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Was erfolgreiche Unternehmensgründungen und Bildung gemein haben? Richtig: Nix!

Anja C. Wagner
Bildungsquerulantin
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Anja C. WagnerFreitag, 17.07.2020

Erfolgreiches Gründen scheint nicht mit einem erfolgreichen Bildungsabschluss zu korrelieren. Zu dieser Erkenntnis gelangt man, wenn man die Story des in Deutschland bislang eher unbekannten Tobi Lütke, Gründer des erfolgreichen Shopify, hört. Philipp Westermayer hat ihn vor's Mikrofon bekommen. In dem OMR-Podcast erhält man einen Einblick in die irre Geschichte einer Start-up-Gründung, wie man sie sonst nur von amerikanischen Typen hört.

@Tobi, wie er auf Twitter heißt, berichtet dort, wie er in den 1990ern parallel zu der ihn wenig faszinierenden Schulzeit sich selbst nachmittags und abends eine Do-it-yourself-Ausbildung in Programmierung gönnte. Nach dem 10. Schuljahr ging er vom Gymnasium ab, um eine Ausbildung zum Fachinformatiker bei einem Koblenzer Siemens-Nixdorf-Unternehmen zu beginnen (und zu Ende zu bringen).

Bei einem Snowboard-Urlaub in Kanada lernt er Anfang der 2000er Jahre seine heutige Frau kennen und zieht schlussendlich dorthin. Da er in Kanada nur ein Visum als Familienangehöriger erhält ohne Arbeitserlaubnis, muss er sich "digital by default" im Kinderschlafzimmer seiner damaligen Freundin eine selbstständige finanzielle Basis aufbauen. Er entwickelt mit einem Kumpel zusammen einen Snowboard-Shop, aus dem sich später dann die Idee für das heutige Shopify als Software-as-a-Service generierte.

Ich möchte an dieser Stelle nicht die ganze Story berichten, man kann sie im verlinkten Blogpost zusammengefasst lesen oder sich den ganzen, wirklich interessanten Podcast rund um das E-Commerce-Business anhören.

Was ich mich die ganze Zeit beim Zuhören fragte, und Thomas Knuewer hat dies ähnlich formuliert: 

  • Warum sind diese wirklich erfolgreichen Unternehmer*innen in hiesigen Medienkreisen so wenig bekannt? 
  • Wäre diese Erfolgsgeschichte in Deutschland möglich gewesen oder brauchte es dazu den nordamerikanischen Spirit?
  • Warum werden Wald-und-Wiesen-Profs ohne gelebte, digitale Expertise als Beratende der Bundesregierung et. al. herangezogen, aber nicht auf diese in der Tiefe steckenden Unternehmer*innen referenziert?
  • Ist es vielleicht von Vorteil, die Schule frühzeitig zu verlassen, um richtig große Businesse aufzuziehen? 
    • Eine ähnliche Erfolgs- und abgebrochene Ausbildungsgeschichte legte ja bereits Stefan Schambach hin, was schließlich in dem großen Erfolg von Demandware mündete. (Gut, er wurde zu Intershop-Zeiten noch von Kohl umworben, aber von dem eigentlichen riesigen Erfolg in den USA haben nur wirkliche Insider*innen etwas mitbekommen.) 
    • Auch Frank Thelen ist bekannt für sein abgebrochenes Hochschul-Studium der Informatik, weil er lieber gründen wollte.
    • Und damit wir hier nicht ausschließlich auf Männer referenzieren, sei an dieser Stelle noch die deutsche Grand Dame im Silicon Valley genannt: Margit Wennmachers, die zwar ein Hochschulstudium in Deutschland absolvierte, dann aber eher hippiesk nach Kalifornien zog und heute als Partnerin der großen Risikokapitalfirma Andreessen Horowitz fungiert. Also auch kein straighter Karriereweg, wie ihn die Berufsberatung vorsieht.

Ich denke, es würde nicht schaden, richtig tief in der Materie steckende Digitalfreaks im politischen Betrieb zu Rate zu ziehen – und möglichst auch Personen, die Erfahrung im nordamerikanischen Raum mitbringen, weil dort einfach eine andere Professionalität gelebt wird. Wir können hier nur davon lernen. Diese ganze MINT-Fokussierung nützt uns hier nichts, wenn uns die Rahmenbedingungen fehlen, aus Geschäftsideen richtig erfolgreiche, globale Unternehmen zu entwickeln, die auch noch einen gesellschaftlichen Beitrag leisten – und vielen einen (Zusatz-)Verdienst ermöglichen. 

Was erfolgreiche Unternehmensgründungen und Bildung gemein haben? Richtig: Nix!

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