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Ich beschäftige mich seit vielen Jahren journalistisch mit dem Spannungsfeld Medien, Technik und Gesellschaft. Ich habe Krautreporter gegründet, war vorher unter anderem Chefredakteur der deutschen Wired und habe das Digital-Ressort bei Focus Online aufgebaut und geleitet. Ich bin außerdem Gründer und Herausgeber des Journalismus-Thinktanks vocer. Ich mag Gedrucktes und lese trotzdem fast alles digital.
Als Anfang der 80er-Jahre plötzlich über das Phänomen "Neue Deutsche Welle" immer mehr deutschsprachige Bands in die Musik-Charts einstiegen, war es gar nicht mehr so leicht, den Überblick zu behalten. Hilfreich waren da durchaus NDW-Sampler auf MC oder Vinyl, die neben einer Menge schlagertauglich produzierten Schrott auch immer mal wieder die eine oder andere Überraschung enthielten. Auf so einer Musikkassette zumindest entdeckte ich damals die Band Interzone mit dem Song "Aus Liebe", eine ebenso NDW-typische wie seltsam pathetische Nummer (hier das Musikvideo).
Da das alles nun schon ziemlich lang her ist, liest man von solchen Bands inzwischen am ehesten in Nachrufen auf ihre Gründer – oder zu runden Geburtstagen im Seniorenalter. Eine Mischung von beiden hat nun der Tagesspiegel zu Interzone-Sänger Heiner Pudelko veröffentlicht. Der starb bereits 1995 und wäre jetzt 70 Jahre alt geworden. Michael Mönninger beschreibt, wie Pudelko im durchaus destruktiven Kreuzberg der frühen 80er-Jahre als musikalische Ausnahmefigur wirkte und zwar die neue deutsche Welle mitsurfte, aber eigentlich damit nicht mehr als eine zeitgenössische Tonalität gemeinsam hatte:
Pudelko war der leibhafte diabolus in musica und beherrschte einen hymnischen Sirenengesang, der selbst in den höchsten Lagen nicht gebrüllt, sondern eher geflüstert war. Er besaß eine vulkanisch ausbrechende Stimmkraft, die andere Hard-Rock-Sänger zu schreienden Kastraten deklassierte. Zudem gelang ihm das fast Unmögliche: die archaische Vitalität der Rockmusik mit der Sehnsucht der Schlagermusik nach Schönheit zu verbinden.
Fun Fact für diejenigen, die vielleicht noch den Song "Déjà vu" von Spliff kennen: Die Zeile "Der rote Hugo hängt tot im Seil" war eine Hommage an Pudelko (hier bei EinesTages/SpOn nachlesbar).
Wer tiefer in die interessanten Stellen der NDW eintauchen will, könnte übrigens in meinem piq von 2017 einen Einstiegspunkt finden: 10 empfehlenswerte Veröffentlichungen der frühen NDW.
Quelle: Michael Mönninger Bild: picture alliance ... tagesspiegel.de
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