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Kopf und Körper

Harfe statt Morphium

Annette Kerckhoff
Gesundheitswissenschaftlerin

BSc Komplementärmedizin MSc Gesundheitsförderung. Seit 1990 freie Journalistin Schwerpunkt Gesundheit/Komplementärmedizin. Arbeite fest in der Patientenaufklärung für Natur und Medizin e.V.. und die Uniambulanz Witten/Herdecke.

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Annette KerckhoffFreitag, 12.08.2016

Schmerzen führen ins Krankenhaus – und bisweilen in eine Medikamentenabhängigkeit. Dann nämlich, wenn Opioide verabreicht werden. Opioide helfen schnell und effektiv, keine Frage. Das Problem aber liegt woanders. Die Kehrseite der Patentlösung zeigt sich, wenn die Patienten das Krankenhaus wieder verlassen; den Ort, an dem sie, nicht selten zum ersten Mal, mit den stark wirksamen Medikamenten in Kontakt gekommen sind. Was so gut geholfen hat, was dort wie eine Erlösung wirkte, wird auch weiter verlangt — logischerweise. Also gehen die Schmerzpatienten, wenn der Schmerz wiederkommt, zum Hausarzt, lassen sich die Mittel weiter verschreiben. Das Abhängigkeitspotential von Opioiden aber ist sehr hoch. Auch Heroin ist ein Opioid. Und billiger.

Paterson liegt etwa 25 km nördlich vom Flughafen Newark westlich von New York. Die Notaufnahme des S. Joe’s Krankenhaus in Paterson, New Jersey, geht nun andere Wege. 170.000 Patienten suchen jährlich die Ambulanz auf, drei von vier wegen akuter Schmerzen. Opioide gelten hier mittlerweile als letzte Maßnahme. Zunächst aber werden  andere Schmerztherapien ausprobiert: Massage, Neuraltherapie, Lachgas, sogar Prana-Heilung und eine wandernde Harfenistin kommen zum Einsatz, um Schmerzen zu vertreiben. Knapp 80 Ärzte und 150 Krankenschwestern wurden umgeschult, um in leichteren Fällen auf andere Methoden zurückzugreifen. Das Ergebnis? Der Gebrauch von Opioiden konnte um 38% reduziert werden, drei Viertel der alternativen Behandlungsversuche waren erfolgreich.

All das wird in keinem anderen Blatt berichtet als in der New York Times. Ein Zeichen für die Angst vor Opioid- oder sogar Heroin-Abhängigkeit, vielleicht auch für Interesse an der alternativen Medizin.

Harfe statt Morphium

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