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Kurator'in für: Fundstücke Volk und Wirtschaft Liebe, Sex und Wir Feminismen
Antje Schrupp ist Politikwissenschaftlerin, Journalistin und Sachbuchautorin. Sie beschäftigt sich vor allem mit der politischen Ideengeschichte von Frauen und insbesondere mit feministischer Wirtschaftsethik. Ihr aktuelles Buch "Reproduktive Freiheit. Eine feministische Ethik der Fortpflanzung" erschien 2022. Sie bloggt unter www.antjeschrupp.com.
Der Kulturwissenschaftler Michael Seemann beschäftigt sich schon lange (unter anderem in seinem Buch „Das neue Spiel“) mit der Frage, wie sich die Plattformstruktur des Internets auf Wirtschaft und Politik auswirkt. In einem aktuellen Text stellt er nun - ausgehend von Paul Masons Idee vom Postkapitalismus - die These auf, dass hier schon jetzt nicht mehr nach den klassischen Regeln des Kapitalismus gespielt wird.
Riesen wie Apple, Facebook und Co. hätten inzwischen klassische staatliche Aufgaben übernommen, etwa im Hinblick auf Eigentumsrechte: So waren die Staaten nicht in der Lage, Eigentumsrechte der Musikindustrie gegen massenhaftes Filesharing der User durchzusetzen; sie konnten zwar Napster noch abschalten, dezentrale Protokolle wie Bittorrent aber nicht mehr. Apple hingegen hat es geschafft, der Musikindustrie wieder Einnahmen zu verschaffen, wenn auch zu seinen eigenen Bedingungen. Und zwar, so Seemanns These, aufgrund der Netzwerkeffekte (wo viele sind, wollen alle hin), die den großen Monopolisten ihre Macht geben: Apple kann einfach festlegen, dass ein Titel im Apple Store 99 Cent pro Titel kostet, obwohl die Grenzkosten der Produktion gegen Null tendieren. Die Grundlage dieser Dynamik, so Seemann, sei eine andere als im traditionellen Staat-Kapital-Konstrukt und stelle die Existenz des Kapitalismus (wie wir ihn kannten) in Frage.
Es ist ein recht langer Blogtext (mit einer Menge Rechtschreibfehlern...), der auch einige Thesen enthält, bei denen ich noch Diskussionsbedarf hätte.
Aber bei der Frage, wie (und ob) Kapitalismus heutzutage funktioniert und welche Zukunft er hat, muss man auch mal außerhalb der Box denken.
Quelle: Michael Seemann ctrl-verlust.net
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Ich wollte den Text auch schon empfehlen, weil ich Michael für einen der wenigen ernstzunehmenden deutschen "public intellectuals" halte. Bei dem Text ist mir aber der erkenntnistheoretische Mehrwert entgangen. Inwiefern hilft uns diese Analyse? Zudem fehlen mir trennscharfe Beispiele. Am Ende lassen sich die Phänomene für mich recht klassisch durch Monopole, Oligopole erklären. Die Grenzkosten spielen da in meiner Wahrnehmung (noch) keine entscheidende Rolle. Perspektivisch mag sich das ändern, keine Frage. Aber bislang sind nur Medien von diesen Grenzkostenphänomenen betroffen. In allen anderen Bereichen führen Digitalisierung und Automatisierung im besten Fall zu geringeren Kosten und Plattformeffekte führen zu Monopolen, bzw. Oligopolen. Mit Postkapitalismus hat das für mich noch nichts zu tun. Den sehe ich zwar tatsächlich auch kommen - aber viel eher wegen der um sich greifenden Automatisierung und damit einhergehenden Entwertung der Arbeitskraft.
Michael Seemann ist auch piqer im Kanal "Politik und Netz":)
https://www.piqd.de/us...