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Wie ein Journalist seine Smartphone-Abhängigkeit bekämpft hat

Barbara Kaufmann
Autorin und Filmemacherin in Wien

Drehbuchstudium an der Wiener Filmakademie, freie Filmemacherin;
langjährige Radiojournalistin bei Ö1, danach Leitende Redakteurin bei NZZ.at, Bloggerin beim Standard.at und Kolumnistin bei der Tageszeitung Kurier.

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Barbara KaufmannSonntag, 24.02.2019

5 Stunden und 37 Minuten. So viel Zeit hat Kevin Roose an einem Tag mit Lesen, Scrollen und Tippen auf seinem Smartphone verbracht. Dafür hat er es 101 Mal aus der Tasche geholt und wieder weggesteckt, doppelt so oft wie der durchschnittliche Amerikaner. Und deutlich zu oft, um sich noch weiterhin wohl damit zu fühlen, befand der Tech-Kolumnist der New York Times und holte sich professionelle Hilfe. Zuvor war ihm schon aufgefallen, dass es ihm kaum noch gelang, in Ruhe ein Buch zu lesen, einen langen Film zu sehen oder eine ausführliche Unterhaltung zu führen, ohne einen Blick auf sein Handy zu werfen. Vor allem hielt er eines nicht mehr aus: Stille. 

Kevin Roose bat die Wissenschaftsjournalistin Catherine Price um Hilfe, die den Beststeller "How to Break Up with Your Phone" geschrieben hatte, der auf Deutsch 2018 unter dem Titel "Endlich abschalten" erschienen war und Anleitungen zum Smartphone Detox gibt. Roose berichtet, wie er wieder lernte, nichts zu tun. Nicht auf das Display seines Smartphones zu blicken, wenn seine Verabredung sich verspätete oder er auf den Bus warten musste. Die Häuser zu betrachten, wenn er auf dem Weg zur U-Bahn war, anstatt sich durch Social Media zu scrollen. Apps zu löschen, die er nicht mehr unbedingt brauchte und sein Handy nicht mehr in seinem Schlafzimmer aufzuladen, sondern in einem kleinen, verschließbaren Minisafe. Roose meldet sich sogar zu einem Töpferkurs an, um seine Smartphone-Abhängigkeit zu überwinden und findet dabei heraus, dass Töpfern die ideale Alternative zur extremen Handynutzung ist.

Schließlich probiert er als Abschluss seiner "Kur" ein ganzes Wochenende ohne Telefon auszukommen. Er liest ein Buch, er sucht sich ein Lokal ohne Onlinetipps, er geht spazieren, er verbringt zwei wunderschöne Tage, die entspannender sind als er je vermutet hätte. Heute, erzählt er, holt er sein Smartphone nur noch 20 mal am Tag hervor und seit er es nicht mehr so exzessiv nutzt, könne er es auch wieder richtig schätzen.


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