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Technologie und Gesellschaft

Sierra Leone: Facebook-Romanzen und die Hoffnung auf ein besseres Leben

Sonja Wild
Redakteurin, Spielebloggerin

Hat englische und deutsche Literaturwissenschaft sowie Politik in Erlangen studiert. Schreibt auf lostlevels.de über Indie-Spiele und arbeitet in der Redaktion des Bookazines WASD mit. Lebt, spielt und arbeitet in Berlin.

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Sonja WildDienstag, 13.02.2018

Das westafrikanische Sierra Leone ist eines der ärmsten Länder der Welt, im aktuellsten Human Development Report der Vereinten Nationen liegt es auf Platz 179 von 188 Ländern (hier gibt es die Übersicht als PDF). Die Internet-Infrastruktur ist miserabel, und trotzdem nutzen die Menschen in Sierra Leone das Netz natürlich genauso gerne und intensiv wie anderswo auf der Welt – wenn es eben gerade geht.

Trotzdem spiegelt die Art und Weise, wie und wozu das Internet genutzt wird, immer auch ein Stück weit die Lebensverhältnisse der Nutzerinnen und Nutzer wider. Sehr gut zeigt das die verlinkte Geschichte der britischen Journalistin Olivia Acland, die in Sierra Leones Hauptstadt Freetown lebt. Sie beschreibt, wie das Internet in Sierra Leone auch dazu dient, den Traum von einem besseren Leben zu verfolgen. Viele Menschen hoffen auf einen Neuanfang anderswo auf der Welt, und ausgerechnet Facebook ist für sie das Werkzeug, mit dem sie sich diesem Traum zumindest nähern: Sie versuchen, über das Netzwerk PartnerInnen in Nordamerika oder Europa zu finden, die sie dann womöglich in ihre Heimat holen. Ein besseres Leben scheint durch die sozialen Medien plötzlich zumindest ein bisschen greifbarer, und zugleich ist das Facebook-Flirting auch ein unterhaltsamer Zeitvertreib, eine Art Spiel.

Dass die Methode jemals Erfolg hat, ist fraglich. Aclands Artikel liefert keine Zahlen oder Analysen zu diesem Phänomen, sondern vielmehr ein interessantes und sympathisches Stimmungsbild, das auf Gesprächen mit den Menschen in ihrer Nachbarschaft beruht. Und das ein Gefühl dafür vermittelt, dass es schon ein Privileg ist, wenn man von sozialen Medien vorrangig Nachrichten, Urlaubsfotos und Memes erwartet – und nicht eine Chance, sich aus einem Leben in Armut zu befreien.

Sierra Leone: Facebook-Romanzen und die Hoffnung auf ein besseres Leben

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