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Zeit und Geschichte

Gestern & Heute: Die mögliche Apokalypse ist unsere Realität

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergFreitag, 04.08.2023

Christopher Nolans OPPENHEIMER ist ein bemerkenswerter Film, der in diesem Beitrag vorgestellt wird – mit historischen Aufnahmen des historischen und des fiktiven Wissenschaftlers und Aussagen des Regisseurs, der mehr Fragen stellt als Antworten gibt.

Da es aber entscheidende Fragen sind, nachdem die Menschheit nicht zuletzt durch Oppenheimer sich selbst zerstören kann, lohnt es sich, den zwischen Bildgewalt und Kammerspiel changierenden Film auf der großen Leinwand anzusehen. Er hat rasante Dialoge, eine spannende Erzählweise, die über fast drei Stunden trägt. Nur die Musik störte mich zuweilen.

Schon einmal hatte ein Kunstwerk über diesen theoretischen Physiker Julius Robert Oppenheimer, der die Welt praktisch veränderte, für Furore gesorgt. 

Ab 1964 war Heinar Kipphardts Theaterstück IN DER SACHE J. ROBERT OPPENHEIMER ein deutscher Theatererfolg, dann kam es auf mehreren Kontinenten auf die Bretter, die zuweilen die Welt bedeuten.

Eine preisgekrönte Fernsehfassung des Hessischen Rundfunk in der Regie von Gerhard Klingenberg mit Charles Regnier als Oppenheimer empfehle ich hier, obwohl die Hörspielfassung von Amido Hoffmann des SRF besser gealtert ist: Momentan ist sie hier frei zugänglich.

Der markante Politikwissenschaftler Claus Leggewie publizierte in der taz einen lesenswerten Vergleich zwischen Heinar Kipphardts Theaterstück und Christopher Nolans sehenswerten Film.

Ich weiß nicht, ob der Erfolg von Christopher Nolan auf einem Missverständnis beruht wie es Peter Hacks bei Kipphardt glaubte und dem Stück in einem Brief an den Freund, den Claus Leggewie zitiert, einen großen Erfolg vorhersagte – 

auf Grund eines Irrtums. Nämlich ich bin sicher, dass sich die Publikume der Welt mit I.R.O. <Oppenheimer> identifizieren werden als mit einem, der das Gute will, wie sie, und der nichts dafür tut, wie sie, und der so schrecklich hart damit bestraft wird, dass man ihm, gleich ihnen, nicht gestattet, Amerika zu regieren. Das ist nicht boshaft, jedenfalls nicht gegen Dich. Alle großen Erfolge beruhen auf Missverständnissen.

Christopher Nolan, so Leggewie, hatte bei der Arbeit am Film die

Tüftler der Big-Five-Unternehmen im Blick, die unverdrossen an der Perfektionierung künstlicher Intelligenz arbeiten, ohne nach deren Sinn und unheilvollen Folgen zu fragen.

...

Der wichtigste Unterschied zum Manhattan-Projekt (der Geheimtitel des Atombombenprojekts, A.E.) besteht wohl darin, dass die direktive Kraft wissenschaftlicher Expertise noch heute viel dringender staatliche Regulierung fordert, aber das Vertrauen in diese Expertise bei den einen übergroß („follow the ­science“) ist und den anderen („alternative truths“) völlig verloren gegangen ist. Beides führt zu wildwüchsiger Entpolitisierung.

Kipphardt zitiert aus einem TV-Interview Oppenheimers, in dem er ausführt, was man auf die jahrelange Verleugnung gefährlichen Klimawandels beziehen kann: 

Die mögliche Apokalypse ist eine Realität unseres Lebens. Wir wissen das, aber wir kapseln dieses Wissen ein. Es scheint uns nicht akut. Wir meinen, es hat noch Zeit. Aber wir haben nicht viel Zeit.

Der Drehbeginn von Nolans Film fiel zufälligerweise in die Zeit, als die Ausweitung der Kriegszone in der Ukraine durch die russische Gewaltherrschaft erfolgte und die Atombombengefahr so akut wurde und bleibt wie seit den 1980er-Jahren nicht mehr.

Aufgrund des Erfolgs des Films, aufgrund heutiger Ähnlichkeiten, gibt es jetzt viele Beiträge zu Oppenheimer; hier eins aus der deutschen Ausgabe der National Geographic. Es endet so:

Obwohl er derjenige war, der die „nötige“ Waffe entwickelte, die einen Krieg beendet, zwei Städte dem Erdboden gleich machte und die Welt in ein gefährliches neues Zeitalter führte, sprach er sich bis zum Ende seines Lebens gegen die atomare Aufrüstung aus.

„Die Physiker haben erfahren, was Sünde ist", sagte er 1950, „und dieses Wissen wird sie nie mehr ganz verlassen.“

Sehenswert ist der Dokumentarfilm THE DAY AFTER TRINITY von Jon Else aus dem Jahr 1981 mit Zeitzeugen, die im Spielfilm OPPENHEIMER fiktive Charakter geworden sind oder diese inspirierten.

Gestern & Heute: Die mögliche Apokalypse ist unsere Realität

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Kommentare 2
  1. Anita H
    Anita H · vor einem Jahr

    Danke für diese Zusammenstellung und die vielen Links! Das Thema interessiert mich gerade sehr. Habe mich mit Oppenheimer noch nie näher beschäftigt.

    Empfehlen kann ich Wolfgang Schmidts Filmanalyse, deren Schwerpunkt natürlich der Film und die Art des Films "Oppenheimer" ist.
    Darüberhinaus erhalt man viele gute Informationen und Einschätzungen zur Person und zum gesellschaftlichen Rahmen, damals und heute. Und in der Videobeschreibung gibt es wie immer die Liste der zitierten Bücher, u.a. Günther Anders, "Die atomare Drohung".

    Ich hab jetzt viel zu lesen und zu schauen. Wobei, ich glaube, ich fange mit dem Hörspiel an!🎧
    Danke für die Links!
    Anita

    Filmanalyse:
    https://youtu.be/eyH_s...

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor einem Jahr

      Danke. Auch für die Ergänzung.

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