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Volk und Wirtschaft

Wie die Macht von Apple, Facebook und Co. den Kapitalismus verändert

Antje Schrupp
Politikwissenschaftlerin, Journalistin
Zum Kurator'innen-Profil
Antje SchruppSonntag, 31.07.2016

Der Kulturwissenschaftler Michael Seemann beschäftigt sich schon lange (unter anderem in seinem Buch „Das neue Spiel“) mit der Frage, wie sich die Plattformstruktur des Internets auf Wirtschaft und Politik auswirkt. In einem aktuellen Text stellt er nun - ausgehend von Paul Masons Idee vom Postkapitalismus - die These auf, dass hier schon jetzt nicht mehr nach den klassischen Regeln des Kapitalismus gespielt wird. 

Riesen wie Apple, Facebook und Co. hätten inzwischen klassische staatliche Aufgaben übernommen, etwa im Hinblick auf Eigentumsrechte: So waren die Staaten nicht in der Lage, Eigentumsrechte der Musikindustrie gegen massenhaftes Filesharing der User durchzusetzen; sie konnten zwar Napster noch abschalten, dezentrale Protokolle wie Bittorrent aber nicht mehr. Apple hingegen hat es geschafft, der Musikindustrie wieder Einnahmen zu verschaffen, wenn auch zu seinen eigenen Bedingungen. Und zwar, so Seemanns These, aufgrund der Netzwerkeffekte (wo viele sind, wollen alle hin), die den großen Monopolisten ihre Macht geben: Apple kann einfach festlegen, dass ein Titel im Apple Store 99 Cent pro Titel kostet, obwohl die Grenzkosten der Produktion gegen Null tendieren. Die Grundlage dieser Dynamik, so Seemann, sei eine andere als im traditionellen Staat-Kapital-Konstrukt und stelle die Existenz des Kapitalismus (wie wir ihn kannten) in Frage.

Es ist ein recht langer Blogtext (mit einer Menge Rechtschreibfehlern...), der auch einige Thesen enthält, bei denen ich noch Diskussionsbedarf hätte. 

Aber bei der Frage, wie (und ob) Kapitalismus heutzutage funktioniert und welche Zukunft er hat, muss man auch mal außerhalb der Box denken.

Wie die Macht von Apple, Facebook und Co. den Kapitalismus verändert

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Kommentare 4
  1. Frederik Fischer
    Frederik Fischer · vor mehr als 8 Jahre

    Ich wollte den Text auch schon empfehlen, weil ich Michael für einen der wenigen ernstzunehmenden deutschen "public intellectuals" halte. Bei dem Text ist mir aber der erkenntnistheoretische Mehrwert entgangen. Inwiefern hilft uns diese Analyse? Zudem fehlen mir trennscharfe Beispiele. Am Ende lassen sich die Phänomene für mich recht klassisch durch Monopole, Oligopole erklären. Die Grenzkosten spielen da in meiner Wahrnehmung (noch) keine entscheidende Rolle. Perspektivisch mag sich das ändern, keine Frage. Aber bislang sind nur Medien von diesen Grenzkostenphänomenen betroffen. In allen anderen Bereichen führen Digitalisierung und Automatisierung im besten Fall zu geringeren Kosten und Plattformeffekte führen zu Monopolen, bzw. Oligopolen. Mit Postkapitalismus hat das für mich noch nichts zu tun. Den sehe ich zwar tatsächlich auch kommen - aber viel eher wegen der um sich greifenden Automatisierung und damit einhergehenden Entwertung der Arbeitskraft.

    1. Antje Schrupp
      Antje Schrupp · vor mehr als 8 Jahre

      Ja, ich finde es auch noch nicht alles ganz ausgegoren, aber ich finde, es lohnt sich, daran weiterzudenken. Was mich angesprochen hat war die Idee, dass wir uns teilweise wieder in Richtung feudalistischer Dynamiken entwickeln - als faktische Entscheidungsgewalt zählt mehr als Entscheidungen demokratisch legitimierter Institutionen. "Postkapitalismus" muss insofern nicht zwingend etwas Gutes sein. Der Unterschied zwischen klassischen Monopolen und Plattform-Monopolen liegt wohl darin, dass sich klassische Monopole durch politische Eingriffe prinzipiell zerschlagen lassen. Wenn sich im klassischen Kapitalismus Monopole bilden, ist sozusagen etwas systemisch schief gelaufen, das daher auch repariert werden kann. Weil am Besten funktioniert Kapitalismus bei Konkurrenz. Bei Plattform-Monopolen hingegen ist das Monopol der Witz an der Sache: Facebook ist für mich nur von Nutzen, weil es nicht zehn verschiedene Facebooks gibt, sondern eins. Je mehr Monopol, desto besser funktioniert es. Diesen Effekt gibt es auch nicht nur bei den Medien, sondern auch bei Amazon, Uber, Air BnB usw.

    2. Frederik Fischer
      Frederik Fischer · vor mehr als 8 Jahre

      @Antje Schrupp Ja, da hast du den Kerngedanken schön kompakt herausgearbeitet. Insofern stimme ich dir und Michael auch zu: Plattformen lassen sich mit herkömmlicher Zerschlagung nicht sinnvoll regulieren. Aber Zerschlagung ist ja nur eine mögliche Form des staatlichen Eingriffs. Andere Möglichkeiten einer Regulierung wären die erzwungene Öffnung der Plattformen für Drittanbieter, (Teil-)Verstaatlichung, Algorithmentransparenz, faire Umsatzbeteiligung aller Wertschöpfer (Uber-Fahrer, Inhalteproduzenten auf Facebook, etc.). Auch die Monopoloe in der Öl- und Telekommunikationsindustrie stellten Regierungen damals vor neue Herausforderungen, ohne das dies den Kapitalismus im Kern verändert hätte.
      Michael wird sicher bald nachlegen. Bin gespannt.

  2. Frederik Fischer
    Frederik Fischer · vor mehr als 8 Jahre

    Michael Seemann ist auch piqer im Kanal "Politik und Netz":)
    https://www.piqd.de/us...

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