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Pop und Kultur

Augen zu, Ohren auf: Ein Dossier zu guten Kunstpodcasts

Benjamin Freund
News Editor / Redakteur bei LinkedIn News

Studierter Medienwissenschaftler & Kulturjournalist. Fest für LinkedIn News, frei für dpa, Tagesspiegel, Monopol, shelfd & Galore. Vorher unter anderem bei ze.tt, DLF Nova, Deutsche Welle, Berliner Zeitung & Musikexpress.

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Benjamin FreundMontag, 31.01.2022
🖼️ Kunst und Leben (Monopol Magazin)

In Kooperation mit detektor.fm verspricht Monopol in diesem Cast die Beleuchtung von "intensiven und hintergründigen Themen aus der Kunstwelt". Das Schöne: Das Format wirkt trotz geballter Branchenexpertise selten nerdig, überrascht an vielen Stellen sogar mit seiner Einsteiger:innenfreundlichkeit. So zum Beispiel, wenn Chefredakteurin Elke Buhr darüber nachdenkt, was Kunst eigentlich ist und nicht ist – und warum das so ist.

An meinen eigenen Kindern kann ich das sehen. Ich bin die ganze Zeit mit denen in dieser Debatte 'Warum ist das denn jetzt Kunst?' Was soll das denn? Es bringt dir eben überhaupt nichts, wenn du nur dieses eine Bild siehst mit dem einen Punkt darin - dann denkst du dir natürlich 'was für ein Schwachsinn.' Die Kunstbetrachtung macht immer nur mit der anderen Kunst zusammen Sinn - mit der Entwicklung der Kunstgeschichte, der Moderne.

🤷 Weltkunst – Was macht die Kunst?

Weltkunst liefert gründliche und zugleich snackable Gespräche mit Künstler:innen. Lisa Zeitz fragt zu deren Schaffen und Beziehung zur Kunst (von einer Hördauer von 17 bis 40 Minuten ist alles dabei). So zum Beispiel im Gespräch mit Multi-Artist Lars Eidinger über dessen Foto-, DJ- und Schauspielkunst (das Gespräch ging erwartungsgemäß ein bisschen länger, was aufgrund von Eidingers unerschöpflicher Gedankenwelt auch gut so ist).

Ich war am Anfang irritiert, als die digitale Fotografie aufkam, das man plötzlich aufgefordert war, die Kamera vom Gesicht wegzuhalten. Mittlerweile liebe ich das Telefon so, weil ich das Gefühl hab, dass es viel mehr der Vermittler zwischen mir und dem Motiv ist. Das entspricht viel mehr meiner Art zu schauen. Ich würde sagen, dass was auf dem Display zu sehen ist, ist das, was ich auch sehe.

⚔️ Blinded by Rembrandt (Städelmuseum)

Mit einer schelmischen Neugier lotst Michel Abdollahi Zuhörer:innen mitten in Herz und Seele der Rembrandtschen Gemälde. Kurios sind dabei die Zusammenhänge, die er etwa mit dem MMA-Kämpfer Andreas Kraniotakes zwischen der Gewalt im Bild "Die Blendung Simsons" und modernem Kampfsport zieht.

Warum ist das die dominanteste Position? Weil der komplette menschliche Körper darauf ausgerichtet ist, Dinge nach vorne zu tun. Nach hinten hin haben wir so gut wie gar keine Möglichkeit uns zu verteidigen. Deswegen ist diese Position, die da eigenommen wird das Schlimmste, was einem im Kampf passieren kann.

 🙈 Augen zu (Zeit Online)

"Wenn du jetzt die Augen schließt, was siehst du, wenn du an Andy Warhol denkst?" Diese Frage stellt Chefredakteur Giovanni di Lorenzo seinem Kollegen Florian Illies zu Beginn jeder Podcastfolge. Darauf folgt dann in der Regel ein Gespräch der beiden Kunstenthusiasten darüber, was die jeweilige Vita und das Leben großer Künstler:innen wirklich ausgemacht hat. Toll recherchiertes Format, das kunsthistorisches Wissen prüft und den eigenen Blick auf Kunst schärft.

Ich glaube, dass wir heute, 25 Jahre nach dem Tod von Andy Warhol, doch merken, nein - der hat Werke geschaffen, die nicht Fälschungen seiner Persönlichkeit sind, sondern mit denen er sich quasi ein Leben in die Unendlichkeit ermöglicht hat.

👾 Was mit Kunst (Johann König)

Kunst in der Kirche. NFTs. Metaverse: Wenn irgendwo auf dem Kunstmarkt etwas Revolutionäres aufploppt, dann kann man sich sicher sein, dass Johann König und sein talentiertes Gefolge meist nicht weit sind. Im hauseigenen Podcast interviewt König nun schon seit Oktober 2020 Künstler:innen, Kurator:innen, Journalist:innen, Kunstsammler:innen. Neben dem charmanten Abklappern des Werdegangs scheinen die Suche nach wegweisenden Karriereentscheidungen und Innovationen zentral für den "blinden Galeristen" zu sein.

Jeder kann plötzlich sehen, was verkauft Künstler:in XY wo? Zu welchem Preis? Wer kauft zu diesem Preis? Was wird bei Auktionen geboten? Wie hoch ist der Preis plötzlich beim Wiederververkauf? Man kann sehen, wer welche Werke in seiner Sammlung hat. Das ist plötzlich öffentlich einsehbar - was man ja so aus der Kunstwelt gar nicht kennt. 

✊🏿 Schirn Podcast

Die Schirnkunsthalle Frankfurt hat bereits seit 2015 einen eigenen Podcast, der monatlich erscheint. Sehr zu empfehlen ist die Reihe "Telling Black Histories" zur Ausstellung "Kara Walker. A Black Hole is Everything a Star Longs to Be". Diese hinterfragt unter anderem, inwiefern Kolonialismus und Rassismus im Ausstellungskontext dargestellt werden können, ohne lediglich Gewalt zu reproduzieren.

Weil man dort dann sieht, dass viel Weiße Betrachter:innen es für den Voyeurismus ganz stark nutzen und dann zum Beispiel Bilder mit dieser Skulptur machen. Aber man sieht zum Beispiel auch Schwarze Menschen, die dann anfangen zu weinen, weil diese Skulptur ihre Leidensgeschichte erzählt.

🧐 #Kunstblick

Wann ist man wirklich im Besitz eines Kunstwerks? Was macht ein Artist-Manager? Und was ist eigentlich Kunstenergie? Andreas und Sascha werfen einen ungewohnten Blick hinter die Kulissen: vom Kunstrecht, Kunstmessen bis hin zum Alltag von Sammlerpaaren.

Es ist für uns ein Tool kreativ zu arbeiten und Teil einer künstlerischen Produktion zu werden. Diese Kunstenergie ist für uns immer wieder ein Antreiber dafür durch die Kunst Leute zusammenzubringen. Dass man sagt, man lädt sich Künstler und Kreative ein, um Leute dazu zu animieren, sich über Kunst oder etwas ganz anderes Gedanken zu machen. Das ist für uns die treibende Kraft.

Disclaimer: Für das Monopol Magazin war ich zuletzt selbst gelegentlich als freier Autor tätig.

Augen zu, Ohren auf: Ein Dossier zu guten Kunstpodcasts

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Kommentare 1
  1. Dirk Liesemer
    Dirk Liesemer · vor fast 3 Jahre

    Schöne Zusammenstellung!

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