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Technologie und Gesellschaft

Überwacht: Sieben Milliarden im Visier

Torsten Schubert
Journalist, Autor
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Torsten SchubertSonntag, 19.04.2020

Schon in den 1970er Jahren verkündete die Bundesrepublik Verschärfungen von Gesetzen im Kampf gegen den damaligen Terrorismus der RAF. Viele protestierten dagegen. Doch im Nachhinein wirken sie fast harmlos gegenüber den heutigen technischen Möglichkeiten. Die Staaten rüsten auf, um die Sicherheit seiner Bürger zu garantieren - und die Bürger begrüßen das vielerorts und größtenteils. Doch geht es den Staaten wirklich um die Sicherheit ihrer Bürger oder wollen sie nur sich selbst vor ihren Bürgern schützen? Die heutigen technischen Möglichkeiten sind erschreckend. Bald kann niemand mehr vor seine Tür gehen, ohne nicht irgendwo registriert zu werden. In China vergibt der Staat bereits sogenannte Sozialpunkte für gutes staatsbürgerliches Benehmen. Die Dokumentation fasst den derzeitigen Stand dieser Entwicklung in verschiedenen Ländern zusammen.

Berlin, Paris, Brüssel, Kairo, Manila: Der Terrorismus verschont keine Region der Welt. In den letzten 15 Jahren ist die jährliche Zahl der Anschläge von 2.000 auf knapp 14.000 weltweit gestiegen, die Zahl der Toten hat sich verneunfacht. Angesichts dieser wachsenden Bedrohung setzen immer mehr Staaten auf den Schutz durch neueste Technologien. In Frankreich analysieren intelligente Kameras der Polizei das Verhalten von Passanten, in den USA arbeiten Polizisten mit Gesichtserkennung und in China können Kameras Kriminelle sogar an ihrer Gangart erkennen. Dank künstlicher Intelligenz haben staatliche Behörden so viel Macht wie nie zuvor: Sie sind in der Lage, alles zu sehen und zu hören, immer und überall. Welchen Grad an staatlicher Überwachung halten unsere individuellen Freiheiten aus? Wohin wird der Sicherheitswahn führen? Und: Macht die digitale Revolution sieben Milliarden Erdbewohner zu Verdächtigen? Der investigative Dokumentarfilm zeigt erstmals auf, wie sich Staaten weltweit im Kampf gegen Terrorismus und Kriminalität einen gefährlichen Wettlauf um immer mehr und immer neuere Überwachungstechnologien liefern. Er führt in die Videoüberwachungszentren der französischen Polizei, hinter die Kulissen der amerikanischen Verteidigungspolitik und in die „digitalen Gulags“ der chinesischen Provinz Xinjiang, in eine Welt der Gesichtserkennung, Emotionsdetektoren und autonomen Killerdrohnen. Dabei werden die engen Beziehungen zwischen Sicherheitsindustrie und Regierung deutlich. Eine Verflechtung, die in China die Geburt eines neuen Regimes begünstigt hat: der Diktatur 3.0. Genetische Erfassung muslimischer Minderheiten, willkürliche Präventivverhaftungen, Bewertung aller chinesischen Bürger durch das sogenannte Sozialkredit-System. Der rasante Zuwachs an Start-ups bietet dem Reich der Mitte heute ein Überwachungsarsenal, das offenbar nur darauf wartet, in die ganze Welt exportiert zu werden.

Die erschreckende Dokumentation ist in der Arte-Mediathek noch bis zum 19. Juni 2020 zu sehen.

Überwacht: Sieben Milliarden im Visier

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