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Manchmal geht sie ganz in Gelb, manchmal in Flieder oder ganz in Türkis.

Alexander Krützfeldt
Trockenbau und Sanitäranlagen

Schreibt einmal im Jahr die Geburtstagseinladungen seiner Mutter.

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Alexander KrützfeldtMontag, 05.10.2015
Es gibt Tage, da stellt man sich unweigerlich die Frage, was eigentlich in der Welt alles schieflaufen muss, und wie viel davon am Stück, dass Menschen sich voller Hass und Verachtung mit ihren selbst gemalten Papp-Plakaten in die Innenstadt stellen. Und meinen: Deutschland den Deutschen und so. Vielleicht ist es zu eng geworden, vielleicht kommen die Wände ihres kleinen Lebens sehr auf sie zu. Oder, und daran glaube ich, sie haben die Welt vor ihrem Fenster nie richtig verstanden und mögen auch nicht, was sie sehen. Denn Zuhause, da wo sie immer sitzen und morgens gemütlich ihren Kaffee trinken, da läuft alles stets nach den selben Regeln ab. Und das ist gut so. "Das Einzige, was Deutschland noch habe, sagt Frau Ochmann, sei die Gemütlichkeit." Frau Ochmann ist vielleicht so eine. Manchmal, da gibt es auch Tage, fragt man sich beim New Journalism, was Fakt und was Fiktion ist. Und manchmal wirken gerade die realen Dinge so unwirklich, dass wir sie für Fiktion halten. Frau Ochmann ist sicher so eine. Die wunderschöne Geschichte von Oliver Gehrs in der aktuellen DUMMY enthält diese Passage, die sehr genau erklärt, warum manche Menschen nicht möchten und auch nicht akzeptieren werden, dass Dinge sich ändern. "Man denkt es gar nicht, aber Frau Ochmann hat immer sehr viel zu tun. Derzeit kürzt sie gerade ihre Hosen, weil sie immer kleiner wird. 18 Stück hat sie schon gekürzt, 20 kommen noch an die Reihe. Sie schreibt auch viel: Gedichte („Oh Vaterland, oh Vaterland, du gehst unter durch Politikerhand“), vor allem aber Beschwerdebriefe. Einer ging neulich an ARD und ZDF. Darin fragt sie, warum sie Gebühren bezahlen soll, wenn im Fernseher immer nur Flüchtlinge und Islamisten kommen. Und Griechen. Sie sähe gern mal etwas anderes. Ein anderes Schreiben ging an das Modeversandhaus Klingel. Warum es denn in deren Katalogen nicht sechs bis sieben Sonderseiten mit Mode für ältere Damen gebe. Ist ja auch wirklich eine gute Frage."
Manchmal geht sie ganz in Gelb, manchmal in Flieder oder ganz in Türkis.

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Kommentare 3
  1. Alexander Krützfeldt
    Alexander Krützfeldt · vor 9 Jahren

    Vielen Dank, Marcus. Du bekommst hier auch weiterhin Texte, die von Suff, Rauch und allgemeiner Trostlosigkeit durchtränkt sind. Manchmal auch was Positives. Aber nur manchmal! (Scherz)

    1. Frederik Fischer
      Frederik Fischer · vor 9 Jahren

      Sehr, sehr schöner Fund. Mit Freude gelesen. Mit Bedauern festgestellt, wie selten solche Texte sind.

  2. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor 9 Jahren

    Geil - so geht piqd! Hut ab Alex! Schöner Text, aber nach deinem pitch hatte ich auch schon richtig Bock drauf...

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