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Kurator'in für: Fundstücke Volk und Wirtschaft Liebe, Sex und Wir Feminismen
Antje Schrupp ist Politikwissenschaftlerin, Journalistin und Sachbuchautorin. Sie beschäftigt sich vor allem mit der politischen Ideengeschichte von Frauen und insbesondere mit feministischer Wirtschaftsethik. Ihr aktuelles Buch "Reproduktive Freiheit. Eine feministische Ethik der Fortpflanzung" erschien 2022. Sie bloggt unter www.antjeschrupp.com.
Ein Drittel des heutigen Privatvermögens in Deutschland ist durch Erbschaften zustande gekommen, also ohne Leistung seitens der Eigentümer. Und das geht so weiter: Knapp 400 Milliarden Euro werden in den kommenden zehn Jahren vererbt, das sind 13 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung. Der Löwenanteil geht an Menschen, die ohnehin schon reich, gebildet und bestens sozial vernetzt sind.
Die Kehrseite davon: Um die 40 Prozent der Menschen in Deutschland haben überhaupt kein Vermögen, leben quasi von der Hand in den Mund. Die allermeisten kommen aus diesen prekären Verhältnissen auch durch noch so viel Arbeit und Anstrengung nicht raus.
Marcel Fratzscher, der Leiter des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, weist in seiner Kolumne auf diese Schieflage hin, die das Versprechen von gerechten Startbedingungen und gleichen Chancen konterkariert. Er empfiehlt einerseits eine höhere Erbschaftssteuer, vor allem aber fordert er mehr Anstrengungen im Bildungsbereich gerade für Kinder aus Familien, in denen es kein Vermögen gibt. Denn da die nichts erben werden, sind sie umso mehr darauf angewiesen, selbst Geld zu verdienen.
Beides, Steuer- wie Bildungspolitik, ist sicher nicht verkehrt, wird aber wohl nicht ausreichen. Zumal die Frage ist, wie das politisch durchgesetzt werden soll. Materielle Ungleichheit hat nämlich immer auch kulturelle Aspekte. Schon seit den 1990er Jahren ist das Denken in Eliten und Unterschichten wieder gang und gäbe. Wer Geld hat, hat häufig auch mehr politischen Einfluss als andere. Die Interessen von Reichen und Armen gehen ja nicht unbedingt konform. Und je größer die Spanne wird, desto weniger bleibt von einem gesellschaftlichen Gemeinwesen übrig, das alle im Blick hat. Hier liegen Aufgaben vor uns, die weit über ökonomische Aspekte hinausgehen. Was hier auf dem Spiel steht, das ist die Demokratie selbst.
Quelle: Marcel Fratzscher Bild: B. Dietl/DIW Berlin zeit.de
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