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Feminismen

An der Gegenwart vorbei: Das Ehegattensplitting

Annett Gröschner
Schriftstellerin und Journalistin
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Annett GröschnerSamstag, 08.04.2017

Es ist für mich immer noch eine große Enttäuschung, dass die rot-grüne Bundesregierung in ihrer Regierungszeit zwar das Tabu Krieg mit Beteiligung deutscher Soldaten gebrochen und Hartz-IV durchgewinkt hat, das u.a. viele Alleinerziehende zu Bittstellern macht, für die Abschaffung des Ehegattensplittings aber keinen Finger gerührt hat. Es ist ein Relikt der Fünfzigerjahre und, wie in der hier empfohlenen 3sat-Dokumentation erzählt wird, eingeführt worden, um ein Gesetz der Nazizeit, die sogenannte Ehestrafsteuer, die nicht mehr verfassungskonform war, zu ersetzen. Ehefrauen durften fortan arbeiten, sollten es aber nicht. Und wie gelang das am besten im hochentwickelten Kapitalismus? Mit dem Steuerrecht. Die Hausfrau wurde zum Steuersparmodell, unabhängig davon, ob zum Haushalt Kinder gehörten oder nicht. Das geht seit Jahrzehnten an der Realität vorbei, in der jede dritte Ehe geschieden wird und der geschiedenen Frau (es ist selten umgekehrt) die Altersarmut droht.

Jetzt haben selbst die Wirtschaftsseiten der FAZ, deren Leser wohl eher Nutznießer des Ehegattensplittings sind, mit Interesse über eine vom Deutschen Wirtschaftsinstitut initiierte Studie zur Abschaffung des Ehegattensplittings berichtet, die zu dem Schluss kommt, dass eine Individualbesteuerung mit übertragbarem Grundfreibetrag der Realität in Deutschland bedeutend näher käme und die dabei eingesparten 15 Milliarden Euro jährlich Familien zugutekommen könnten, die bisher steuerlich benachteiligt sind, wenn sie keine Ehe zusammenhält. Dass die Gesellschaft überlebt, wenn die staatlichen Subventionen für traditionelle Rollenmuster abgeschafft werden, hat Österreich gezeigt, wo das Ehegattensplitting schon vor 40 Jahren abgeschafft wurde.

An der Gegenwart vorbei: Das Ehegattensplitting

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Kommentare 1
  1. Annett Gröschner
    Annett Gröschner · vor mehr als 7 Jahre

    hier noch ein beitrag von heribert prantl, diese woche in der süddeutschen. http://www.sueddeutsch...

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