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Teenager kiffen weniger, wenn...

Benedikt Sarreiter
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Benedikt SarreiterDonnerstag, 08.02.2018

... man Marihuana legalisiert. Das wird die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler nicht gerne hören (und sicher ignorieren), denn damit ist ihr Hauptargument gegen eine Legalisierung obsolet: der Jugendschutz.

The reality is that, to date, not one jurisdiction, either in the U.S. or elsewhere, has seen a marked increase in teen drug use following the relaxation of marijuana restrictions. Not one. Both Colorado and Washington, the pioneer states of marijuana legalization, have actually seen drops in teen marijuana use following legalization. The drop in Colorado was particularly dramatic. Despite the wave of legalization, nationwide, teen drug use is at a 20-year low.

Die Erklärung, die Nathan H. Lents in seinem Text für diese Entwicklung gibt, ist nicht neu, aber deswegen nicht falsch.

Most drug deterrence initiatives repeat the refrain that drugs are harmful and taboo. But this is precisely what makes them so attractive to teenagers, especially teenage boys.  In their minds, it frames drug use as an opportunity to show off to others and advertise fitness. The greater the stigma against marijuana, the more valuable the costly signaling is for teenagers who dare to buck the taboo.

Löst man das Tabu, verschwindet natürlich nicht gleichzeitig der Konsum, aber er wird anscheinend weniger attraktiv. Klingt unlogisch, aber Ursache und Wirkung folgen in der Drogenpolitik nicht den üblichen Regeln. Mehr Strafverfolgung führt nicht zu weniger Usern, sie macht den Konsum letztlich gefährlicher.

Teenager kiffen weniger, wenn...

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Kommentare 5
  1. Fabian Goldmann
    Fabian Goldmann · vor fast 7 Jahre

    Schöne These aber ich glaube sie stimmt nicht. Ich saß vor einer Weile mal in einer Debattierrunde zu genau der Frage, wie sich Gesetzgebung auf Drogenkonsum auswirkt. Was an Halbwissen zur Relativierung von Lents These hängen geblieben ist:
    1. Nirgends kiffen mehr Leute als in Israel. Dort ist Cannabis-Konsum zwar formell verboten wird aber faktisch ggü Konsumenten nicht verfolgt.
    2. Ganz anders in Singapur. Bis ins 19. Jahrhundert gab es dort mal ein Cannabis-Szene. Infolge der krassen Verfolgung von Konsumenten ist davon heute nichts mehr übrig.
    3. So ähnlich in Japan. Vor dem Krieg war Cannabis-Konsum legal und verbreitet. Danach wurde es kriminalisiert und heute gehört Japan zu den Ländern mit wenigsten Kiffern.
    4. Holland. Von der Legalisierung in den 70ern stieg Zahl der Cannabis-Konsumenten bis in 90er kontiniuerlich an. Ging seitdem wieder etwas zurück aber immer noch höher als früher.
    5. In Uruguay hat die Zahl der Cannabis-Konsumenten seit der Legalisierung leicht zugenommen.

    ***gleich geht's weiter***

    1. Fabian Goldmann
      Fabian Goldmann · vor fast 7 Jahre

      Lents' Tabu-Argument mag einen Einfluss haben. Aber Knast, Verfügbarkeit, soziale Stigmatisierung uvm haben es eben auch. Ich finde, da vereinfacht Lents nicht weniger als die Leute, die behaupten, dass Legalisierung automatisch zu mehr Konsum führt. Was bei der Debatte von damals bei mir vor allem hängenblieb ist, dass es eine Menge kulturelle, soziale, politische, was auch immer Faktoren gibt, die darüber entscheiden, wie sich der Drogenkonsum in einer Gesellschaft entwickelt. Bloß den Gesetze-Chart über den Konsum-Chart zu legen führt zu nicht viel. Zumal es ohnehin wichtigere Argumente für die Legalisierung von Drogen gibt als die Auswirkung auf die Anzahl der Konsumenten gibt... So Schluss jetzt!

    2. Benedikt Sarreiter
      Benedikt Sarreiter · vor fast 7 Jahre

      @Fabian Goldmann Alle Dinge, die du aufführst, sind sicher richtig. Klar, der Umgang mit Rauschmitteln ist von Kultur zu Kultur verschieden. Wie eine Gesellschaft diesen regelt, ist von vielen Faktoren abhängig und hat wiederum ganz unterschiedliche Auswirkungen (harsche Gesetzgebung führt etwa nicht unbedingt zu weniger Konsum, sondern zu verändertem). In diesem Text geht es aber nunmal nicht um den Konsum im Allgemeinen, sondern nur um den von Teenagern und wie sich Legalisierung auf ihn auswirkt und zwar in den Ländern, in dem das tatsächlich passiert ist. Die Folgen sind dann anscheinend nicht, dass eine ganze Generation im Drogenrausch versinkt, sondern der Konsum eher zurückgeht. In der gesamten Legalisierungsdebatte mag das nur eine kleine Fußnote sein, aber, wie ich finde, keine ganz unwichtige.

    3. Fabian Goldmann
      Fabian Goldmann · vor fast 7 Jahre

      @Benedikt Sarreiter Deinen letzten beiden Sätzen stimme ich völlig zu. Nur geht Lents darüber hinaus, wenn er sein Text mit "Want Teens To Smoke Less Pot? Legalize It" überschreibt. Dafür ist mir seine Beweisführung zu flach: Nachprüfbar nennt er nur Colorado u Washington obwohl die ganze Welt voll mit guten Fallbeispielen ist, von denen einige allerdings (auch bei Teens) seiner These widersprechen. Hinzu kommt, dass es auch bei seinen Bsp andere Erklärungsmöglichkeiten als das Tabu-Argument gibt: Colorado investiert seit Legalisierung Millionen in Aufklärungskampagnen/ für Minderjährige ist Erwerb auf behördlich reguliertem Markt oft schwerer ist als auf Schwarzmarkt/ in manchen Ländern gab es nach Legalisierung Versorgungsprobleme, weil neue legale Strukturen noch nicht so gut funktionierten wie alte illegale... Wenn das eine Journalisten-Kolumne gewesen wäre - von mir aus. Aber für einen Bio-Prof, auf dessen Text sich wmgl viele Leute berufen werden, ist mir das zuwenig. Zumal es eben auch so viele gute Argumente, Studien... gibt, die für Cannabis-Legalisierung sprechen, dass man sich nicht durch so etwas unnötig angreifbar machen muss.

    4. Benedikt Sarreiter
      Benedikt Sarreiter · vor fast 7 Jahre

      @Fabian Goldmann Stimmt schon. Eventuell setzt der Text einfach voraus, dass man diese Hintergründe (also etwa das Investieren in Aufklärungskampagnen usw.) schon kennt, und beschäftigt sich mit einem Teilaspekt, der insgesamt nicht so wichtig ist. Ich habe ihn auch gepostet, um weitere Diskussionen zu ermöglichen. Und dafür sind steile Thesen ja nicht das schlechteste.

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