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Hat englische und deutsche Literaturwissenschaft sowie Politik in Erlangen studiert. Schreibt auf lostlevels.de über Indie-Spiele und arbeitet in der Redaktion des Bookazines WASD mit. Lebt, spielt und arbeitet in Berlin.
Ob Killerspiel- oder Suchtdebatte: Kontroversen rund um Computerspiele entzünden sich normalerweise eher um die großen Blockbuster denn um kleine, anspruchsvolle Indie-Games. Im Fall von Thunderbird Strike ist das anders: Das kostenlose Spiel der Entwicklerin und Professorin Elizabeth LaPensée hat wütende Proteste von Öl-Lobbyisten und einem republikanischen Senator aus Minnesota ausgelöst.
In dem Spiel, das erst kürzlich beim ImagineNATIVE-Festival in Toronto ausgezeichnet wurde, wird ein Donnervogel gesteuert, der aus der Luft Pipeline-Infrastruktur zerstören oder Wildtierpopulationen wieder aufbauen kann. Das Spiel nimmt konkret Bezug auf die „Enbridge Line 5“-Pipeline in Michigan, die unter anderem deswegen so umstritten ist, weil sie im Falle eines Lecks ein enormes Risiko für die betroffenen Regionen darstellt.
Nun steht die Entwicklerin unter Beschuss, weil das Spiel angeblich zu Ökoterrorismus aufrufe – ein schöner Beleg dafür, dass die Entwicklerin einen Nerv getroffen hat. Als Serious Game ist Thunderbird Strike natürlich eine kritische Auseinandersetzung mit den Folgen und Risiken des Pipeline-Baus in den USA, und damit hat sich LaPensée nicht nur Freunde gemacht. Der Terrorismus-Vorwurf ist selbstverständlich großer Quatsch, lässt sich aber schön plakativ verkaufen: Der republikanische Senator David Osmek fordert bereits, LaPensée möge die Fördermittel, die sie aus Minnesota erhalten hat, zurückgeben. Das ist übrigens der gleiche Senator, der allen Ernstes sagte, das Spiel sehe ja aus, als sei es "ca. 1985 auf einem C64 programmiert worden", und sich damit endgültig disqualifiziert.
Der verlinkte Netzpolitik-Artikel bietet eine sehr knappe Zusammenfassung der Kontroverse auf Deutsch, verlinkt aber auf einige ausführlichere Quellen. Eine gute englische Darstellung von Motherboard gibt es hier, die New York Times berichtet hier. Außerdem hat Motherboard bereits vor zwei Wochen hier über das Spiel berichtet – noch bevor die Kontroverse um das Spiel begann.
Quelle: Markus Reuter Bild: Thunderbird Strike netzpolitik.org
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