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Kurator'in für: Fundstücke Volk und Wirtschaft Liebe, Sex und Wir Feminismen
Antje Schrupp ist Politikwissenschaftlerin, Journalistin und Sachbuchautorin. Sie beschäftigt sich vor allem mit der politischen Ideengeschichte von Frauen und insbesondere mit feministischer Wirtschaftsethik. Ihr aktuelles Buch "Reproduktive Freiheit. Eine feministische Ethik der Fortpflanzung" erschien 2022. Sie bloggt unter www.antjeschrupp.com.
Der Schweizer Ökonom und frühere Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts Thomas Straubhaar ist einer der prominentesten Befürworter eines bedingungslosen Grundeinkommens aus wirtschaftsliberaler Perspektive. In einem ausführlichen Interview mit der Brandeins erläutert er, warum er diese Lösung angesichts einer zunehmenden Digitalisierung von Arbeitsplätzen für die einzige Möglichkeit hält, den Sozialstaat zukunftssicher zu machen, und wie er sich die Finanzierung vorstellt: Steuern - und zwar 50 Prozent - werden demnach überall dort gezahlt, wo Geld aus dem Produktionskreislauf entnommen und an Privatpersonen ausgezahlt wird, also bei Löhnen, Kapitalerträgen, Mieteinnahmen und so weiter. Dafür bekommen alle Menschen 12.000 Euro Grundeinkommen bedingungslos und steuerfrei. Sozialversicherungen fallen komplett weg, lediglich die Krankenversicherung kommt noch hinzu.
Das Modell liefert eine gute Basis, um weiter zu diskutieren. Im Detail gibt es allerdings noch ein paar Haken. So kommt man mit 1000 Euro im Monat wohl kaum über die Runden, wenn man sich davon erst noch krankenversichern muss. Und den ganzen Komplex der Sorgearbeit hält Straubhaar mit einem Grundeinkommen offenbar für erledigt, da es gleichermaßen "Arbeitslose, Rentner und Leute, die für ihre Kinder da sind" absichern soll. Sorgearbeit ist allerdings ein ökonomisch viel zu wichtiger Faktor, um ihn einfach dem Altruismus von Familienangehörigen zu überlassen - zumal ja nicht nur Kinder, sondern auch kranke oder pflegebedürftige Erwachsene darauf angewiesen sind. Dass die mit 1000 Euro Grundeinkommen nicht nur ihren Lebensunterhalt, sondern auch noch ihre Pflege finanzieren können, ist vollkommen ausgeschlossen.
Trotz solcher logischer Mängel ist es aber wichtig, alternative Modelle zur Diskussion zu stellen und grundsätzliche Debatten über die Zukunft des Sozialstaats zu führen.
Quelle: Thomas Straubhaar, Gabriele Fischer, Wolf Lotter brandeins.de
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12 Jahre später haben Gabriele Fischer und Wolf Lotter, Straubhaar erneut interviewt. Hier der piq von Antje Schrupp: https://www.piqd.de/vo...