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Zeit und Geschichte

Gestern & Heute: Wie aktuell ist der Übergang zu einer Diktatur?

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergFreitag, 13.09.2024

Artikel und Bücher, Filme und künstlerische Werke, gelehrte Studien und Debattenbeiträge, die den Übergang der liberalen Weimarer Republik in eine Diktatur zeigen und im Stoff von gestern, Fragen von heute stellen, gibt es viele. Auch hier auf forum.eu: Unlängst postete der geschätzte Kollege Dirk Liesemer diesen Pick.

Alex Struwe, Politikwissenschaftler und Redakteur, legt eine überzeugende Variante vor:

Vor 80 Jahren hatte sich der Wirtschaftssoziologe Karl Polanyi in seiner Studie zur »Great Transformation« jener Selbstzerstörung der liberalen Gesellschaften angenommen, die ultimativ in den Zweiten Weltkrieg gemündet war. Polanyi schilderte recht pointiert den Widerspruch jener damaligen »Marktgesellschaften«. Diese aus dem Erbe der Aufklärung hervorgegangenen Nationalstaaten hielten das Ideal der menschlichen Freiheit hoch, deren Realität aber war die formale Freiheit des Marktes, die mit himmelschreienden Ungleichheiten und sozialem Elend einherging. In diesem immer offensichtlicheren Zwiespalt zwischen Idee und Wirklichkeit, erkannte Polanyi, bleibt in den liberalen Demokratien irgendwann »keine andere Alternative übrig, als entweder einer illusionären Vorstellung von Freiheit treu zu bleiben und damit die gesellschaftliche Realität zu leugnen, oder diese Realität anzuerkennen und die Idee der Freiheit abzulehnen. Das erstere ist die Schlußfolgerung der Liberalen, das letztere die der Faschisten.«

Auf den Schultern von Karl Polanyi (1886-1964) erklärt der Filmemacher Ilan Ziv in einer arte-Doku den Kapitalismus. Polanyis Erfahrungen der 1920/30er Jahre, die in sein großes Werk "The Great Transformation" einflossen, das erstmals 1944 erschien, sind wieder aktuell.

Hier ein Link zum yourbookshop, wer das Buch lesen will.

Ein anderes, das die damalige Situation mit der heutigen vergleicht, steht hier als open access: Michael Brie, Polanyi neu entdecken, Das hellblaue Bändchen zu einem möglichen Dialog von Nancy Fraser und Karl Polanyi.

Deshalb hat, nimmt man alles und in allem, die Linke mehr Antworten auf die Vielfachkrise als die Rechte und deshalb reichen Stimmen, die eine starke Linke wollen, bis in die politische Mitte. Silke van Dyk, Professorin für Politische Soziologie und Co-Sprecherin des Sonderforschungsbereichs "Strukturwandel des Eigentums" an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, begründet das in einem Gastbeitrag im SPIEGEL und sieht die Bewältigung von drei Aufgaben für zentral.

Diese erste Aufgabe, die linke Verteidigung der liberalen Demokratie, richtet sich nicht nur gegen die rechtsextremen Demokratieverächter, sondern auch gegen jene, die ihnen zu weit entgegengehen. Gelebte Demokratie bedeutet, dass Demokraten nicht nur die Feinde der Demokratie bekämpfen, sondern auch ihre Inhalte. Brandmauern bringen nichts, wenn auf der eigenen Seite gezündelt wird.


...


Zweitens wartet die Herkulesaufgabe, ein soziales und infrastrukturelles Fundament für eine weniger ressentimentgeladene, für Veränderungen offene Gesellschaft zu schaffen, in der sich alle Menschen sicher fühlen können.

...

Damit dieses Fundament nicht fortlaufend unterspült wird, braucht es drittens eine Systemkritik von links, die mit dem Irrglauben aufräumt, Systemkritik sei verschwörungstheoretischen oder faschistischen Demokratieverächtern vorbehalten und per se antidemokratisch. Linke Systemkritik ist das Gegenteil: Sie nimmt das liberale Demokratieversprechen beim Wort und fragt nach den Bedingungen und Grenzen seiner Realisierung. Das demokratische Gleichheitsversprechen bleibt so lange halbiert, wie es vor dem Betrieb, der Fabrik oder der Pflegestation haltmacht.

Wenn diese drei Aufgaben nicht bewältigt werden, ist ein Abgleiten in Diktaturen und ein neues Katastrophenzeitalter, das zum Teil schon begonnen hat, nicht zu vermeiden. 

Allerdings auch hier gilt: Geschichte wiederholt sich nicht, aber es gibt Varianten. Man kann nicht zweimal in den gleichen Fluss steigen...

Gestern & Heute: Wie aktuell ist der Übergang zu einer Diktatur?

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