Shooters durch das Walddickicht hinterher, während Lara ihren trainierten aber nicht unversehrten Körper durch die Gegnerscharen manövriert.

Laut Wolfgang M. Schmitt sind schon die Adventure-Games der Neunziger typische Produkte einer solchen „Erlebnisgesellschaft“: Abenteuer werden vom Konsumenten schnell, billig und im großen Ausmaße genossen. Die Konstruktion der ersten Tomb-Raider-Spiele baute damit auf einen virtuell gewordenen Jungstraum auf: Kampf und Porno zugleich, so Schmitt. Doch der Mann muss selbst zur Amazone werden, um Spannung, Aufregung und Schönheit zu erfahren. Die Linearität des Kinos sei an jener Travestie schon bei den frühen Versionen mit einer übersexualisierten Angelina Jolie gescheitert.

2018 sehe ich Lara Croft entsexualisiert. Ich betrachte sie als überhaupt kein sexuelles Wesen mehr. Sie darf weder lieben noch geliebt werden:

Dabei kann eine Frau durchaus ihre Sexualität leben, ohne dabei eine pure Männerphantasie zu sein. Insofern war die Sexualisierung der frühen Lara Croft, eben weil sie über das Ziel grotesk hinaus schoss, fortschrittlicher als dieser Film. Tomb Raider 2018 hat Angst vor der Frau.

Ein Verständnis von Feminismus, welches die Filme "Mad Max: Fury Road" (2015) und "Black Panther" (2018) klüger zeigen.

"Tomb Raider" im Kino: Angst vor der Frau

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