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Flucht und Einwanderung

Gestern & Heute: Endstation DDR oder Ausreisen in die Welt

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergMontag, 13.03.2023

GESCHLOSSENE GESELLSCHAFT ist ein Film, den wenige gesehen haben und der das Scheitern der DDR zeigt. Bis zum 1. April 2023 ist er in der ARD-Mediathek zu sehen.

Zu DDR-Zeiten ist er nur zweimal gezeigt worden. Einmal am 29. November 1978 spätabends ohne Angabe, dass dieser Film von einigen der bekanntesten Künstlern der DDR geschaffen worden war.

Der Regisseur Frank Beyer hatte zuvor mit JAKOB DER LÜGNER nach dem mittlerweile klassischen Roman von Jurek Becker den einzigen DDR-Film inszeniert, der jemals für einen Oscar nominiert war.

Und nun wurde sein neues Werk GESCHLOSSENE GESELLSCHAFT, das wie durch Zufall zunächst das Netz der Zensur passiert hatte, "versendet".

Man kann sagen, den fertigen Film erkannten die Verantwortlichen: Frank Beyers Werk ist beeindruckendes Familiendrama und beklemmende Parabel auf die DDR-Gesellschaft der 1970er (und wohl des gesamten Ostblocks).

Lange Jahre blieb GESCHLOSSENE GESELLSCHAFT ein Gerücht und wurde erst wieder am 3. Dezember 1989 gezeigt.

Der Ingenieur Robert und die Jugendhelferin Ellen fahren mit ihrem fünfjährigen Sohn Nicky in den Urlaub. Der Zufall will es, dass sie in ihrem Urlaubsquartier ohne Gesellschaft bleiben. Unfreiwillig allein und sich selbst überlassen, verwandelt sich der Urlaub unversehens in eine harte Prüfung ihres familiären Zusammenlebens. Unausgetragene Konflikte brechen auf. Alles was bisher unter den Teppich gekehrt wurde, wird ans Licht gezerrt. Beide, Mann und Frau, gehen schonungslos offen mit sich ins Gericht. Da kommen Seitensprünge zur Sprache und Scheidungsabsichten, Leistungsdruck, Misstrauen und Anpassung aus Bequemlichkeit. Erschrocken über ihre Entdeckungen, fragen sie sich, was wohl mit ihnen los sei. Aus dem scheinbaren Miteinander wird ein Nebeneinander, ja Gegeneinander. Erst die Lebensweisheit eines alten Mannes hilft ihnen, sich ganz allmählich zu einem neuen Verständnis menschlichen Daseins, menschlicher Verantwortung und individueller Möglichkeiten vorzuarbeiten. Doch was bleibt, sind Schwermut und Melancholie.

Der Grund, warum ich den Film im Kanal FLUCHT UND EINWANDERUNG empfehle, liegt gesellschaftlich daran, dass um diese Zeit die Anzahl der Ausreiseanträge drastisch stieg, was auch einige der beteiligten Künstler betrifft:

Klaus Poche, der das Drehbuch geschrieben hat, ging nach Westdeutschland. So auch der Hauptdarsteller Armin Mueller-Stahl, der zum einzigen Schauspieler avancierte, der in der DDR erfolgreich war, dann in der Bundesrepublik (u. a. bei Fassbinder) und dann in Hollywood. Hier ein kurzer Film zu diesem Weltstar aus der DDR.

GESCHLOSSENE GESELLSCHAFT gehört zu den sogenannten "Kellerfilmen", die wegen ihrer kritischen Haltung bald verschwanden und oft erst kurz vor dem Ende der DDR gezeigt werden konnten. Frank Beyer, der Regisseur von GESCHLOSSENE GESELLSCHAFT, schuf mit SPUR DER STEINE auch den bekanntesten "Kellerfilm".

Gestern & Heute: Endstation DDR oder Ausreisen in die Welt

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Kommentare 1
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr

    Danke, muß ich mir ansehen ……

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