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Technologie und Gesellschaft

Können wir mit unseren digitalen Doppelgängern bald Geld verdienen?

1E9 Magazin
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1E9 MagazinDienstag, 29.09.2020

Mit Deepfakes werden Schauspieler in Filme gefaked, in denen sie nie mitgespielt haben. Es werden damit Videos von Politikern und sogar Pornos manipuliert. Aber die Technologie kann noch viel mehr: Ein Start-up aus Israel erschafft mit der auf künstlicher Intelligenz basierenden Technik digitale Doppelgänger von Menschen. Zumindest, wenn sie das wollen.

„Die Idee kommt von der Vision, dass irgendwann in der Zukunft jeder einen digitalen Zwilling von sich selbst haben könnte“, sagt Natalie Monbiot von Hour One zu 1E9. „Also eine digitale Version des eigenen Ichs, die dich in der digitalen Sphäre vertritt.“ Genau daran haben Oren Aharon and Lior Hakim, die Gründer von Hour One, vor rund zwei Jahren geforscht.

Eingesetzt werden sollen diese digitalen Replikate beispielsweise als Werbesprecher oder lebende Chatbots. Aber sie könnten auch Anleitung bei Sportübungen, Yoga oder dem Aufbau einer neuen Spielkonsole geben. Denn mittels künstlicher Intelligenz können sie nahezu alles sagen und tun, was das Unternehmen Hour One beziehungsweise seine Kunden wollen.

Die Stimme kommt dabei ebenso aus dem Computer – per Sprachsynthese, wie bei Audio-Deepfakes. Dabei ist es meist nicht die Originalstimme des Models, sondern eines professionellen Sprechers – wobei auch erstere geklont werden könnte. „Wir können Texte in fast jeder Sprache verwenden und den Charakteren wieder Leben einhauchen“, sagt die Hour-One-Mitarbeiterin. „Auf diese Weise kann ein einzelner Charakter theoretisch Tausende von Texten aufsagen und mit Menschen rund um die Welt interagieren.“

Selbst zum Doppelgänger werden?

Nicht nur professionelle Schauspieler können einen digitalen Doppelgänger bekommen, sondern fast jeder. Denn der Aufwand ist vergleichsweise gering. Es braucht lediglich 15 Minuten an Videomaterial, das der künstlichen Intelligenz als Lernvorlage dient. Tatsächlich kann sich jeder beim Start-up bewerben – und dann sogar mit seinem Ebenbild Geld verdienen.

„Wenn du dann von einem oder mehreren unserer Kunden als Charakter ausgewählt wirst, erhältst du für jedes Video Geld“, sagt Natalie Monbiot. Wie viel, das könne nicht pauschal gesagt werden. Dazu verspricht Hour One sicherzustellen, dass die digitalen Avatare nicht für grenzwertige oder illegale Anwendungen eingesetzt werden. Ebenso können die Models festlegen, ob sie für bestimmte Produkte oder Medienbereiche nicht genutzt werden wollen. Will etwa jemand nicht in einem Video für Fleischprodukte oder Homöopathie werben, dann sei das kein Problem.

Das Start-up ist mit seiner Idee nicht alleine. Auch andere Unternehmen arbeiten an derartigen Doppelgängern. Darunter auch Größen wie Samsung, die mit ihren fotorealistischen NEON-Figuren irgendwann auch Menschen an Rezeptionen, Flughafenticketschaltern oder sogar in Klassenräumen ersetzen wollen.

Können wir mit unseren digitalen Doppelgängern bald Geld verdienen?

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