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Woher wissen wir, das andere Menschen ein Bewusstsein haben? Und woher wissen wir, dass ein einfacher Thermostat kein Bewusstsein hat? Vielleicht vermuten wir es nur, weil wir in uns selbst keinen anderen Zustand kennen und das, was wir fühlen und denken eben Bewusstsein nennen. Sicher können wir uns wohl nicht sein. Einigen wir uns darauf, dass wir Überzeugungen haben - genau wie ein Thermostat.
Der amerikanische KI-Forscher John McCarthy (1927–2011), der in den 1950er Jahren den Ausdruck künstliche Intelligenz prägte, argumentierte 1979, dass es sinnvoll sei, auf genau diese Weise von Thermostaten zu reden: Es ist legitim, ihnen Überzeugungen und Ziele zuzuschreiben. Bloß kann ein Thermostat nur wenige Überzeugungen haben (in seinem Beispiel drei: Zimmer zu warm, Zimmer zu kalt, Zimmer gerade richtig) und nur wenige Ziele (eines: das Zimmer auf die Temperatur gerade richtig bringen).
Zugegeben, das scheint ein wenig quer gedacht. Doch müssen wir uns mit dieser Fragestellung auseinandersetzen, je komplexer die Maschinen werden, die wir entwerfen und bauen. Und wer weiß:
Wenn wir einer Tür beibringen, zu sagen, »Sie haben eine einfache Tür sehr glücklich gemacht« – vielleicht haben wir dann wirklich eine glückliche Tür geschaffen.
Quelle: Matthias Warkus spektrum.de
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Die Frage, ob dem Thermostat Bewusstheit zugesprochen werden kann, müsste ja auch umkehrbar sein: Ist das, was wir Bewusstsein nennen, nur eine thermostatartiges Reagieren auf beobachtete Zustände?
Ich glaube das nicht. Ich glaube vielmehr, dass die Philosophie eine große Gabe besitzt, dem Metapherngewölk der Sprache auf den Leim zu gehen. So wenig wie es sich bei Kunsthonig um Honig handelt, genauso wenig handelt es sich bei "Kunstintelligenz" um Intelligenz (Einsichtsfähigkeit), sondern um etwas unvermeidlich Künstliches, das irritierenderweise bei bestimmten Aufgabentypen supersmart wirkt. Ähnlich verhält es sich mit dem Thermostaten. Nur weil er auf physikalische Zustände Reaktionen zeigt, hat das nichts mit den Reaktionen eines lebendigen Gehirns zu tun, es sei denn über irgendeine Metaphernbrücke.
Es sind die Worte, die die "philosophische" Spekulation ermöglichen, in diesem Fall das Wort "Überzeugung", was in sich selbst reichlich Ambiguität aufweist, also ein unklarer Term ist. Die Sachverhalte selbst scheinen nicht nur, sondern sind verschieden, was man schon daran erkennen kann, dass Thermostate immer der gleichen *objektiven*, prognostizierbaren "Überzeugung" sind, und zwar alle miteinander, während menschliche Gehirne ganz gerne aus den gleichen "Messdaten" die unterschiedlichsten Überzeugungen gewinnen und diese dann auch noch einander anpassen, weil ihre subjektiven Überzeugungen meistens, aber nicht immer, unabhängig vom objektiven Input durch soziale Kontexte entstehen oder auch nur scheinbar entstehen. Wie gesagt: "Überzeugung" - was bist du überhaupt?