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Klima und Wandel

Der Öl-Boss, der den Klimagipfel leitet: So tickt Sultan Al Jaber

Alexandra Endres
Journalistin
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Alexandra EndresMontag, 09.10.2023

Ende November beginnt der nächste UN-Klimagipfel (COP28) in Dubai, in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Fiona Harvey hat Sultan Al Jaber, den Präsidenten der COP28, für den britischen Guardian porträtiert. 

In ihrem Text beschreibt sie, wie Al Jaber auftritt, und sie beleuchtet, welche Zwänge und Widersprüche hinter seiner COP28-Präsidentschaft stecken. Das offensichtlichste Problem (das er selbstverständlich gar nicht sieht): Al Jaber ist der Chef der staatlichen Ölgesellschaft ADNOC (die ihn auch bei der COP28-Vorbereitung unterstützt, was Leonie Sontheimer in diesem piq kritisiert hat). 

ADNOC plant, seine Öl- und Gas Förderkapazitäten massiv auszubauen, trotz der eskalierenden Klimakrise. Das gibt schon eine Ahnung davon, welche Rolle der COP28-Präsident der fossilen Industrie im Kampf gegen die Klimakrise zugedacht hat.

(Dazu passt übrigens auch diese Meldung von Reuters: Am vergangenen Wochenende trafen sich die Energieminister der drei größten OPEC-Mitgliedsländer Saudi Arabien, VAE und Irak in Riad zur UN-Klimawoche für den Mittleren Osten und Nordafrika (MENA). Sie warnten davor, die Ölindustrie zu "stigmatisieren", und kündigten einen "Übergang mit genügend Kohlenwasserstoffressourcen" an – also mit reichlich fossiler Energie.)

Wie das funktionieren soll, legt COP28-Präsident Al Jaber im Gespräch mit Harvey immer wieder dar; dabei bleibt er die ganze Zeit über unterhaltsam, freundlich, eloquent: der perfekte Diplomat für die Sache der fossilen Industrie. Auch Harveys Nachfragen bringt ihn nicht aus der Fassung.

Im Guardian widerlegt sie seine Talking Points dann einen nach dem anderen:

Ja, der IPCC hat festgestellt, dass die Welt immer noch einen gewissen Anteil an fossilen Brennstoffen benötigen wird, selbst wenn sie den Netto-Nullpunkt erreicht. Aber die benötigte Menge wird winzig sein (...).

Ja, fossile Brennstoffe, die effizienter gefördert werden, sind besser für den Planeten (...). Aber das ignoriert die Tatsache, dass es sich immer noch um fossile Brennstoffe handelt, deren Verbrennung in dem Maße, wie wir sie betreiben, den Planeten zerstören wird.

Ja, die Wissenschaftler sind sich einig, dass einige Anlagen zur Kohlenstoffabscheidung und -speicherung benötigt werden, ebenso wie Technologien, um Kohlenstoff aus der Luft abzusaugen. Aber diese werden relativ klein sein und hauptsächlich die am schwersten zu beseitigenden Emissionen aus Industrien wie der Zementherstellung betreffen (...).

Al Jabers flüssige Rhetorik dient dazu, eine einzige unumstößliche Tatsache zu verschleiern: Die Welt kann nicht mit einer boomenden Industrie für fossile Brennstoffe weitermachen. (...) Sonst werden wir gebraten.

Ihr Text weist auch darauf hin, welche Rolle Saudi-Arabien im Hintergrund spielen könnte, der weltweit größte Ölproduzent, der immer wieder Fortschritte auf den UN-Klimagipfeln blockiert. Die VAE haben enge Beziehungen zum Nachbarland:

Diplomaten aus anderen Ländern, die an der COP28 beteiligt sind, spekulieren, dass Al Jabers Äußerungen von saudischen Interessen überprüft oder kontrolliert werden. 

(...)

Mehrere der Diplomaten, mit denen ich spreche, äußern im Vertrauen Vorbehalte gegenüber Al Jaber und der COP-Präsidentschaft der VAE. Keiner will damit an die Öffentlichkeit gehen (...). "Er ist der Einzige, den wir haben, und wir müssen mit ihm zusammenarbeiten, um zu verhindern, dass er im eigenen Land oder von Saudi-Arabien unterminiert wird", so ein allgemeiner Standpunkt.

Keine guten Vorzeichen für den Gipfel. Große Erfolge sind in Dubai nicht zu erwarten. Vielleicht einigt man sich auf ein globales Ausbauziel für erneuerbare Energien. Den Ausstieg aus den fossilen Energiequellen aber ist mit einem Mann der Ölindustrie, wie Al Jaber einer ist, nicht zu machen.

Der Öl-Boss, der den Klimagipfel leitet: So tickt Sultan Al Jaber

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Kommentare 1
  1. Dominik Lenné
    Dominik Lenné · vor einem Jahr

    Er sollte bei seiner Firma kündigen. Aber natürlich ist das ein völlig naiver Satz.

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