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Thomas Derksen also ist das Gesicht einer Zukunft, die in Deutschland noch stattfinden kann. Ein junger Mann aus einer nordrhein-westfälischen Kleinstadt, der sich in China in eine junge Frau verliebte, dort sein Leben neu erfand, sich mit einer Mischung aus Geschäftssinn und Zukunftseuphorie einen Ruf als Botschafter deutscher Marken erarbeitet und heute nun Sätze sagt wie:
„Digitalisierung. Da kann man sich nicht aussuchen, ob man das möchte oder nicht. Man muss mitmachen.“
Sätze, die nicht ob ihres unglaublichen Tiefsinns den Weg geschafft haben, sondern weil sie für etwas stehen, das in Deutschland noch immer eher unausgeprägt ist (und ob das nun gut oder schlecht ist, mag ein*e jede*r nach der Ansicht dieses Films für sich entscheiden): ein bedingungsloser Glaube an die Möglichkeiten der Digitalisierung, unser Leben besser zu machen, wie er in China herrscht.
Und weil das so ist, wird Thomas Derksen, einer der bekanntestes ausländischen Influencer in China, zur Symbolfigur eines Films, der zwei etwas platte Frage unterschwellig formuliert, die er dann differenziert beantwortet: Wer hat die Macht im Internet – Politik oder Konzerne? Und was hat China, was wir nicht haben?
Die erste Frage ist eigentlich schon beantwortet und auch dieser Film gibt nur begrenzt Hoffnung, dass sich an dieser Antwort nochmal etwas ändert. Die zweite Frage könnte dazu beitragen, was einen nicht wirklich hoffnungsfroher macht, und schwang in einigen neidvollen Ausführungen deutscher Politiker*innen, die im Zuge der Corona-Pandemie das chinesische Vorbild des Seuchen-Trackings via digitaler Helfer lobten, schon mal mit. Geht aber natürlich viel tiefer. Ausgangspunkt dieses Films ist die nicht ganz neue Feststellung beim Blick auf die 100 größten Unternehmen der Welt, das dort nur ein einziger deutscher (SAP) aber um so mehr chinesische Internetkonzerne rangieren. Nach einigen Abschweifungen, die einen nicht neuen aber guten Überblick über Chinas digitale Errungenschaft geben, wendet sich das Film-Team aus der Docupy-Mannschaft das WDR, das auch schon die Filme „Ungleichland“ und „Heimtland“ drehte, der deutschen Digital-Landschaft zu. Und trägt fleißig und erhellend die Missstände deutscher Digitalpolitik zusammen, nennt aber auch Baustellen, auf denen Anlass für vage Hoffnung besteht. Das ist nicht immer völlig neu, erlaubt aber auch für engere Beobachter*innen der deutschen Digital-Blase den ein oder anderen hübschen, weil nahen, Einblick in Überlegungen von Unternehmen wie Zalando oder Politikgestalter*innen wie Dorothee Bär.
Man hat danach nicht zwingend das Gefühl, dass man gerne ein digitales Leben wie in China hätte. Aber eigentlich eins wie im derzeitigen Deutschland auch nicht unbedingt.
Quelle: Docupy Bild: ARD-Mediathek ardmediathek.de
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Tolle Doku. Der Reihe Docupy gelingen immer wieder spannende Beobachtungen und Erzählungen, die Probleme und Lösungen aufzeigen. Ungleichland und Heimatland waren stark, wobei ich Ungleichland dabei sogar eindrücklicher fand. Hier sind die piqs dazu: https://www.piqd.de/se...